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Interview: European Law School ein Studiengang, drei Abschlüsse

Acht Partneruniversitäten, drei Hochschulabschlüsse, ein einzigartiges internationales Netzwerk – die European Law School hat das und noch mehr zu bieten. Im Interview skizziert Dr. Fernanda Bremenkamp, Wissenschaftliche Leiterin der Humboldt European Law School, Studieninhalte und -abläufe, wohin es zum Auslandsstudium gehen kann und welche Berufsaussichten Studierende als Europäische Juristinnen und Juristen haben.

Fernanda_ Bremenkamp_Dossier_JuraDr. Fernanda Bremenkamp, Wissenschaftliche Leiterin der Humboldt European Law School

Kurz und konkret: Was ist die European Law School (ELS)?

Die European Law School ist ein einzigartiges grenzüberschreitendes Netzwerk aus acht Partneruniversitäten:  der Humboldt-Universität zu Berlin, der Université Paris II Panthéon-Assas, dem King’s College London, der Universiteit van Amsterdam, La Sapienza Università di Roma, der National and Kapodistrian University Athens, der Universidade Católica Portuguesa und seit kurzem auch der Universidad Autónoma de Madrid. Diese Universitäten haben es sich auf die Fahnen geschrieben, gemeinsam Europäische Juristinnen und Juristen auszubilden. Die Studierenden durchlaufen dabei eine integrierte europäische juristische Ausbildung und erwerben drei Hochschulabschlüsse in drei verschiedenen Ländern – in meinem Fall waren das das deutsche Staatsexamen, die italienische Laurea Magistrale und der englische LL.M..

Wann bereiten sich die Studierenden auf die Auslandsaufenthalte vor?

Während der Inlandsphase werden die Studierenden bereits auf die Auslandsaufenthalte vorbereitet und im Europarecht besonders geschult. Die European Law School bietet darüber hinaus ein umfassendes Zusatzangebot: Es finden beispielsweise Workshops mit Partner:innen aus der Praxis statt, bei Literaturabenden wird in geselliger Atmosphäre mit assoziierten Professor:innen diskutiert und einmal im Jahr besteht die Möglichkeit der Teilnahme an der Sommerakademie, die abwechselnd von den Partneruniversitäten zu vielfältigen juristischen und interdisziplinären Themen ausgerichtet wird. Aus dem Netzwerk der European Law School sind an der Humboldt-Universität auch zwei Graduiertenschulen hervorgegangen: Das europäische Promotionskolleg „Einheit und Differenz im europäischen Rechtsraum“ (kurz EPEDER) und das DFG-Graduiertenkolleg „Dynamische Integrationsordnung – Europa und sein Recht zwischen Harmonisierung und Pluralisierung (kurz DynamInt).

Zu welchem Zeitpunkt entscheiden sich die Studierenden, in welches Land es für sie gehen soll?

Die Wahl für das erste Auslandsjahr (in der Regel Paris, Rom oder Madrid) treffen die Studierenden direkt bei der Bewerbung bzw. nach der Aufnahme in das Programm, da es an den Partneruniversitäten eine begrenzte Anzahl an Studienplätzen gibt. Hinsichtlich des zweiten Auslandsjahres genügt zunächst die Angabe einer Tendenz – die endgültige Wahl erfolgt circa ein Jahr vor Antritt des zweiten Auslandsjahres.

Wer kann sich an der European Law School bewerben und welche Voraussetzungen müssen die Studierenden mitbringen?

Das Studienangebot richtet sich an überdurchschnittlich begabte und ambitionierte Studierende der Rechtswissenschaften, die vielseitig interessiert sind und den Blick über den Tellerrand nicht scheuen. Jede Partneruniversität hat ihr eigenes Auswahlverfahren für inländische Studierende. An der Humboldt-Universität wählen wir nach dem zweiten Semester aus – anhand der Studienleistungen, dem Abitur und der vorhandenen Sprachkenntnisse sowie nicht zuletzt dem Eindruck nach dem Auswahlgespräch, bei dem ein kurzer Impulsvortrag mit anschließender Diskussion gehalten wird.

Benötigen die Studierenden bereits Fremdsprachenkenntnisse?

