31. März 2024
Ich wollte nachhaltig in mein Erasmussemester nach Siena reisen und bin deshalb mit dem Nachtzug gefahren. Das war nicht nur sehr entspannt, ich habe sogar Geld dafür erhalten! Wie das funktioniert, wie meine Reise lief und was ihr im Nachtzug unbedingt dabei haben solltet, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Bevor ich überhaupt mit dem Nachtzug fahren konnte, musste ich erst einmal zum Abfahrtsort nach München kommen. Los ging die Reise deshalb bereits um 14:30 Uhr mit dem ICE am Berliner Hauptbahnhof. Um den Nachtzug am Abend nicht zu verpassen, habe ich extra einen frühen Zug mit großem Puffer bei der Umstiegszeit genommen. Doch das nützte nichts. Der ICE hatte eine technische Störung und konnte nur mit begrenzter Geschwindigkeit fahren. Je länger die Reise dauerte, desto mehr Verspätung baute sich auf. Irgendwann sah ich in der Bahn-App, dass ich den Nachtzug in München so nicht erreichen würde.
Zum Glück gab es noch einen schnellen ICE-Sprinter. Der startete zwar später in Berlin, würde meinen Zug aber überholen. Weil dann aber trotzdem nur 10 Minuten Umstiegszeit blieben, hatte ich eigentlich den früheren Zug gewählt. Jetzt entschied ich mich aber dazu, in Nürnberg in den schnellen ICE umzusteigen, um den Nightjet hoffentlich doch noch zu erreichen. Gesagt, getan. Doch kurz vor München bekam auch der Sprinter Verspätung und die Umstiegszeit wurde erneut extrem knapp. War der Umstieg in Nürnberg ein Fehler gewesen? Ich wollte die Nacht auf keinen Fall auf dem Münchner Hauptbahnhof verbringen! In der Hoffnung, dass der andere Zug vielleicht warten würde, suchte ich den Schaffner und erzählte ihm von meinem Problem. Er gab daraufhin der Leitstelle Bescheid, konnte mir aber nichts versprechen. Also blieb mir nur zu hoffen und zu rennen.
Gute Nacht München, Buongiorno Firenze!
Als wir in München einfuhren, nahm ich mein gesamtes Gepäck und sprintete über den halben Münchner Hauptbahnhof. Haarscharf erreichte ich den Nightjet, der zum Glück gewartet hatte. Der zweite Teil meiner Reise war dann endlich entspannt. Nachdem ich in den Nachtzug nach Florenz eingestiegen war, suchte ich mein Abteil, das ich mit fünf weiteren Mitreisenden teilte. Nun hieß es: Gepäck-Tetris spielen. Die vielen Koffer unterzubringen war gar nicht so einfach, vor Allem, da ich gleich zwei dabei hatte. Nachdem alles Gepäck verstaut war, saßen wir einige Stunden zusammen und unterhielten uns über unsere Reiseziele und -Pläne in Italien. Gegen 22 Uhr klappten wir dann die Liegen um, bereiteten die Betten vor und gingen schließlich schlafen. Die Nacht war okay, aber leider war das Bett ziemlich hart. Auch die Fahrgeräusche hörte ich. Tipp: Ohrstöpsel sind unerlässlich. Ich konnte aber dennoch etwas schlafen und wurde dann gegen 6 Uhr morgens von meinem Handy geweckt. Kurz vor dem Ausstieg brachte der Schaffner auch noch einen frischen Kaffee und ein österreichisches Frühstück bestehend aus Kaiserbrötchen und Marmelade vorbei. Dann stieg ich aus und der Nachtzug rollte ohne mich weiter nach Rom.
In Florenz musste ich dann noch eine Stunde Umstiegszeit überbrücken. Das letzte Stück fuhr ich dann mit dem Regionalzug. Gegen 9 Uhr morgens erreichte ich schließlich meinen Studienort Siena. Vollkommen ausgeschlafen und erholt war ich zwar nicht, aber ein Erlebnis war die Fahrt allemal.
