15. November 2017
Ein Auslandssemester in Japans Hauptstadt kann sich trotz Hochschulpartnerschaft zu einer teuren Angelegenheit entwickeln. Denn Tokio gehört immer noch zu den teuersten Städten der Welt. Deshalb sind Stipendien eine gute Sache. In diesem Beitrag erfährst du, wie man mit etwas Glück erfolgreich an das JASSO-Stipendium kommt.
Das JASSO-Stipendium ist ein Stipendium der „Japanese Student Services Organization“. Die staatliche Organisation vergibt jährlich verschiedene Stipendien. Das Stipendium, das ich erhalte heißt „Student Exchange Support Program (Scholarship for Short-term Study in Japan)“ und ist eine Förderung für internationale Studenten, die im Rahmen ihres Studiums einen Aufenthalt in Japan planen.
Wer kann sich bewerben?
Das Kurzzeitstipendium ist nur für nicht-japanische Vollzeit-Studierende in Verbindung mit einer Hochschulpartnerschaft zugänglich. Das heißt, eine direkte Bewerbung ist leider nicht möglich. Stattdessen muss eine Partnerschaft zwischen der Heimatuniversität und der japanischen Universität bestehen. Die Bewerbung wird dann direkt über die japanische Hochschule verwaltet. Als Empfänger in Frage zu kommen, benötigt man einen Grade Point Average (GPA), also Notendurchschnitt, von mindestens 2,30 (dazu später mehr).
Was bekommt man?
Bei diesem Stipendium handelt es sich um eine reine finanzielle Förderung in Höhe von 80.000 Yen pro Monat (ca. 620 €). Dies deckt natürlich nur einen Teil der Lebenshaltungskosten. Das Kurzzeitstipendium kann für einen Zeitraum von bis zu 12 Monaten beantragt werden. Einzige Voraussetzung dafür ist, dass man mindestens acht Tage am Stück im Monat in Japan verweilt. Falls man also bspw. über die Semesterferien länger als drei Wochen verreisen möchte, muss auf die Stipendienauszahlung für den entsprechenden Monat verzichten. Das Stipendium ist auf die Dauer, in der man an der japanischen Hochschule immatrikuliert ist beschränkt und wird also auch nach Vorlesungszeit ausgezahlt, vorausgesetzt, man hält sich mindestens acht Tage in Japan aus. Diese Voraussetzung beschränkt sich allerdings nur auf das JASSO-Stipendium. Auf das Studentenvisum hat dies keine Auswirkungen.
Und so bewirbt man sich…
Nominierung der Heimathochschule
In meinem Fall konnte ich bei der Bewerbung an der Rikkyo-University schon direkt angeben, ob ich mich für das JASSO-Stipendium bewerben möchte. Konkret musste ich direkt im Online-Bewerbungsbogen der Hochschule kurz erklären, wieso ich dieses Stipendium in Anspruch nehmen möchte. Falls sich mehrere deiner Uni bewerben, wird ein Ranking vorgenommen. Dies übernimmt in der Regel das International Office. Einige Wochen nach der Bewerbung erhält man dann eine weitere E-Mail mit weiteren Anweisungen und Voraussetzungen. Besonders wichtig ist das Empfehlungsschreiben (Letter of Recommendation) und die Umrechnung der bisherigen Studienleistung in das japanische System.
Empfehlungsschreiben
Um ein Empfehlungsschreiben kommt man bei den meisten Stipendien nicht drumrum. Hierbei ist zu beachten, dass man für die Bewerbung für das JASSO-Stipendium ein anderes Gutachten benötigt als bei der Bewerbung für das Auslandssemester! Ich hatte diesbezüglich Sorge, da ich zum Zeitpunkt der Bewerbung noch im ersten Mastersemester an einer neuen Hochschule befand. Ich hatte zwar schon ein paar Prüfungsergebnisse – sprich Studienleistung – aber bis dato noch keinen persönlichen Kontakt zu einem wissenschaftlichen Mitarbeiter oder gar Dozenten. Aber auch hier habe ich Unterstützung vom International Office meiner Uni erhalten. Zusammen mit der Mitarbeiterin wurden die wichtigsten Punkte herausgearbeitet und ein Kontakt zum Dekan der Fakultät hergestellt.
