12. Dezember 2016
Das ehemalige Fischerdorf Cladagh außerhalb der Altstadt von Galway gab nicht nur dem Cladagh-Ring seinen Namen, heute findet ihr dort auch das einzige traditionelle nachgebildete Schilfdachhaus in der ganzen Stadt.
Cathie’s Cladagh Cottage eröffnete erst letztes Jahr und als Teil des Arts Centres ist es eine Mischung aus Museum, Kunstausstellung und Teestube. Das Cottage kann für Veranstaltungen gebucht werden und Workshops und storry-telling Events werden dort organisiert. Es bietet Touristen und Anwohnern gleichermaßen die Möglichkeit sich 200 Jahre in der Zeit zurück versetzen zu lassen, Tee und Scones vor dem offenen Feuer oder bei schönem Wetter im liebevoll angelegten Garten zu genießen und sich zu unterhalten oder ein Buch zu lesen, da moderne Technik nicht erwünscht ist.
Kleiner Ausflug in die Irische Geschichte
Vor über 200 Jahren waren die meisten Irischen Hausdächer noch mit Schilf gedeckt. Heutzutage ist die Kunst des Schilfdachdeckens am aussterben, da sie kaum noch jemand beherrscht und das Schneiden und Anbringen des Schilfes zeit –und kostenaufwändig ist. Vereinzelt sind Schilfdächer in Irland aber durchaus noch zu finden.
Traditionell waren die Lehmhäuser weiß gewaschen und bestanden höchstens aus ein bis zwei Räumen, oft gab es sogar nur ein einziges Zimmer, in dem gegessen, gearbeitet und geschlafen wurde. Oft wurden sogar Schweine und Hühner nachts ins Haus geholt. Nur wohlhabendere Haushalte hatten Holzbetten, meist musste Stroh reichen. Die Familien waren sehr kinderreich wobei viele an heute heilbaren Krankheiten starben bevor sie das Erwachsenenalter erreichten. Wenn überhaupt gingen die Kinder höchstens bis 12 in die Schule, denn alle mussten auf den Feldern und im Haus mithelfen.
Über dem öffene Turffeuer hing ein Kessel indem Tee, Porridge (Haferbrei), Suppe und was es sonst noch zu essen gab, zubereitet wurde. Die Ernährung war nicht besonders abwechslungsreich. Die meisten Familien lebten von Kartoffeln, die sie in kleinen, steinigen Feldern anbauten. Diese wurden ungeschält mit Butter oder Buttermilch gegessen. Besteck wurde dazu oft nicht genutzt und Fleisch oder anderes Gemüse war eine Seltenheit. Nutztiere mussten verkauft werden um die Miete zu bezahlen.
Als die Kartoffelernte in den 1840ern mehrere Jahre hintereinander schlecht war oder komplett ausfiel brach eine große Hungersnot (Great Irish Famine 1845-52) aus währen der von etwa 8 Millionen Einwohnern 1 Million an Hunger und Krankheiten starben und mindestens eine weitere Million Menschen wanderte nach England und Amerika aus. Viele dieser Auswanderer starben auf dem Weg in die neue Welt auf den sogenannten Coffin Ships (Sargschiffe). Weit ins 20, Jahrhundert hinein verließen unzählige Iren das Land auf der Suche nach einem besseren Leben. Heutzutage kommen viele Amerikaner nach Irland zurück, um die Wurzeln ihrer Uhr-Uhr-Uhr-Großeltern zu suchen.
Wenn ihr euch für irische Geschichte interessiert, traditionelles Gebäck genießen und für eine Weile fernab eures hektischen Alltags entspannen möchtet. Ist Cathie’s Cladagh Cottage immer einen Besuch wert.