6 Dinge, die ihr bei der Fahrt im Nachtzug unbedingt griffbereit haben solltet
- Ohrstöpsel: Fahrgeräusche, schnarchende Mitfahrende und solche, die eher aussteigen. Wenn man mit fünf anderen Leuten im Abteil schläft, ist es logischerweise nicht ganz leise. Damit ich trotzdem ruhig schlafen kann, waren Ohrstöpsel im Nachtzug für mich Pflicht!
- Ausweis: Bei einer früheren Nachtzugfahrt von Prag nach Zagreb hatte ich mitten in der Nacht ein ungemütliches Zusammentreffen mit Grenzpolizisten. Diese kontrollierten die Ausweise aller Passagieren, als wir die Grenze nach Kroatien passierten. Mein Ausweis war aber noch bei meinem Gepäck bei Freunden in einem anderen Abteil. Das einem Polizisten um drei Uhr nachts zu erklären, macht wenig Spaß. Auch das eigene Gepäck dann erst durchsuchen zu müssen, ist alles andere als schön. Deshalb: Ausweis immer in Reichweite haben, um schnell weiter schlafen zu können!
- Wasch- und Schlafzeug: Auch im Nachtzug wollte ich mich frisch machen und zum Schlafen nicht die gleichen Sachen wie für den Rest der Reise tragen. Damit ich nicht erst meinen Koffer durchsuchen muss, packe ich Schlaf- und Waschsachen immer in einen kleinen Rucksack oder in ein eigenes Fach.
- Powerbank und Handy (zum Wecken): Die Nachtzugabteile haben zwar normalerweise Steckdosen, diese sind aber nicht immer ausreichend für alle Mitreisenden oder zu weit vom eigenen Bett entfernt, um sein Handy über Nacht laden zu können. Deshalb nehme ich sicherheitshalber immer eine Powerbank mit. Auch einen Wecker solltet ihr selber stellen, auch wenn das Zugpersonal einen eigentlich rechtzeitig wecken will …
- Brillenetui: Viele Ablageflächen gibt es neben den Betten meist nicht und der Zug ruckelt, wackelt, bremst und beschleunigt. Damit ihr als Brillenträger eure Brille im Schlaf nicht zerquetscht, solltet ihr besser ein Etui dabei haben.
- Schlafmaske: Im Schlafabteil ist es zwar dunkel – im Gang aber nicht. Jedes Mal wenn einer meiner Mitreisenden nachts ins Bad musste oder morgens früher ausstieg als ich, ging die Abteiltür auf und das Licht schien mir direkt in mein Gesicht. Eine Schlafmaske lohnt sich also.
Hab ich was vergessen? Schreibt es in die Kommentare!
Geld bekommen fürs Zugfahren?
Durch meine Reise mit dem Nachtzug von München nach Florenz sparte ich nicht nur CO2 Emissionen, sondern auch Kosten! Denn im Rahmen des Erasmus+ Stipendiums gibt es eine Sonderförderung für grünes Reisen. Wer den Großteil seiner An- und Abreise mit Bus und Bahn unterwegs ist, kann zusätzlich eine Einmalzahlung von 50 € erhalten. Insgesamt habe ich für die gesamte Strecke von Berlin nach Siena 200 € bezahlt. Abzüglich der Sonderzahlung bleiben noch 150 €. Wie beim Zug fahren üblich, ist das Gepäck bereits im Preis inkludiert. Wäre ich mit dem Flugzeug mit so viel Gepäck geflogen, hätte ich deutlich mehr bezahlt. Weil Siena keinen eigenen Flughafen hat, hätte ich nach Florenz, Pisa oder Rom fliegen und von dort den Zug oder Bus nehmen müssen. Dadurch kommen noch einmal zusätzliche Kosten zu den Flugtickets dazu. Insgesamt hat sich die Anreise mit dem Nachtzug also in jeder Hinsicht ausgezahlt!