28. Februar 2017
Gerade noch mitten im Hauptstadttrubel und wenige Minuten später auf einer einsamen Insel im Naturschutzgebiet – das macht die norwegische Hauptstadt so besonders. Die Fähren des öffentlichen Nahverkehrs bieten sich bestens zum Inselhopping im Oslofjord an, inklusive Wandern und (Sonnen-)Baden. Nur die letzte Fähre des Tages gen Festland sollte man nicht verpassen…
Inselhopping leicht gemacht
Wenn man in anderen europäischen Hauptstädten mehr Ruhe und Natur sucht, als innerstädtische Parkanlagen bieten können, stehen oft lange Fahrten ins Umland an. So auch in Berlin, wo es meist nach Brandenburg ins Grüne geht. In Oslo ist das ganz anders, hier komme ich mit den regulären Fährlinien des öffentlichen Nahverkehrs innerhalb weniger Minuten vom Stadtzentrum auf die vielen kleinen Inseln im Oslofjord. Bei gutem Wetter lädt das Oberdeck der Fähren zum Fotografieren der Hafenatmosphäre ein.
Im Winter sind Liniennetz und Fahrtenanzahl etwas eingeschränkt. Trotzdem gibt es auch jetzt genügend Fähren, um bei einem Strandspaziergang die Ruhe auf den Inseln zu genießen. Diese waren bis in die 1920er beziehungsweise teilweise 1950er Jahre bewohnt. Heute zieht es die Osloer in die Naturschutzgebiete, weil sie dort kleine Holzhäuser (Stichwort „Hytte“) als Rückzugsorte am Wochenende und im Sommer als Ferienwohnungen nutzen.
Eisschollenstrand auf Hovedøya
Die Auswahl an Inseln ist groß, aber mit fünf Minuten Fahrtzeit am schnellsten erreiche ich Hovedøya. Im Sommer sollen die Buchten auf der Westseite der Insel zum Baden verlocken, aktuell bestechen sie eher durch das Meer an Eisschollen. Zusammen mit den verschneiten Wäldern ergibt sich ein echter Winteranblick Osloer Art. Die Ruinen des Zisterzienserklosters von 1147 sind aus meiner Sicht vor allem historisch wertvoll.
Nach einer Stunde habe ich quasi alle Ecken der Insel erkundet und nehme die nächste Fahre. Es geht weiter auf die Insel Lindøya, die wegen ihrer „Größe“ von etwa 300 Sommerhäusern sogar über zwei Haltestellen verfügt. Diese Einladung zur Rundwanderung von Ost nach West nehme ich gerne an.
Sonnenuntergang auf Lindøya
Von der Pflanzenvielfalt im „Lindøya Naturreservat“ ist in der verschneiten Zeit nicht allzu viel zu sehen. Umso mehr zur Geltung kommen jetzt die Farben der Holzhäuser. Es ist wirklich beindruckend, welche Ruhe hier im Winter und nur wenige Kilometer vom Stadtkern herrscht. In den Sommermonaten lockt die Insel zusätzlich mit einem Schwimmbad im Fjord.
Am Nachmittag werden die anderen Spaziergänger immer weniger, aber ich vertraue auf die Auskünfte meiner Smartphone-App und setze voll auf die letzte Fähre am Abend. Schließlich steht für mich noch das Highlight des Inselhoppings aus: der Sonnenuntergang mit freiem Blick auf den Horizont. Für ein gutes Foto scheue ich auch nicht den Kontakt mit den nassen Schären. Ich reize den Anblick bis zum Ende aus und tatsächlich, die letzte Fähre des Tages bringt mich mit etwas Verspätung und daher mehr Spannung als gedacht wieder zurück in die Zivilisation Oslos.
P.S. Dass die Inselwelt im Sommer ganz anders aussieht, verrät dieses Video mit Retro-Charme.