8. April 2021
Island, das Land von Eis und Feuer ist vulkanischen Ursprungs und liegt genau auf der Spalte zwischen der eurasischen und amerikanischen Kontinentalplatte. Immer wieder kommt es zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Diesmal ist einiges besonders.
Am 24 Februar 2021 war ich gerade dabei, mich für den Tag an der Uni vorzubereiten, als plötzlich die Erde bebte. Es war das erste Mal, dass ich ein so starkes Erdbeben spürte. Das Erdbeben hatte die Stärke 5,7 und wurde in den folgenden drei Wochen von etwa 50 tausend registrierten Nachbeben begleitet. Die meisten waren in Reykjavik nicht spürbar. Fast jeden Tag gab es jedoch auch stärkere Beben, die ich gespürt habe. Wenn diese länger als wenige Sekunden andauerten, fühlte es sich sehr unangenehm an. Erdbeben kommen in Island häufig vor. Die Reykjanes Halbinsel ist jedoch in den letzten 800 Jahren eher selten betroffen. Dabei ist die geringe Aktivität auf der Halbinsel ungewöhnlich. Eigentlich ist eine Zeit der hohen Aktivität längst überfällig.
Die Erde öffnet sich
In den Wochen mit den Erdbeben wurde ein Magmastrom unter der Halbinsel festgestellt und ein Vulkanausbruch vorausgesagt. Dieser sollte nicht vergleichbar zum Ausbruch von „Eyjafjallajökull“ von 2010 sein, welcher den Flugverkehr über Europa lahmgelegt hat. Es sollte ein Ausbruch ohne große Ascheentwicklung nur mit einem Lavastrom sein. Und tatsächlich, am 19 März 2021 gab es abends die Meldung, dass ein Vulkan ausgebrochen ist. Obwohl der Ausbruch vorrausgesagt wurde, wäre er fast unbemerkt geblieben. Erst nach Berichten von rot leuchtenden Wolken wurde die Erruption bemerkt. Wie vorausgesagt war sie nicht explosiv. Die Lava strömte langsam aus dem Erdinneren und es entstand schnell ein Lavafeld. Als ich die Nachricht vom Ausbruch erhalten habe, holte ich sofort mein Fahrrad und fuhr zum Meer, vielleicht könnte man ja den Vulkan sehen? Und tatsächlich, ich konnte die roten Wolken von Reykjavik aus erkennen. Der Ausbruch ist nur etwa 30 Kilometer von der Stadt entfernt.
Der Vulkan wurde sofort zum Anziehungspunkt für Schaulustige. Die Küstenwache stellt vor Ort die Sicherheit her. Die Straße, die daran vorbei führt, wurde aufgrund des großen Andrangs zur Einbahnstraße umfunktioniert. Mit dem Ausbruch ist die Menge und Stärke der Erbeben deutlich zurückgegangen.
Mein Besuch
Auch ich ließ mir die Möglichkeit nicht entgehen, den Vulkan zu besuchen. In Island gab es zu der Zeit weniger als zehn Corona Neuinfektionen landesweit pro Tag (14 Tage inzidenz von unter 20 pro 100 000 Einwohner). Dementsprechend waren auch die Beschränkungen Verhältnismäßig gering, man durfte sich mit bis zu zehn Personen treffen. Solange man nicht in Quarantäne war durfte man offiziell den Vulkan besuchen. Mit ein Paar Freundinnen mietete ich mir ein Auto und wir fuhren gen Süden. Um das Leuchten der Lava bei Dunkelheit im vollen Ausmaß zu sehen, fuhren wir abends los. Knapp 3 Kilometer vor dem eingerichteten Parkplatz wurde die Straße aufgrund des zu großen Besucherandrangs gesperrt. Ich wollte zu Fuß das Stück laufen, doch zum Glück waren die anderen hartnäckig und wollten warten, ob die Straße nicht doch geöffnet wird. Als wir schon die Hoffnung aufgegeben hatten und das Auto stehen lassen wollten, wurde die Straße doch geöffnet. Die Freude war groß, wir konnten direkt am Anfang des Wanderweges zum Vulkan parken.
Der Weg ist zwar nur etwa 3 Kilometer lang, ist aber sehr steinig und steil. An einer Stelle hat die Bergwacht ein Seil zum Festhalten aufgestellt, für das ich auf dem Rückweg dankbar war. Als wir den Hügel hinaufgestiegen sind, konnte man den Vulkan sehen. Er sah aus wie in einem Bilderbuch. Ein Spitz zulaufender Berg, dessen Spitze fehlt. Als wir um den Berg herumgingen, konnten wir in den Krater hineinblicken. Am Rand des Lavafeldes hörte man immer wieder, wie die oberste Kruste brach. Darunter glühte die Lava noch und war teilweise auch noch flüssig. Manchmal, wenn ein Stück der Kruste wegbrach konnte man das Zischen vom Schnee hören, der in der Nähe verdampfte.
Der Rückweg
Da es recht kalt war machten wir nur kurz Pause und kehrten bald um. Es war deutlich leerer geworden. An einer Stelle hielt eine andere Gruppe an, weil sie sich nicht mehr sicher war, wo der Weg langgeht. Auf dem Hinweg war es noch ein bisschen matschig, doch es war kälter geworden und der Weg teilweise vereist. Am steilen Stück des Abstieges war ich sehr dankbar für das gespannte Seil. Der Weg war komplett vereist, sodass ich mich am Seil festhaltend runtergerutscht bin. Wir waren alle froh, als wir heil am Auto ankamen.
Wie es wohl weitergeht?
Da der Ausbruch nicht aus einer Magmakammer, sondern direkt aus dem Erdmantel gespeist wird, kann es sich um einen sehr langen Ausbruch handeln. Geolog*innen sprechen teilweise von Jahrzehnten. Sehr schön werden die Ereignisse auf dem englischsprachigen Instagram Kanal @geology_with_helga aufgearbeitet. Insgesamt ist das geschehen sehr dynamisch. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Beitrags ist der Vulkan für Besucher gesperrt, da es in der Nähe einen zwei weitere Ausbrüche gab.