14. November 2023
Für mein Lehramtsstudium bin ich gerade vier Monate in New York und absolviere ein Auslandspraktikum an der German School Brooklyn. Warum Selbstorganisation dabei wichtig ist, welche Aufgaben ich übernehme und ob ich mehr machen darf, als Kaffee kochen und kopieren, das verrate ich in diesem Beitrag.
Zu Beginn meines Praktikums war ich etwas verloren. Niemand schien sich an der Schule für die neuen PraktikantInnen verantwortlich zu fühlen. Ich dachte, ich würde ein wenig an die Hand genommen werden und erklärt bekommen, welche Aufgaben ich übernehmen soll. Doch dem war nicht so. Die einzigen Vorgaben für mich waren, bei den täglichen Pausenaufsichten zu unterstützen und der Umfang von 30 Stunden. Aber wie ich die Stunden gestalte, war und ist mir völlig freigestellt.
Da ich auch keine Verpflichtungen für meine Uni hatte, erarbeitete ich mir einen Plan. Ich suchte Dinge, die mir, den SchülerInnen und Lehrkräften einen Mehrwert bieten würden. Fünf davon stelle ich euch hier vor.
1. Unterrichtsbeobachtung
Ich mag es, den Unterricht anderer LehrerInnen zu beobachten. Es hilft mir, meine eigenen Unterrichtsmethoden zu überprüfen und zu verbessern. Während meiner Unterrichtsbeobachtung schaue ich auf verschiedene Faktoren: die Lehrmethoden, die Interaktion zwischen LehrerInnen und SchülerInnen, das Klassenmanagement, welche Unterrichtsmaterialien und -ressourcen verwendet werden, wie klar die Unterrichtsziele sind und wie die Leistung der SchülerInnen.
Und weil ich ganz verschiedenen Lehrertypen zuschauen darf, lerne ich dabei neue Unterrichtskonzepte kennen und kann mir abschauen, wie die LehrerInnen mit verschiedenen Arten von SchülerInnen umgehen. Super nützlich. Schließlich will ich später meinen Schülerinnen und Schülern auch eine qualitativ hochwertige Bildung bieten.
2. Sprachkompetenz fördern
Eine aktive Rolle übernehmen ich bei der Sprachförderung. Auf die German School Brooklyn gehen Kinder, deren Muttersprache Deutsch ist, Kinder, deren Muttersprache Englisch ist und Kinder, die bilingual aufwachsen. Und für alle gibt es verschiedene und individuell angepasste Sprachenlernprogramme. Ich unterstütze die „German Language Learners“, also die Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen. Teilweise helfe ich ihnen, im Unterricht bei Sprachdefiziten mitzumachen oder nehme die Kinder aus dem Unterricht heraus, um Aufgaben nachzuarbeiten und in der Lernsprache lesen und schreiben zu üben.
Die drei Sprachenlernprogramme sind eine Besonderheit der Deutschen Schulen Brooklyn. Ich will sie deshalb kurz vorstellen.
- German Language Learners (GLL): Dieses Programm ist für SchülerInnen in den Klassen eins und zwei ohne Deutschkenntnisse. In intensivem Kleingruppenunterricht in Deutsch werden sie schnell darauf vorbereitet, am regulären Unterricht teilzunehmen.
- English Language Learners (ELL): SchülerInnen mit begrenzten Englischkenntnissen, die zum Beispiel gerade mit ihren Familien aus Deutschland in die USA gezogen sind, erhalten Nachhilfeunterricht im Englischen. Dafür ist das „Become Bilingual“-Programm.
- Fast Track: Für SchülerInnen der Klassen drei bis sechs, die ohne Deutschkenntnisse an die Deutsche Schule wechseln, gibt es das Programm „Fast Track“. Durch spezialisierten Einzelunterricht, Sprachimmersion und einen individuellen Lehrplan erwerben die Schülerinnen und Schüler in wenigen Jahren sehr gute Sprachkenntnisse.
Immersion
Immersion bezieht sich in der Sprachwissenschaft und Pädagogik auf eine Situation, in der Personen, insbesondere Kinder, in ein fremdsprachiges Umfeld eingebunden werden und dort – sei es zufällig oder gezielt – die fremde Sprache erlernen.
3. Co-Teaching
Co-Teaching bezeichnet eine Unterrichtsmethode, bei der verschiedene Lehrpersonen zusammenarbeiten, um eine heterogene Schülerschaft zu unterrichten. Entweder teilen sich die Lehrkräfte dabei die Verantwortung oder es gibt eine Lehrerin oder einen Lehrer, die oder der den Hauptunterricht leitet, und die anderen konzentrieren sich auf SchülerInnen mit besonderen Bedürfnissen.
An der German School Brooklyn spielt Co-Teaching eine wichtige Rolle, was ich sehr spannend finde. Ich kann hier miterleben, wie das Arbeiten in multiprofessionellen Teams funktioniert und Menschen verschiedener Fachrichtungen, wie zum Beispiel Lehrkräfte, SonderpädagogInnen, SprachtherapeutInnen oder Integrationskräfte zusammenarbeiten, um eine bestmögliche Bildung zu gewährleisten.
4. Unterrichtsführung
Natürlich wollte ich auch gerne selbst unterrichten und habe eine Kollegin gefragt, ob ich das in ihrer Klasse machen dürfte. Ihre Antwort: Klar! Und so konnte ich mit einer zweiten Klasse im Fach Ethik das Thema „Freundschaft“ behandeln. Im Anschluss habe ich ein hilfreiches Feedback von meiner MKollegin bekommen.
Als „Lehrkraft auf Probe“ musst du immer offen für neue Erfahrungen sein, aus deinen Fehlern lernen und deine Erfolge ordentlich feiern! Mit Engagement, Empathie und einer kontinuierlichen Bereitschaft zur Weiterentwicklung kannst du einen positiven Einfluss auf das Leben der SchülerInnen an deiner Schule ausüben.
Tipp
Sei nicht schüchtern! Frag deine LehrerkollegInnen ruhig, ob du dich mit ihrer Klasse ein wenig ausprobieren darfst und mal eine Unterrichtsreihe halten kannst! Viele KollegInnen sind sehr offen, doch kommen meist nicht selbst auf die Idee, auf dich zuzukommen.
5. Pausenaufsichten
Damit die Pausen an der German School Brooklyn sicher und fröhlich ablaufen können, muss ich als Praktikantin die Lehrkräfte bei der Aufsicht unterstützen. Auch das gehört dazu und ist eine gute Gelegenheit, die Kinder nochmal anders kennenzulernen. Ich darf bei Spielen mitspielen, muss Streitereien schlichten, Tränen trösten und versuche, ein gutes Miteinander zu fördern. Ein kurzer Plausch mit den KollegInnen gehört natürlich auch dazu.
Ich hoffe, der Beitrag hat dir geholfen, und du hast eine Vorstellung, welche Aufgaben dich bei einem Praktikum an einer Schule erwarten. Und eins ist sicher: Kaffe kochen gehört nicht dazu. Wenn du mehr über die German School Brooklyn erfahren möchtest, schau mal bei diesem Beitrag vorbei! @ Die German School Brooklyn
See you later!