Die Studierenden sollten jedenfalls eine der geforderten Sprachen zum Aufnahmezeitpunkt bereits auf studierfähigem Niveau beherrschen – in der Regel ist das Englisch. Weitere Sprachkenntnisse können noch während der Inlandsphase erworben bzw. vertieft werden, wobei das natürlich für die Studierenden eine zusätzliche Belastung darstellt.

Welche Finanzierungshilfen gibt es für das Programm?

Viele der Studierenden werden bereits durch Begabtenförderwerke unterstützt oder im Laufe ihres Studiums in ein solches aufgenommen, die in der Regel beide Auslandsjahre fördern. An manchen Partneruniversitäten fallen für ELS-Studierende keine Studiengebühren an oder es konnte ein Rabatt auf die üblichen Inlandsgebühren ausgehandelt werden. Für das Studium in Paris werden die Studierenden von der Deutsch-Französischen Hochschule zusätzlich unterstützt. Für die meisten anderen Studienorte kann die European Law School eine Reihe von DAAD-Stipendien vergeben, die aus einer monatlichen Förderung bestehen. Schließlich kommt zum Teil auch eine Förderung im Rahmen des Erasmus+ Programms in Betracht. Über eine private Stiftung gibt es zuletzt auch eine Art umgekehrten Generationenvertrag, bei dem sich Alumni zu einer Förderung nachfolgender Generationen verpflichten, insbesondere um soziale Härten abzufedern.

Welche Abschlüsse haben die Studierenden, wenn sie die European Law School abgeschlossen haben?

Alle Studierenden erwerben drei Abschlüsse an drei verschiedenen Universitäten und erhalten bei einer gemeinsamen Absolventenfeier das Zertifikat „Europäische Juristin“ bzw. „Europäische Jurist“.

Die deutschen Studierenden schließen das deutsche Studium mit der der ersten juristischen Prüfung (Staatsexamen) ab, wobei eines der Auslandsjahre als universitäre Schwerpunktprüfung anerkannt wird. Weiterhin wird meist im ersten Auslandsjahr ein nationaler Abschluss (etwa Maitrîse en Droit oder Laurea Magistrale) erworben und im zweiten Auslandsjahr noch ein Master of Laws (LL.M.).

Welche Berufsaussichten haben die Studierenden mit diesen Abschlüssen?

Absolvent:innen des Studiengangs sind für jegliche Art von internationalen Berufen besonders qualifiziert. Während des Studiums im Ausland haben sie in zwei anderen Rechtsordnungen neben der Fachsprache auch die fachlichen Kompetenzen erworben und die rechtsvergleichende Methodik erlernt, nebenbei auch interkulturelle Kompetenzen ausgebildet. Das qualifiziert sie ganz besonders für Berufe mit internationalen Bezügen ob bei den Europäischen Institutionen, in internationalen Organisationen oder bei international ausgerichteten Rechtsanwaltskanzleien. Absolvent:innen stechen durchweg mit überdurchschnittlichen Leistungen im Staatsexamen hervor, sodass sie in allen klassischen Berufen (Staatsanwaltschaft, Ministerien, Richterschaft, Anwaltschaft) sehr gute Berufsaussichten haben. Die Einbindung in ein wachsendes Netzwerk hoch qualifizierter Alumni erleichtert schließlich noch den Zugang zu einer Vielzahl interessanter Tätigkeitsfelder.

Welchen Vorteil bringt die European Law School, insbesondere im Vergleich zum klassischen Jura-Abschluss?

Die European Law School bietet die außergewöhnliche Möglichkeit, im Rahmen des sonst stark national geprägten juristischen Studiums ausländische Rechtskenntnisse zu erwerben und zwei Jahre im Ausland zu verbringen, ohne nennenswert länger zu studieren. Aufgrund der kleinen Gruppen und Kohortenbildung besteht die Einbindung in ein besonderes europäisches Netzwerk sowie ein enger Kontakt zu einer Vielzahl von Professor:innen und Praktiker:innen, die sich für das Programm engagieren. Durch mein Studium habe ich nach wie vor sehr enge Kontakte zu Jurist:innen in Rom und London und stehe auch mit einigen deutschen Alumni im regelmäßigen Austausch. Es ist spannend zu verfolgen, welche Berufswahl meine ehemaligen Kommiliton:innen getroffen haben.

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