studieren weltweit

Papierkam. War da was?

Julia Bömer hat ihr viertes Mastersemester in Vilnius verbracht. Robert Westendorf vom International Office ihrer Heimathochschule, der Hochschule Hannover, hat sie bei der Planung unterstützt. Worauf man bei der Vorbereitung achten sollte, erzählen sie im Doppelinterview.

Wann hast du mit der Organisation begonnen?
Julia Bömer: Ich war schon im zweiten Mastersemester bei Robert Westendorf. Das war ein sehr früher Zeitpunkt, aber im Endeffekt war das ganz gut für mich, weil ich mich erst einmal über meine Möglichkeiten – die verschiedenen Programme, Stipendien und Länder – informieren wollte, bevor ich mich für etwas entscheide. Letzten Endes habe ich mich für das Stipendienprogramm „Metropolen in Osteuropa“ beworben.
Robert Westendorf: Bei Julia war es relativ klar, wohin sie will und mit welchem Programm das klappen könnte. Ich musste sie nicht ausführlich beraten. Grundsätzlich ist aber wichtig, früh zu uns zu kommen. Für externe Stipendienprogramme muss man sich teilweise über ein Jahr vor Abreise bewerben. Wenn Studierende zu mir kommen und erzählen, dass sie in drei Monaten ins Ausland möchten, kann ich nicht mehr so viel helfen, gerade was die Finanzierung betrifft.

An wen können sich Studierende wenden?
Robert Westendorf:
Wir im International Office beraten zu den grundsätzlichen Fragen – wie Studierende das Ganze angehen und woran sie denken müssen.
Die Fakultäten decken dann die fachliche Expertise ab und schauen, wie der Auslandsaufenthalt zum Studiengang passt. Julia hat beispielsweise mit einem Mitarbeiter ihrer Fakultät geklärt, wie der Auslandsaufenthalt mit ihrer Masterarbeit vereinbar ist. Das kann ich gar nicht beantworten. Studierende müssen also immer mit zwei Stellen reden.
Julia Bömer: Bei mir waren es sogar drei: das International Office, der internationale Koordinator an der Fakultät und der Professor, der meine Masterarbeit betreut.

Das klingt sehr aufwendig …
Julia Bömer: Ich kann schwer sagen, wie viele Stunden ich mit der Organisation verbracht habe. Natürlich ist das keine Sache, die man an einem Tag regelt. Über ein paar Wochen hinweg hatte ich immer wieder kleine Dinge zu erledigen. Aber schwierig ist das nicht.
Robert Westendorf: Es ist sehr individuell, wie viel Aufwand man betreiben muss. Das kommt auf die Wünsche der Studierenden an. Ein klassischer Erasmus+ Aufenthalt ist relativ unkompliziert zu organisieren. Will man in die USA an eine Nicht-Partnerhochschule, kann der Aufwand schon ein bisschen größer sein. Aber wenn man es in Relation zu dem setzt, was man bekommt, ist auch das nicht viel Aufwand.
Julia Bömer: Ich würde es sogar eher als Investition bezeichnen, nicht als Aufwand. Wenn man im Ausland ist, ist der Papierkram relativ schnell vergessen.

Werden die Studierenden auch betreut, wenn sie im Ausland sind?
Robert Westendorf: Meist hören wir dann nicht mehr so viel von den Studierenden, das ist dann ein gutes Zeichen. Es gibt noch ein paar bürokratische Dinge – wenn sich zum Beispiel der Stundenplan ändert, muss auch das Learning Agreement geändert werden. Falls es irgendwelche Probleme gibt, zum Beispiel mit den Kursen, stehen wir natürlich immer beratend zur Seite. Das sind aber Ausnahmefälle.

Was spricht dann eigentlich noch gegen einen Auslandsaufenthalt?
Robert Westendorf: Die klassische Hürde ist für die Studierenden die Finanzierung. Wir versuchen, das individuell abzufangen und jedem, unabhängig von seiner finanziellen Situation, einen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen. Wer nicht weiß, wie er das finanziell auf die Reihe bekommen soll, kann einfach zu uns in die Beratung kommen.

Was würdet ihr Studierenden raten, die über einen Auslandsaufenthalt nachdenken?
Julia Bömer: Es gibt wohl nie wieder so große Chancen und schöne Möglichkeiten, ins Ausland zu gehen. Es gibt so viele Programme, Förderinitiativen und Plätze, die Möglichkeiten sind unzählig. Ich kann nur jedem dazu raten. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass man sich einfach nicht wohlfühlt. Und dann gibt es ja heutzutage relativ viele Flieger und Züge nach Hause.
Robert Westendorf: Bewegt euch auch mal abseits der ausgetretenen Pfade. Das kann auch Chancen auf Stipendien und spezielle Programme immens erhöhen. Und egal wo: Die überwältigende Mehrheit sagt, dass der Auslandsaufenthalt die beste Zeit des Studiums, vielleicht sogar des Lebens war. Das liest man als Fazit in den Erfahrungsberichten ständig. Deswegen meine Aufforderung an alle: Macht das unbedingt!

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