15. September 2017
Woran denken wir als Erstes, wenn wir „Karibik“ hören? Sind es Sonne, Strand, Palmen, Kokosnüsse und Musik? Sicherlich, aber die Karibik hat mehr zu bieten als nur das, denn das schöne tropische Klima hat auch seine Kehrseite.
Kurz bevor sich Hurrikan Irma auf den weggemacht hat, wütete Harvey bereits in Texas und richtete Chaos an. Am ersten September-Wochenende wurde es Ernst und in Gesprächen fielen Fragen wie „Was ist zu tun?“, „Wie müssen wir uns vorbereiten?“, „Was sollen wir machen?“.
Hurricane Alert: Jetzt wird’s ernst
Den Ernst der Lage bemerkte ich, als die Uni Rundmails versendete. Zu diesem Zeitpunkt hatte Irma Stufe 3 von 5 erreicht. Am Freitag, den 1. September war es eigentlich noch völlig unklar welchen Kurs der Hurrikan einschlagen wird. Am Sonntag, den 3. September hatte er Stufe 4 erreicht. Einigen Prognosen zufolge sollte der Hurrikan nördlich der karibischen Küste vorbeifegen, andere sprachen davon, dass er mit voller Wucht im Norden Puerto Ricos auf Land treffen würde. Ab dem Punkt fing ich an über Ausweichmöglichkeiten nachzudenken. Soll ich in den Süden von Puerto Rico fahren oder sogar die Insel verlassen? Auch wenn meine Universität hurrikansichere Unterkünfte anbietet, war ich mir nicht ganz sicher, ob ich an der Nordküste bleiben möchte. Eine Woche vorher trieb Hurrikan Harvey in Texas sein Unwesen, was es nicht einfacher machte eine Entscheidung zu treffen. Am Montag war die Situation nicht entspannter. Die Nachrichten wurden schlimmer und die Supermärkte sahen aus als wären sie geplündert worden. Ich entschied mich frühzeitig mich mit Lebensmitteln einzudecken: ein großer Wasservorrat und haltbare Sachen, die keine Kühlung brauchen.
Am Montagabend, nachdem ich die wichtigsten Vorbereitungen erledigt hatte, rief eine Freundin von der TU Dortmund an, die gerade in Ponce an einer Summer School teilgenimmt und bot mir einen Schlafplatz an. Ponce liegt an der südlichen Küste von Puerto Rico und lag außerhalb der Gefahrenzone. Ich nahm das Angebot dankend an und fuhr zu ihr.
Wenige Tage später, als es abends windiger wurde, wussten wir alle: es ist soweit. Die Unruhe in einem wuchs, als man im TV den Schaden sah, den Irma bereits angerichtet hatte. Aber dennoch war ich beruhigt, denn ich fühlte mich in Sicherheit und weil ich vom Hauptgeschehen weit genug entfernt war. Die Nacht verlief sehr gut, es war nicht so stürmisch wie erwartet. Zum Glück hatten wir keinen Stromausfall wie in San Juan (das noch zum Teil ohne Strom ist, Stand 15.09.2017). Meine Wohnung in San Juan hatte1,5 Wochen keinen Strom ud Wasser. Am Montag ging es dann zurück nach San Juan, denn am Montag sollte die Uni wieder beginnen. Die Uni startete, dennoch erst am Mittwoch.
Meine Uni ist für Hurrikane nicht ganz unvorbereitet: es gibt Notfallstromgeneratoren, Studenten werden gut informiert und Hilfe wird selbstverständlich auch angeboten. Dieses Mal wurden Studenten, die nicht auf dem Campus wohnen, in die Studentenwohnheimen eingeladen. Die Versorgung mit Strom und Wasser war gesichert.
Die Einheimschen tragen alles mit Fassung
Die meisten Bewohner scheinen es relativ gelassen zu nehmen “ that’s island life“ oder „auch wenn der Hurrikan kommt, genießen wir das leben weiter“ spiegeln die Stimmung ganz gut wider. Bei den Studierenden schwankten die Gefühlslagen. Einige sorgten sich während andere das Geschehen gespannt abwarteten. Ich war sehr besorgt, obwohl ich meinen Wohnort in den Süden nach Ponce verlagert hatte.
Hurrikan Irma überstanden – was nun?
Irma, der Furcht einflößende Hurrikan mit Stufe 5, der Harvey folgte, richtete auf Puerto Rico keinen allzu großen Schaden an. Während der Norden nur kleinere Schäden wie kleine Überschwemmungen, umgeknickte Bäume und Stromausfälle in Kauf nehmen musste, blieb der Süden der Insel unversehrt. Trotz fehlenden Stroms und Wassers war der erste Gedanke meiner Kollegen „Party!“, denn wir hatten schließlich mehr oder weniger den schlimmsten Hurrikan überstanden, der je gemessen wurde. Bei einem kühlen Bierchen am Strand wurde das Erlebnis in Ruhe reflektiert.