29. Januar 2017
Die Norweger lieben ihre „Hytte“. Am Wochenende zieht es sie oft in die Holzhütten im Wald oder am Fjord, um Natur und Ruhe zu genießen. Drei norwegische Studenten haben mir und anderen Austauschstudenten jetzt den Selbstversuch ermöglicht: Was macht den Volkssport so beliebt?
Mit der U-Bahn zum Eiswandern in den Wäldern Oslos
Die Grønlihytta liegt am östlichen Stadtrand von Oslo, im Landschaftsschutzgebiet Østmarka. Vom Campus erreichen wir das Waldgebiet in weniger als 30 U-Bahnminuten. Eigentlich soll der Aufstieg zur Hütte nicht viel länger dauern, aber wir merken schnell: Die Wanderpfade haben sich durch den Wechsel aus Tau- und Frosttemperaturen komplett in Eisbahnen verwandelt.
Auch Wanderschuhe helfen wenig, die Schuhspikes liegen sicher verwahrt in meinem Zimmer (Klassiker!). Teilweise können wir den Balanceakt über Trampelpfade am Rand vermeiden. An anderen Stellen hilft nur eine mehr oder weniger kontrollierte Rutschpartie auf dem Allerwertesten.
Trotzdem erreichen wir die Grønlihytta mit unserer Ausrüstung und Verpflegung für eine Nacht ohne größere Verluste an Mensch und Material. Die Holzhütte gehört der Stadt Oslo und bietet dank Matratzenlager Platz für bis zu 40 Personen. Es gibt eine „Trockentoilette“ in einer kleinen Nebenhütte (besser bekannt als Plumpsklo), ein bisschen Solarstrom und Wasser aus dem Hausbach.
Norwegische Traditionsküche am Kaminfeuer
Unsere drei norwegischen Gastgeber haben bereits seit dem Mittag den Kamin geheizt. Er ist die einzige Wärmequelle in der Hütte – und wird so schnell zum zentralen Treffpunkt und zum Herzstück der Hütten-Gemütlichkeit.
Zum Abendessen stellen uns Bendik, Kjetil und Torstein die traditionelle norwegische Küche vor: mit einem Eintopf aus Rentierfleisch und Gemüse. Danach gibt es reichlich Zeit zum Kennenlernen, Spielen und Plaudern am Kaminfeuer. Besonders beliebt ist bei den Norwegern das Geografie-Quiz.
Der Rückweg: Ohne „Hals und Beinbruch“ überstanden
In der Nacht sind die Temperaturen in der Hütte stark gefallen, sodass erst das neuerliche Knistern des Kamins zum Aufstehen verlockt. Die Hoffnung, der Neuschnee könnte den Rückweg etwas erleichtern, zerschlägt sich schnell. Bergab fällt der feste Stand noch schwerer. Aber wir erreichen die Zivilisation erneut unversehrt und mit besten Erinnerungen. Das Fazit des Selbstversuch: Natur pur, Hüttenromantik und Geselligkeit, die Norweger haben wirklich einen Sinn für Freizeitqualität!