Umrechnung des Notendurchschnitts (GPA)
Eines der komplexeren Schritte ist die Umrechnung des Notendurchschnitts ins japanische System. Hier muss man besonders präzise arbeiten. Anders als bei den gängigen GPAs, die man sonst von amerikanischen Universitäten kennt, verwenden japanische Hochschulen ein anderes Umrechnungssystem. Leider kann man seinen aktuellen Durchschnitt nicht einfach pauschal umrechnen. Die erreichten Studienleistungen werden auf die Credits verteilt und gewichtet. Grundlage für den GPA ist in der Regel das letzte akademische Jahr bzw. das letzte Semester. In meinem Fall hat ein Semester ausgereicht, da ich mich erst im ersten Mastersemester befand.
Die Hauptvoraussetzung für die Vergabe des Stipendiums ist der Mindest-GAP von 2,30 (oder besser). Leider findet man im Internet nur Umrechnungshilfen für das amerikanische Notensystem. Das deutsche Notensystem muss daher auch noch mal transformieren. Die folgende Tabelle soll dir bei der Umrechnung helfen.
Die Formel zur Berechnung lautet:
Um alles etwas verständlicher zu erklären eine exemplarische Beispielsrechnung:
Allerdings habe ich von ein paar Kommilitonen hier mitbekommen, dass sie auch mit einem minimal schlechteren GPA für das JASSO-Stipendium aufgenommen wurden. Also scheue dich nicht und bewirb dich trotzdem!
Sonstige bürokratische Hürden
- Monatliche Unterschrift: Wie bereits oben erwähnt, ist eines der Voraussetzungen für die Auszahlung des Stipendiums ein Mindestaufenthalt von acht aufeinanderfolgenden Tagen pro Monat in Japan. Um dies vorweisen zu können, muss ich jeden Monat ein Dokument beim International Office unterschreiben. Stichprobenweise werden auch Reisepässe auf Ein- und Ausreisestempel kontrolliert. Wichtig ist hierbei auch, dass man die Unterschrift zwischen dem ersten und zehnten Tag jeden Monats abgibt. Eine verspätete Unterzeichnung kann zur Nichtauszahlung führen.
- Bankkonto: Für die Auszahlung benötigt man ein japanisches Girokonto. Ich habemit Hilfe der Mitarbeiter des International Office ein Bankkonto bei der Japan Postbank eröffnet. Dort soll es wohl für Ausländer am einfachsten sein. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert diese Prozedur mit einem Einheimischen durchzuführen, da die meisten Dokumente nur auf Japanisch verfügbar sind.
- Über weitere Finanzierungsmöglichkeiten für einen Japan-Aufenthalt informiert Correspondent-Kollegin Julia, die ein Jahr an der Waseda-Uni, ebenfalls in Tokio, studiert hat.
- Allgemeine Infos zum Thema Anerkennung von Studienleistungen im Ausland findest du hier.
Silas
14. Oktober 2022
Hi,
Was ist mit Studienleistungen die unbenotet sind? Die geben ja auch Credits, aber unter welche Punktekategorie aus der Tabelle stuft man die ein?
Cindy
14. Oktober 2022
Hallo Silas,
da bin ich leider überfragt. Das Jasso-Stipendium gehört idR zu den leistungsbezogenen Stipendien. Ich würde die credits ohne Leistungsbeurteilung bei der Rechnung im Zweifelsfall rausnehmen.
Am besten du fragt aber bei deiner Partnerhochschule in Japan nach, da sich die Voraussetzungen für das JASSO-Stipendium von Hochschule zu Hochschule unterscheiden können.
