15. Dezember 2024
Drei Monate Frankreich – voller Eindrücke und Überraschungen. In diesem Blogbeitrag teile ich ein kleines „Frankreich-Handbuch“ mit Tipps und Beobachtungen, die dir unschöne Überraschungen ersparen und zeigen, was wir uns in Deutschland abschauen könnten.
Zunächst möchte ich dir erzählen, was mich hier in Frankreich geschockt hat. Keine Sorge, weiter unten kommen auch noch die schönen Dinge.
Überall Raucher*innen?!
Das Stereotyp, das in Frankreich sehr viele Menschen rauchen hat sich für mich (leider) bestätigt. Ich bin so oft auf der Straße gelaufen und von überall kam der Rauch auf mich zu. Ich habe auch den Eindruck, dass hier noch mehr junge Menschen und Teenager rauchen. Wenn ich zu meinen acht-Uhr-Kursen gelaufen bin, kam ich immer an einer Bar vorbei, in der die Menschen gerade „klassisch“ französisch Espresso und Zigarette zum Frühstück hatten. Bei Stereotypen ist natürlich immer Vorsicht geboten und es gibt natürlich auch genügend Franzosen, die nicht rauchen, aber aufgefallen ist es mir schon.
Langsam in den Tag starten!
Die Öffnungszeiten! Ich habe auf jeden Fall gemerkt, dass das Leben morgens tendenziell etwas später anfängt. Die meisten Cafés machen frühestens ab neun oder eher erst um zehn Uhr auf. Die Express-Supermärkte haben natürlich längere Öffnungszeiten, aber die großen Märkte machen auch erst ab 08:30/ 09:00 Uhr auf. Allgemein wirkt die Stadt bis mindestens 08:30 sehr verlassen.
Sonntag = Langeweile
Von Cafés über Restaurants: An Sonntagen ist wirklich fast alles geschlossen. Mit ein paar Leuten essen zu gehen ist also gar nicht so einfach. Klar, die Franchise Unternehmen sind immer geöffnet, das sind aber nicht die Läden, in die ich gehen möchte. Ich bin es aus Deutschland zwar gewöhnt, dass Shopping-Läden und Supermärkte geschlossen haben, aber das Wochenende hat nun mal nur zwei Tage und üblicherweise treffe ich mich sonntags gerne, um zum Beispiel mit Freunden einen Kaffee trinken zu gehen. Wenn aber alles zu hat und es gleichzeitig kalt ist, war es etwas kompliziert, sich mit Leuten zu treffen. Am Anfang dachte ich, es liegt daran, dass ich in einer kleinen Stadt wohne, aber ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht, wenn ich am Wochenende verreist bin. Deswegen waren meine Sonntage meistens echt unspektakulär.
Mit neuer Energie startest du in deine neue Woche; nicht aber die Läden, Cafés und Restaurants. Auch am Montag ist die Stadt wirklich verlassen, da viele Orte Ruhepause machen. Soziale Aktivitäten also auch nicht für den Montag planen!
Baustellenrekorde
Frankreich hat mir ein neues Lebensgefühl vermittelt: die Baustellenromantik! Momentan wird gefühlt ganz Frankreich renoviert; in fast allen Städten, die ich besucht habe, waren ganze Straßen mitten im Zentrum gesperrt. Natürlich kann nichts Neues entstehen, ohne zu bauen, aber ich musste wirklich täglich direkt über die Baustelle laufen. Inklusiv war das auf jeden Fall nicht.
Es waren an manche Stellen echt gefährliche Löcher im Boden. Ich habe mir hier sehr angewöhnt immer auf meine Füße zu schauen (auch weil viele Hundebesitzer*innen die Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge gerne für uns zur Schau stellen wollen).
Sicherheitsvorkehrungen
Sobald du Frankreich betrittst, merkst du, dass die Sicherheitsvorkehrungen ein ganz anderes Niveau hier haben. Auch wenn sie in Deutschland in den letzten Jahren zunehmend verstärkt wurden, mir ist der Unterschied deutlich aufgefallen. Auf der einen Seite habe ich mich dadurch sicherer gefühlt, auf der anderen Seite wurde mir bewusster, dass Alltagssituationen zu einer Katastrophe werden könnten. Überall an den Bahnhöfen sind Tag und Nacht Security, Polizei und an größeren Bahnhöfen sogar das schwer bewaffnete Militär präsent. Um auf den Weihnachtsmarkt in Clermont-Ferrand zu kommen, mussten wir durch eine Sicherheitsschleuse, wie ich sie von Flughafen kenne.
Ein einprägsamer Moment war für mich, als wir einmal im Zug saßen und ein verlassenes Gepäckstück bemerkt wurde. Während das in Deutschland vermutlich nicht einmal aufgefallen wäre, wurden wir hier nach wenigen Minuten geübt evakuiert. Das Militär und ein Spürhund kam und die Lage wurde abgesichert. Zum Glück war es ein falscher Alarm und nach 15 Minuten konnten wir zurück in den Zug, um abzufahren. So routiniert wie das alles ablief, merkst du aber, dass die Protokolle für solche Situationen sehr klar sind.
