Bis vor ein paar Jahren galt sie noch als eine der gefährlichsten Städte weltweit. Die Rede ist von Johannesburg, oder auch Jozi, wie sie liebevoll von den Südafrikanern genannt wird. Vor meiner Abreise habe ich mir oft Gedanken gemacht, ob ich mein Praktikum überhaupt in Johanensburg absolvieren soll. Bis heute genießt sie einen sehr schlechten Ruf – ist daran etwas dran?
Als ich meiner Familie und Bekannten erzählt habe, dass ich ein Auslandspraktikum in Johannesburg machen will, schauten mich die meisten mit großen Augen an. Ob das nicht sehr gefährlich sei, fragten sie. Sie hatten nur schlimme Geschichte über Johannesburg gehört, ergänzten sie. Um meinen Informationshorizont noch zu erweitern, schaute ich zusätzlich auf der Seite des Auswärtigen Amtes nach. Das beruhigte mich aber ganz und gar nicht: „Südafrika verzeichnet eine hohe Kriminalitätsrate, vor allem in Großstädten und deren Randgebieten. Dies schließt auch Gewalttaten wie Raubüberfälle, Vergewaltigungen und Mord ein“.
Super, das kann ja spassig werden..
Anders als Deutschland
Wichtig ist erst einmal, dass du die Sicherheit in Deutschland nicht mit der in Südafrika vergleichst. Es ist in Johannesburg einfach anders, das heißt nicht automatisch, dass es viel schlechter ist. Man gewöhnt sich an vieles.
Erste Welt und dritte Welt treffen aufeinander
Zudem solltest du dir bewusst machen, dass Südafrika als Spitzenreiter bezüglich der Ungleichheit bei der Einkommens-und Vermögensverteilung gilt. Gleichzeitig ist die Armutsquote sehr hoch. Einerseits ist Südafrika eines der am meisten entwickeltesten Länder Afrikas, auf der anderen Seite sieht man oft täglich die Armut. Du wirst also in Südarika und auch in Johannesburg ständig mit Kontrasten und Widersprüchen konfrontiert werden.
Mein Sicherheitsempfinden in Johannesburg
Erst einmal kann ich dich beruhigen – mir ist während meiner Zeit in Johannesburg nichts Schlimmes passiert. Ich habe mich auch nie befroht gefühlt; selbst alleine nicht. Aber anfangs wirkt es ganz schön befremdlich, wenn man die Häuser vor lauter Mauern nicht sieht. Die Wohlhabenden sichern ihr Anwesen mit meterhohen Mauern, Elektrozäunen und 24 Stunden – Sicherheitsservice ab. Auch ich hatte eine Unterkunft, die von außen mehr einem Hochsicherheitstrakt glich. Ist das wirklich nötig? Ja, denn es kommt in Johannesburg des Öfteren zu Einbrüchen, weshalb im Vornherein gewisse Sicherheitsschritte befolgt werden. Das soll dir aber keine Angst machen – ich fühlte mich dort nie unsicher.
Wenn man in Johannesburg gewisse Spielregeln befolgt, kann man sich auf die Stadt einlassen.
Diese Spielregeln sind wichtig:
- Nutze nur die Uber-App, um von A nach B zu kommen. Längere Strecken solltest du nicht zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Mit dem Fahrdienst Uber kannst du dich am sichersten in Johannesburg fortbewegen. Aber es gibt auch ein paar Gegenden, in denen du zu Fuß relativ sicher spazieren gehen kannst. Ziemlich sichere Wohngegenden sind zum Beispiel: Melville, Emmarantia, Green Side und Sandton.
- Meide es, unsichere Gegenden alleine zu erkunden. Der Innenstadt Johannesburgs eilt immer noch ein schlechter Ruf voraus. Vor allem in den letzten Monaten war die Situation brisant, da es zu ausländerfeindlichen Übergriffen und Plünderungen kam. Das heißt aber nicht, dass du die Gegend gar nicht sehen sollst. Um ein vielfältiges Bild von Johannesburg zu bekommen und nicht nur in einer Blase zu leben, rate ich dir, eine Tour mit einem einheimischen Guide zu unternehmen. Die Gebäude sind teilweise sehr beeindruckend. Das liegt daran, dass zu Apartheidszeiten die Weißen, somit die Wohlhabenden, in der Innenstadt lebten und nach dem Ende des Regimes in die Vororte Johannesburgs zogen und die ärmere schwarze Bevölkerung in die Innenstadt kam. Von der Innenstadt war ich echt überrascht. Die Leute waren teilweise sehr interessiert an mir und begrüßten mich, als ich an ihnen vorbeiging. Mit meinem Guide fühlte ich mich immer sicher. Aber ein anderes Mal hatte ich die Situation, als mein Freund und ich auf der Suche nach einem Lokal waren, dass uns jemand angesprochen hatte und meinte, wir sollten uns lieber ein Uber nehmen und nicht alleine rumlaufen. Das haben wir dann auch gemacht.
