16. November 2016
Shanghai habe ich anders erlebt als jede andere chinesische Stadt, die ich bis dahin besucht hatte. Als Industriezentrum des Landes und dem Status als Sonderwirtschaftszone, ist Shanghai westlichen Einflüssen viel mehr ausgesetzt als andere Metropolen Chinas. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich so sehr in eine Stadt verlieben könnte. Die Moderne vor Ort stellte für mich eine komplette Abwechslung von Zhuzhou dar. Deswegen hier meine absoluten Highlights:
Skyline und der Bund
Man kann Shanghai nicht verlassen, ohne die Skyline gesehen zu haben oder über den Bund, die aus Kolonialzeiten stammende und sehr beliebte Uferpromenade am Huangpu Fluss, spaziert zu sein. Shanghai hat im Vergleich zu Peking weniger Touristenattraktionen, aber dafür ist die Stadt selbst die größte Attraktion. Vom Bund aus kann man die Skyline wunderbar bei Tag und Nacht bewundern. Aufgrund Shanghais‘ Handelsgeschichte und dem damaligen Einfluss westlicher Kolonialmächte zeichnet sich der Bund durch unterschiedlichste architektonische Baustile aus. Dieser Kontrast zwischen historischen Gebäuden und modernen Neubauten des noch recht jungen Stadtteils Pudong macht einen Spaziergang an der Promenade zu etwas ganz Besonderem. Ab 19 Uhr erstrahlen übrigens beide Seiten des Flusses in wunderschönem Licht.
Yu Yuan (Yu-Garten)
Die Gegend rund um den Yuyuan, in der Altstadt Shanghais gelegen, bietet Kontrastprogramm zur sonstigen sehr modernen Stadt. In der Ming-Dynastie wurde der Garten von einem Beamten als Privatanlage angelegt und seitdem immer wieder renoviert. Nach der „Zick-Zack-Brücke“ kann man einem Teehaus inmitten eines Goldfischteichs einen Besuch abstatten. Rund um den Yuyuan gibt es diverse Essensstände und kleine Souvenirshops. Mein Highlight des Tages: Endlich die chinesische Blumenzuckerwatte zu finden, die ich mal bei Galileo gesehen habe! 🙂
Französische Konzession und Propaganda-Museum
Wer Sehnsucht nach Europa hat, ist in diesem Viertel genau richtig aufgehoben. Das ehemals französisch verwaltete Gebiet versprüht heute noch einen gewissen „French Flair“ mit den zahlreichen Boutiquen, kleinen Restaurants, Cafés und Galerien. Es ist eine bei Ausländern äußerst beliebte Wohngegend, die mit ihren platanengesäumten Straßen liebevoll auch als „Paris des Ostens“ bezeichnet wird. Wenn man schon in der Gegend ist, bietet sich ein Besuch beim Propaganda Post Art Center an. Es stellt Poster des kommunistischen Chinas unter Mao aus und obwohl nur auf zwei Räume begrenzt, kann man als Geschichts- oder Chinainteressierter einge Zeit damit verbringen, die Poster auf sich wirken zu lassen. Ein besonderer Fokus wird auf die chinesische Kulturrevolution gelegt, dessen Ausmaße man nach einem Besuch sehr viel besser versteht.
Heiratsmarkt und Jing’an Tempel
Am Sonntag wurde früh aufgestanden, um den wöchentlich stattfinden Heiratsmarkt am zentralen People’s Square zu besuchen. Was dort passiert, kann man erst einmal gar nicht glauben. Hauptsächlich Großeltern oder auch Eltern verbringen ihr Wochenende damit, einen Partner für ihre Kinder bzw. Enkelkinder zu finden. An Regenschirmen oder Wäscheleinen befestigt befinden sich Steckbriefe mit Auskunft über die suchende Person, als auch Wünsche zur gesuchten Person. „Ich 1,59 m, Baujahr 1991 suche Mann, 1,62 m“ steht zum Beispiel auf den Steckbriefen, die größtenteils von den Großeltern erstellt wurden (25 und keinen Partner, das geht ja auch garnicht!); in einer entwickelten Großstadt wie Shanghai geben die zu ledigen (Enkel)Kinder seltenst ihre Zustimmung zu diesem Treiben. Falls man als Shanghaier Single 25 Mal jeden Tag von fremden Nummern angerufen wird, kann es deswegen gut und gerne sein, dass die kessen Großeltern-Kuppler ihre Finger im Spiel hatten. Eine alte Tradition besagt jedoch, dass, wenn die Großeltern einen „geeigneten“ Kandidaten finden, das Enkelkind aus Respekt und Dankbarkeit verpflichtet ist, zumindest ein erstes Date einzugehen.
Danach ging es weiter zum Jing’an Tempel, welcher mit zu den bedeutendsten buddhistischen Bauten in China gehört. Außerdem bietet er mit einer 3,8 m hohen Buddha-Statue die größte sitzende Jade-Figur Chinas, die ein stolzes Gewicht von 11 Tonnen auf die Waage bringt.
Moe
27. Juni 2018
Shanghai ist einfach nur geil! Ich war da für 3 Monate und habe im Shanghai Wolrd Financial Center fast ganz oben gearbeitet (das ist das Gebäude auf deinem Foto, das wie ein Rasierer aussieht). In 2014 war der Shanghai Tower gleich nebenan noch nicht fertiggestellt. Gewohnt habe ich auch an der Grenze der Französischen Konzession. Hätte ich die Möglichkeit dort wieder zu arbeiten, würde ich mir das wohl nicht 2 Mal sagen lassen. Einziges Manco ist wirklich die Luftqualität, die sich langfristig durchaus auf die Gesundheit auswirken kann.
Kim Göwecke
19. November 2016
Lieber Karl-Heinz,
das freut mich, dass du mit dem chinesischen Volk und der chinesischen Sprache eine so schöne Erfahrung gemacht hast! Es lohnt sich wirklich, beim Lernen an Ball zu bleiben. Vielleicht hast du ja mal vor, nach Tsingtau (Qingdao) oder generell nach China zu kommen?
Liebe Grüße, Kim
Karl-Heinz
18. November 2016
vielen Dank für die schönen Eindrücke. Seit Jan. 2016 lerne ich Chinesisch – am Anfang etwas holprig …jetzt macht es richtig Spaß. Ich kenne seit Juli 2015 eine sehr ehrgeizig und charmante Chinsesin, die aus der ehemaligen deutschen Kolonie Tsingtau kommt …. ich bin froh und dankbar, dass ich sie kennenlernen konnte …..