Was wir von den Franzosen lernen können
Es gibt echt einige Aspekte des Lebens in Frankreich, die ich echt sehr zu schätzen weiß. Es gibt zum Beispiel fast überall kostenlose öffentliche Toiletten, die teilweise sogar automatisch gereinigt werden.
Das Essen und Restaurantbesuche einen ganz anderen Stellenwert in Frankreich haben, hast du vielleicht schonmal gehört. Was das bedeutet? Im Normalfall kannst du viel länger entspannt sitzen bleiben ohne das ständig eine Bedienung vorbeikommt und möchte, dass du noch mehr bestellst. Während wir in Deutschland ganz easy fünf bis sechs Euro für Wasser hinblättern müssen, kriegst du hier meistens ungefragt eine Flasche Leitungswasser auf den Tisch gestellt. Ich habe auch den Eindruck, dass es hier viel normaler ist, auch einfach mal allein essen zu gehen. Ich kenne viele, für die das undenkbar wäre. Das hat mich zwar auch Überwindung gekostet, inzwischen war ich aber schon ein paarmal allein im Restaurant essen.
Außerdem merke ich, wie in Frankreich viel mehr Rücksicht auf Schüler*innen und Student*innen genommen wird. An vielen Orten kannst du als Student*in vergünstigte Menüs bekommen; ich war sogar mal in meinem Second-Hand-Laden, wo es einen Studentenrabatt gab! Also denk immer dran, deinen Studentenausweis bereitzuhalten.
Zugfahren macht in Frankreich echt Spaß. Die Bahnhöfe sind modern, es gibt Sitzmöglichkeiten mit Steckdosen und es läuft alles viel geordneter zu! Auch der öffentliche Nahverkehr ist deutlich billiger als in Deutschland. Für ein Einzelticket zahlst du meistens um die zwei Euro. Hier in Clermont-Ferrand ist der öffentliche Nahverkehr am Wochenende sogar für alle gratis!
Ein weiterer Punkt, den ich sehr wertschätze: Das Leben ist in Frankreich ist ein bisschen entspannter. Mein persönliches Highlight: an der Supermarktkasse stressfrei seine Einkäufe einpacken zu können.
Was du im Vorhinein wissen solltest…
Im Folgenden habe ich noch einige Tipps für dich gesammelt, damit dir nicht die gleichen Fehler passieren wie mir!
- Bus statt Zug: Ich bin es aus Deutschland gewohnt den Zug zu nehmen, in Frankreich würde ich dir empfehlen auf den Bus umzusteigen, da es viel günstiger ist und du aufgrund der Zentralisierung immer noch oft einen Umweg über ein große Stadt machen musst.
- Hallo sagen: Egal wo und warum du gerade wo bist, als Allersterstes gilt: Bonjour! In Frankreich wird darauf sehr viel Wert gelegt. Gib deinen Gegenüber einige Sekunden, bevor du mit der Tür ins Haus fällst.
- Autos misstrauen: Der Verkehr in Frankreich ist deutlich aggressiver und auch Autos überfahren mal rote Ampeln. Zebrastreifen sind für sie kein Grund anzuhalten. Da also bitte einmal aufpassen!
- Persönliche Kommunikation: Wenn du etwas Wichtiges wissen oder abklären musst, solltest du am besten persönlich vorbeikommen. Du kannst nämlich lange auf Antworten von Mails warten und am ehesten bekommst du Antworten, wenn du persönlich aufkreuzt. (Selbst dann zieht es sich leider teilweise trotzdem noch…)
- Auszugsstress: Der Vermieter hat am Ende von mir verlangt, dass die ganze Wohnung blitzblank ist und ich musste auch die Bettwäsche in die Reinigung bringen. Am Auszugstag wollte er dann noch persönlich vorbeikommen, um den Zustand der Wohnung zu kontrollieren. Um das alles beachten zu können, musste ich meine Reisepläne kurzfristig umschmeißen, mir von jemandem Bettwäsche ausleihen und die letzten Tage viele Stunden mit Putzen verbringen. Die letzten Tage waren deswegen noch ganz schön stressig. Also frag da am Besten im Vorhinein nach und überlege, wer dir beim Auszug helfen kann!
Nachdem ich mich in meinen anderen Blogbeiträgen spezifisch auf mentale Gesundheit oder das Unileben konzentriert habe, wollte ich in diesem Artikel meine allgemeinen Beobachtungen und Erkenntnisse zum Leben im Frankreich teilen. Ich hoffe, ich konnte dich in diesem Blogbeitrag auf eine kleine Entdeckungsreise nach Frankreich mitnehmen und du hast einen Vorgeschmack für das Leben hier bekommen.
Wenn du mehr Details über meinen Doppelmaster oder das Unileben in Frankreich haben möchtest, schau auch gerne bei meinen anderen Blogbeiträgen vorbei. In meinem nächsten Blogbeitrag nehme ich dich dann auf eine kleine Reise durch die Hürden und Erfolgserlebnisse meines Auslandssemesters mit.
Bis bald, Valeska 🙂