- Laufe abends nicht durch Johannesburg. Wie gesagt, durch manche Gebiete kannst du tagsüber laufen. Allerdings solltest du abends nicht mehr zu Fuß unterwegs sein – selbst in den vermeintlich sicheren Gegenden. Nutze dein eigenes Auto oder Uber.
- Behalte deine Umgebung im Blick. Auch in Johanensburg habe ich die ein oder andere schlimme Geschichte über die Stadt gehört. Oder manchmal hingen irgendwelche Schilder, wie „Geschlossen wegen Überfall“ an der Tür von Geschäften und Apotheken. Das hat mich aber nicht daran gehindert, die Stadt zu erleben. Ich hatte immer Acht gegeben, was um mich herum passiert – das solltest du auch machen.
- Halte nachts nicht bei roten Ampeln und verriegle deine Türen. Es kann theoretisch vorkommen, dass du während du an der Ampel wartest, überfallen wirst. Darum halte abends lieber nicht an Ampeln und Kreuzungen.
- Zeige nicht, welche Wertgegenstände du hast. Schmuck ja, aber keinen teuren.
Johannesburg hat so viel zu bieten
Jozi ist gewiss nicht die sicherste Stadt, aber auch nicht die gefährlichste der Welt. Du solltest einfach achtsam in Johannesburg sein und dann kannst du die Stadt in ihren verschiedenen Facetten erleben. Meiner Meinung nach ist Johannesburg ein wenig der Underdog in Südafrika. Bisher machen viele europäische Touristen einen weiten Bogen um die Stadt und fliegen meistens gleich nach Kapstadt. Das ist ein großer Fehler! Denn die Stadt hat für Geschichts- und Kunstinteressierte so viel zu bieten. Derzeit durchläuft sie sogar einen urbanen Wandel und wird immer hipper. Ich hatte Viertel in Johannesburg gesehen, bei welchen ich fand, dass selbst Berlin oder Leipzig nicht mithalten konnten. Die Stadt umgibt trotz der hohen Kriminalität eine unbeschreibliche Atmosphäre.
Keine Verherrlichung von Johannesburg
Mich hat Johannesburg mit ihren Gegensätzen und den extrem freundlichen Menschen wirklich super gefallen. Trotz alledem solltest du dir generell überlegen, welchen Stellenwert deine eigene Sicherheit beim Reisen und Wohnen einnimmt. Falls du dich ohne große Bedenken eine Stadt erkunden willst, würde ich dir von Johannesburg eher abraten. Nichtsdestotrotz war ich extrem froh, mir mein eigenes Bild von der größten Stadt Südafrikas machen zu können – und ich war total positiv überrascht. Mein Praktikum würde ich jederzeit wieder in Johannesburg absolvieren! Um ehrlich zu sein, war Johannesburg meine Lieblingsstadt in Südafrika, sogar noch vor Kapstadt!
Mara
11. Februar 2024
Hallo Stefanie,
wie hast du deinen local guide gefunden?
Ich werde auch 5 Tage allein in Johannesburg verbringen, bevor meine Studienkollegen ankommen, deshalb bin ich ziemlich besorgt.
Viele Grüße
Ella
2. April 2023
Ist es sehr gefährlich am internationalen Flughafen anzukommen? Ich möchte mit meiner Familie anschließend in einem Mietwagen den Krügerpark erkunden?
Lena Hackemann
29. Juli 2021
Hallo Stefanie
Ich bin Lena und ich hab gesehen, dass du (auch) ein Praktikum an der deutschen Schule in Johannesburg gemacht hast. Ich plane ebenfalls demnächst für ein Praktikum an die Schule zu gehen. Ich fands super interessant deine Erfahrungen schon mal hier zu lesen.
Hättest du eventuell noch Empfehlungen und Tipps, die du mit mir teilen kannst, wo ich unbedingt hin sollte oder eine Empfehlung in welchem Viertel man am besten wohnt…?
Ganz liebe Grüße, Lena
Stefanie
11. August 2021
Hallo Lena,
Melville (hip), Emmarentia, Sandton & Greenside sind meines Wissens nach schöne Wohngegenden. Ich selber war auch in Emmarentia.
Den Ponte Tower fand ich mega spannend. Ansonsten gibt es echt viele coole Bars & Cafés. Vieles in Melville.
Samstags findet immer ein cooler Foodmarket in der Innenstadt statt – weiß nicht mehr genau, wo das ist. Aber wenn du da jemanden fragst, wissen die da sicher Bescheid (ist ziemlich bekannt).
Eine aufregende Zeit in Johannesburg wünsche ich dir!