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Höchstes Sicherheitsrisiko und Konfiszierung meines Laptops am Flughafen


Mein dreimonatiger Researchaufenthalt bei der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Palästina neigte sich diese Woche dem Ende zu. Was Carolina von unseren Correspondents bei ihrer Ausreise vom Tel Aviver Flughafen erlebte, konnte ich noch toppen. Worauf man sich bei der Ausreise einstellen muss, erfahrt ihr hier.

Vor der Ausreise über den Tel Aviver Flughafen graute es mir bereits vor der Einreise: Nicht nur, dass ich schon viele unschöne Geschichten über die Sicherheitskontrollen gehört hatte, mein Rückflug nach Deutschland war für 4:20 Uhr terminiert, was bedeutete, dass ich sowieso eine schlaflose Nacht vor mir hatte. Der Flughafen war überraschenderweise sehr voll als ich um 1 Uhr eintraf. Viele Rückflüge gehen früh am Morgen. Für die Sicherheitskontrolle wird in diesem Land geraten, drei Stunden vor Abflug im Flughafengebäude einzutreffen. Ich hatte schon Bange, dass ich es nicht rechtzeitig schaffen würde, weil die Schlangen endlos waren, aber zum Glück durfte ich eine Priority Line durchqueren, als ich gefragt wurde, wann mein Flug ginge. Doch das sollte der Anfang vom Ende sein…

Höchstes Sicherheitsrisiko

Am Schalter noch vor der Gepäckaufgabe, sah sich der Mann meinen Reisepass an und fragte:

„What’s the origin of your name?“

Dass er natürlich nicht nach meinem deutschen Nachnamen (name), sondern nach meinem arabischen Vornamen (was eigentlich given name heißt) fragte, war mir bewusst und ich machte kein Geheimnis daraus. Und zack, bekam ich den Aufkleber auf der Rückseite meines Passes mit der Nummer 6, auf die ich scherzeshalber sowieso schon gewettet hatte. Komischerweise wurde ich auch gefragt, ob ich mein Gepäck alleine gepackt hätte. Immerhin hat er nicht gleich nach den Namen und der Religion meines Vaters und Großvaters gefragt …

Das Ganze muss natürlich nichts heißen. Viele internationale Alleinreisende bekommen eine 5. Was es allerdings für den Security Check danach bedeutet, seht ihr hier.

die sechs
Die Anfangszahl, in diesem Bild die 6, stuft Reisende in ein Sicherheitsrisiko ein.

Durch den Special Security Check

Als ich mich für den Security Check anstellen wollte, kam ein Mann auf mich zu und rief: „Show me your passport!“ Damit war allerdings nicht der normale Blick in den Pass gemeint, sondern die Nummer auf dem Aufkleber auf der Rückseite meines Passes. Ich wurde also zum Special Security Check geschickt. Während alle anderen dort mit mir Wartenden eine 5 hatten, bedeutete das für mich zusätzlich in eine Roentgenmaschine zu gehen und dass ich in einer Kabine meinen BH untersuchen lassen musste. Das war mir doch schon sehr unangenehm. Danach kam eine Frau, die sich als Fragenstellerin für den Security Check vorstellte. Sie fragte mich nicht nur über meinen Aufenthalt mehrmals aus (wann, wo, wie, mit wem, wie lange, usw.), sondern ging auch jeden Stempel meines Passes durch und stellte dann nochmals dieselben W-Fragen. Als ich ihr beispielsweise verriet, dass ich mit meinem Vater in Marokko zum Urlaub geflogen sei, wollte sie den Namen meines Vaters wissen und vermutete, er sei Arabisch. Auch die Namen meiner Zimmergenoss_innen waren von Interesse. Mein research project vor Ort war natürlich von besonderem Interesse. Während ich stundenlang Fragen beantwortete, die Frau immer wieder wegging und die ganze Zeit telefonierte, während sie mit mir sprach, hatte ich schon Angst, meinen Flug zu verpassen.

Konfiszierung meines Laptops

Nach der Befragung kam die Frau, die mich in der Kabine untersuchte, auf mich zu und sagte, nachdem sie meinen Laptop durch eine Maschine hatten laufen lassen, dass sie den Laptop einbehalten würden! Weiteres wurde mir nicht gesagt. Weder ein Papier noch sonst etwas habe ich bekommen. Auf die drei mal gestellte Frage, wo ich meinen Laptop wiederbekommen würde, hieß es nur „Final destination“. Das ganze war so unglaublich, dass ich es nicht fassen konnte. Auf dem Laptop befinden sich alle meine wichtigen Dokumente, Zeugnisse, Zertifikate, Online-Banking, E-Mails, Fotos, die Verbindung zu meinem Handy, ein Visa-Antrag für ein anderes Land im Nahen Osten, usw…

Mir wurde direkt klar, welche Arbeit in Deutschland auf mich zukommen würde, alles neu zu beantragen. Selbst wenn ich den Laptop zurückbekommen würde, würde ich mich niemals mehr sicher fühlen, ihn wieder zu benutzen. Der Laptop hat einen Wert von 1,500 Euro. Den Researchaufenthalt konnte ich mir nur durch ein Stipendium ermöglichen und jetzt entstand mir als Studentin auch noch zusätzlich ein Schaden von so viel Geld.

aufkleber
Den kleinen Aufkleber bekam ich lediglich für die Abholung meines Laptops in Deutschland.

Zurück in Deutschland

Sowohl der Generalverdacht mit der ersten Frage, ob ich arabischstämmig sei als auch die Konfiszierung meines Laptops haben in mir ein sehr bedrückendes Gefühl hinterlassen. Schon damals bei der Wiedereinreise aus Jordanien, war die Befragung darauf beschränkt, ob ich arabisch oder muslimisch sei. Nie habe ich mich von diesen Behörden willkommen gefühlt. Ich frage mich auch, ob meine kritische Berichterstattung von Palästina für studieren-weltweit eine Rolle bei der Konfiszierung gespielt hat … Obwohl das Land so schön ist, habe ich ein ängstliches Gefühl mitgenommen, vielleicht erneut Probleme zu bekommen, sollte ich es noch einmal besuchen. Für die nächsten Jahre wird es für mich wohl tabu sein, was ich sehr bedaure.

Abzuwarten bleibt nur noch, wann ich meinen Laptop wiederbekomme und was ich dann damit anstelle …

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