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Isvägar Straßen auf der zugefrorenen Ostsee


Letzten Mittwoch konnten nun endlich die Straßen auf dem Eis im Archipel von Luleå eröffnet werden. Mit einem Freund bin ich über eine dieser Straßen mit dem Fahrrad gefahren. Bei -15°C sind irgendwann meine Zehen taub geworden. Konnte ich Erfrierungen verhindern?

An dieser Stelle beginnt die Eisstraße. Auf der Straße darf man mit maximal 2t schweren Vehikeln maximal 30km/h schnell sein. Außerdem muss zwischen den einzelnen Autos 50m liegen. Die Schweden sehen das mehr als Empfehlung und haben großes Vertrauen in das Eis und ihre Fahrkünste.

Eröffnung der Eisstraßen:

Ist das Eis der Ostsee dick genug, werden zu verschiedenen Inseln im Archipel von Lueleå Straßen eröffnet. Gewöhnlich ist das Ende Januar der Fall. Doch das Wetter hat erst jetzt ermöglicht, dass die Straßen nun sicher sind. Das Problem in der letzten Zeit war neben zu warmer Temperaturen der starke Wind der einerseits Wasser in die Meeresarme drückt, wodurch der Meeresspiegel steigt, andererseits auch die Eisschicht aufgrund des Wellengangs zum zerbersten bringt. Liegt Schnee auf dem Eis, wirkt das isolierend. Deshalb werden die Eisstraßen schon lange bevor sie eröffnet werden immer wieder geräumt.

Mit dem Rad auf einer der Eisstraßen:

Als wir gehört haben, dass die Eisstraßen nun freigegeben wurden, hat uns schnell unser Neugier gepackt und wir wollten ein Vorstellung von diesen Straßen bekommen. Nach der Uni nahmen wir unsere Räder und fuhren bei -15°C in Richtung der nächsten Eisstraße. Bei diesen Temperaturen bin ich schon öfters mit der Rad unterwegs gewesen ohne, dass ich mit der Kälte zu kämpfen hatte. Wohl durchdachtes Anziehen ist natürlich sehr wichtig. Die Finger müssen in warme Fäustlinge eingepackt werden und der Kopf durch eine Wollmütze warmgehalten werden. Man darf allerdings nicht zu viele Jacken anziehen, da wenn man einmal ins Schwitzen kommt und dann wieder abkühlt, man sofort auskühlt. Deshalb ziehe ich mich so an, dass mir unter der Anstrengung gerade warm genug ist. Im Rucksack ist natürlich dann eine warme Daunenjacke für die Zeit in der man nicht fährt.

Aus Deutschland kommend fragt man sich vermutlich, ob es bei dem Schnee nicht total rutschig ist. Das liegt daran, dass wir den richtig kalten Schnee gar nicht kennen. Ab -5°C ist dieser nämlich so trocken und spröde, dass Radfahren überhaupt kein Problem ist.
Der feuchte Atem gefriert direkt an der Jacke um den Hals.

Zum Beginn der Eisstraße waren es schon 15km. Das Problem war, dass wir uns einmal verfahren haben und ich im hohen Schnee dann diesen in meine Schuhe bekommen habe. Zusätzlich hat das Stehen auf dem Eis mit meiner dünnen Sohl meine Füße weiter ausgekühlt.

Auch beim Handstand sind meine Füße nicht wärmer geworden.

Ich war schon oft auf dem Eis, aber der Blick aufs offene Eis ist sehr beeindruckend. Es ist einfach absolute Leere. Die Farben des Himmels waren bei der untergehenden Sonne in verschiedenen Pastellrottönen.

Nur eine Spur von einem Schneemobil.

Auf dem Rückweg habe ich irgendwann angefangen meine Zehen und Ballen nicht mehr zu spüren. Es waren nur noch harte, kalte Teile vor dem Rest, den ich noch gespürt habe. Das gefährliche an einer Erfrierung ist, dass sie schleichend kommt. Klar waren meine Füße zuvor kalt, aber ich habe es ausgehalten. Als ich realisiert habe, dass bald etwas passieren muss, hab ich mir überlegt wie es sein muss keine Zehen mehr zu haben. Das war in dem Moment sicher übertrieben. Ich bin auf alle Fälle zu dem Schluss gekommen, dass sich ich ohne Zehen meine Kletterei vergessen kann. Um wieder mehr Blut in meine Füße zu kommen habe ich diese so stark bewegt, wie das neben dem Treten irgendwie funktioniert hat.

Kurz darauf kam ein Haus bei dem wir hielten, klingelten und höflich gefragt haben, ob ich mir die Füße aufwärmen dürfe. Das schwedische Paar war sehr hilfsbereit. Der Fußboden des Eingangsbereichs war beheizt. So konnte ich in einer viertel Stunde mit viel Bewegen und Massieren wieder Gefühl in meinen Zehen und Ballen zurück erlangen.

Der restliche Heimweg war dann kein Problem mehr.

Es gibt ein indianisches Sprichwort an das ich im Nachhinein denken musste: „Good judgement comes from experience. Experience comes from bad judgement.“

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