Viele Grüße
Cindy
Gabi
5. August 2022
Darf man neben Jasso auch Auslansbafög beziehen?
studieren weltweit
8. August 2022
Hallo Gabi,
grundsätzlich kann unter bestimmten Voraussetzungen das Auslands-BAföG mit Stipendien kombiniert werden. Schau doch mal hier vorbei, dort gibt es auch Infos zum zuständigen Amt an das du dich wenden kannst: https://www.daad.de/de/im-ausland-studieren-forschen-lehren/stipendien-finanzierung/auslands-bafoeg/
Liebe Grüße, dein studieren weltweit Team
Julie
5. Juni 2019
Kann man noch einen Nebenjob während seinem Auslandsemester machen auch wenn man noch das Stipendium erhält?
Cindy
7. Juni 2019
Hallo Julie,
das dürfte kein Problem sein. In meinem Fall hat sich sogar meine Uni um eine Arbeitserlaubnis gekümmert. Es gibt aber ein paar Restriktionen, da
du hauptsächlich zum Studieren nach Japan kommst und beispielsweise keine Bar und Nachtclub-Arbeiten machen darfst.
Ich selber habe keine Nebenjob in Japan machen können, weil mein Japanischlevel zu niedrig war.
Liebe Grüße
Cindy
Tsubasa
30. April 2019
Hallo Cindy,
von wo ist die Umrechnung der amerikanischen Noten ins deutsche? Ist das System nicht zu großzügig, da die Noten bis einschließlich 2,0 als „excellent“ gelten? Im Internet wäre das nur bis 1,3 der Fall…
Hoffe du kannst mir weiterhelfen.
Liebe Grüße
Cindy
7. Juni 2019
Hallo Tsubasa,
hierbei handelt es sich die Umrechnung von Deutschen Noten in Japanische. Der Begriff GPA ist hier etwas irreführend, weil man diesen eher aus Amerika kennt.
Liebe Grüße
Cindy
Thomas Shelby
13. März 2019
Hallo Cindy,
erst einmal vielen Dank für die hilfreichen Tipps und Eindrücke, die du geliefert hast! 🙂
Für das JASSO Stipendium muss man ja bekanntlich als „finanziell bedürftig“ eingestuft werden. Für das Certificate of Eligibility muss man aber knapp 7000€ Euro auf dem Bankkonto haben. Ist man immer noch für das JASSO berechtigt, wenn die Eltern der Sponsor für die ca. 7000€ sind?
Beste Grüße
Cindy
13. März 2019
Hallo Thomas,
Das JASSO-Stipendium wird unabhängig vom Vermögen deines „Sponsors“ vergeben.
Liebe Grüße
Cindy
Luffy
26. Juli 2018
Ich habe eine Frage wegen dem genannten Durchschnitt von 2,3 den man Minimum erreichen muss… Bedeutet das, dass 2,0 quasi zu schlecht ist und man höher landen sollte, zum Beispiel bei 3,0, damit man eine Chance auf das Stipendium hat? Den Teil habe ich nicht ganz mitbekommen.
LG
Homebase
30. Juli 2018
Hallo Luffy,
aus der Tabelle in Cindys Text ergibt sich, dass hier der deutsche Notendurchschnitt gemeint ist. Das heißt, dass ein Notendurchschnitt von 2,3 oder weniger nötig ist. 3,0 wäre also schlechter, 2,0 besser als 2,3.
Deine Homebase
Daniel
2. Februar 2018
Hallo Cindy,
ich finde deinen Artikel sehr hilfreich, unteranderem weil ich mich auch für das Stipendium bewerben möchte. Bezüglich des Empfehlungsschreiben meintest du, dass man ein anderes Schreiben als das für die Gasthochschule benötigt. Könntest du diesen Punkt vielleicht einmal näher erläutern? Inwiefern unterscheiden sich diese Empfehlungsschreiben und auf was muss man bei diesen Empfehlungsschreiben achten?
Vielen Dank und best Grüße
Daniel
Cindy Ngo
15. Februar 2018
Hallo Daniel,
diese Info war speziell auf die Rikkyo University bezogen. Für die Bewerbung an der Rikkyo University habe ich ein beliebiges Empfehlungsschreiben gebraucht. Das Empfehlungsschreiben für das Stipendium sollte etwas leistungsbezogener sein und auch hervorheben, dass man zu den „besseren“ Studenten gehört. Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.
Liebe Grüße,
Cindy