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Interview: „Nachhaltigkeit ist nicht nur Sache des Einzelnen“

Lara hat während ihres Auslandspraktikums in Nepal einen ganz besonderen Weg gefunden, nachhaltiger zu leben. Wie genau der aussah und welchen Stellenwert Nachhaltigkeit sonst in ihrem Alltag hat, erzählt sie im Interview.

Zwei Menschen beim Müllsammeln auf einem Wanderweg in Nepal.
Lara mit einem Freund beim Wandern und Müllsammeln in Nepal.

Du hast in Nepal die Initiative ergriffen und gemeinsam mit anderen Menschen Müll auf Wanderwegen gesammelt. Wie kam es dazu?

Ich bin regelmäßig wandern gegangen, und habe dabei schnell festgestellt, dass viele der Routen geradezu mit Müll bedeckt sind. Gemeinsam mit einem Nepali Freund entstand dann die Idee, den Müll in einer Gemeinschaftsaktion zu beseitigen. Wir haben weiteren Freunden davon erzählt und die Idee hat viel Zuspruch erhalten, sodass daraus eine regelmäßige Initiative geworden ist, die wir gemeinsam mit einem kleinen Team über Facebook organisiert haben. 

Wie wichtig war dir das Thema Nachhaltigkeit vor deinem Auslandsaufenthalt in Nepal?

Sehr wichtig! Ich ernähre mich seit nun fast zwei Jahren vegan, auch aus Gründen der Nachhaltigkeit. Auch im Alltag versuche ich darauf zu achten, möglichst nachhaltig zu leben, zum Beispiel in dem ich wenig Plastik verbrauche, keine unnötigen Flüge antrete oder bewusst auswähle, welche Produkte von welchen Firmen ich kaufen möchte. 

Wie haben die Menschen reagiert, als du das Thema Müll auf den Wanderwegen angesprochen hast?

Einige fanden es merkwürdig, da sie sich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt hatten. Es gab jedoch auch sehr viel Zuspruch, gerade von jungen Nepali, sonst wäre unsere Initiative sicher niemals so groß geworden. Wir hatten teilweise bis zu 100 Teilnehmer, die mit uns gemeinsam Müll gesammelt haben.

Wie konntest du verhindern, als „Besserwisserin aus dem Westen“ verstanden zu werden?

Davor hatte ich anfangs wirklich Angst! Da ich die ganze Sache jedoch mit einem Nepali Freund gemeinsam organisiert habe, und wir später mit der Nepali Organisation „Nepali Travellers“ kooperiert haben, waren nicht nur ich und meine „westlichen“ Freunde an der Spitze der Initiative, sondern ein gemischtes Team aus Expats und Nepali. So konnten wir dieses Image (hoffentlich!) vermeiden.

Lara und Freunde beim Müllsammeln auf einem Wanderweg. Lara trägt ein Schild mit der Aufsschrift #CrashTheTrash
Lara und ihre Freunde konnten viele Menschen animieren, mitzumachen.

Welche anderen Maßnahmen hast du ergriffen, um in Nepal nachhaltig zu leben?

Ich habe weiterhin vegan gelebt und mit den Menschen vor Ort über dieses Thema gesprochen. Darüber hinaus bin ich im Land nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln gereist, auch wenn fliegen oft billiger und bequemer gewesen wäre. Beim Einkaufen habe ich eigene Jute-Beutel genutzt und die Mengen an Plastiktüten, die man in Nepal gerade auf den Straßenmärkten bekommt, abgelehnt. 

Wie ist es nach deiner Abreise mit der Aktion weitergegangen, sammeln andere weiterhin Müll auf den Wanderwegen?

Durch die weltweite Pandemie sind solche Aktionen in großen Gruppen aktuell leider nicht möglich. Ich weiß jedoch, dass Freunde, allem voran mein Mit-Initiator, das Projekt weiterführen wollen, sobald das möglich ist.

Was kann man noch machen, außer Müll zu sammeln?

Die Dinge, die ich oben bereits genannt habe. Außerdem finde ich es sehr sinnvoll, das Gespräch zu suchen. Viele Nepali, die ich kennengelernt habe, hatten sich noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt und sind erst durch Gespräche ans Nachdenken gekommen. So schafft man einen Anfang, und das ist oft mit das wichtigste. 

Hast du in Nepal vielleicht auch etwas in Sachen Nachhaltigkeit gelernt, das du jetzt in Deutschland umsetzt?

Wenn ich in Nepal eines gelernt habe, dann dass Nachhaltigkeit leider nicht nur Sache des Einzelnen ist, sondern auch der bereitgestellten Infrastruktur. In Nepal zum Beispiel wird Müll nicht getrennt und es wird nicht recycelt, weil es dafür bisher keine entsprechenden Anbieter und Strukturen gibt. Hier hilft es also wenig, wenn Individuen ihren Müll trennen, dieser am Ende aber doch in einem Haufen auf dem Landfill landet. Daran zeigt sich, dass es natürlich immer super ist, seine eigenen Gewohnheiten und Handlungen zu hinterfragen. In manchen Fällen lohnt es sich jedoch mehr, für größere strukturelle Veränderungen einzustehen und sich darüber zu informieren, warum diese vielleicht gerade noch nicht möglich sind und was man tun kann, damit sich das ändert. Inspiriert hat mich außerdem der Austausch mit einer Nepali Freundin, die ihre eigenen Reinigungsmittel und Pflegeprodukte aus Haushaltsmitteln herstellt. Mit dem Thema setzte ich mich aktuell auseinander und versuche, das auch für mich umzusetzen. 

Was würdest du anderen Studierenden empfehlen, denen das Thema am Herzen liegt und die ins Ausland gehen wollen?

Versucht auch im Ausland so gut es geht auf Nachhaltigkeit zu achten. Gerade bei Reisen im Gastland könnt ihr unnötige Umweltbelastung vermeiden, wenn ihr statt des Flugzeugs mit dem Bus, dem Zug oder sogar dem Fahrrad fahrt. Außerdem würde ich empfehlen, euch die Situation im Gastland anzuschauen: Je nach Land gibt es andere Herausforderungen, für deren Bewältigung ihr euch engagieren könnt, aber vielleicht auch andere Dinge, die schon gut funktionieren, die ihr vielleicht als Impuls mit nach Hause nehmen möchtet.

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