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Bevor es losgehen kann: Abschiede und Vorbereitungen

Im Juli ist bisher kein Tag vergangen, an dem ich nicht wenigstens eine Sache für mein Auslandssemester zu tun hatte. Wie ich vor allem Abschiede, Uni-Stress und den Visumsantrag erlebt habe, erfahrt ihr hier.

Abschied – aber schön

Durch meine letzten Aufenthalte im Ausland habe ich gelernt, wie wichtig es ist, die letzte Zeit mit Freunden, Freundinnen und Familie gemeinsam zu verbringen, um richtig Abschied zu nehmen. Dabei habe ich begriffen, dass Abschiede nicht einfach Momente, sondern Prozesse sind. Und besonders traurig ist man dann, wenn der Moment schon da ist und man selbst die Zeit lieber zurückholen würde. Deswegen war ein Teil meiner Vorbereitungen, aktiv Abschied zu nehmen. Das war eine meiner Prioritäten für den Juni und den Juli und ich bin froh, mir diese Zeit genommen zu haben.

Ich habe meinen Freunden und Freundinnen früh gesagt, dass ich bald für ein Semester ins Ausland gehen würde und die Zeit mit ihnen mir wichtig sei. Ich habe öfter mal zu einer Verabredung „Ja“ gesagt, auch wenn ich ein schlechtes Gewissen hatte, gerade nicht zu lernen oder später im Bett zu sein. Ich war mit meiner besten Freundin einen Tag in Lübeck und dann am Meer. Ich bin einmal mehr zu meiner Familie in den Garten gefahren, um noch Zeit mit ihnen verbringen zu können, habe mit Freunden Kochabende veranstaltet, oder versucht, sie öfter auf dem Campus zu treffen.

Außerdem hatte ich aktiv ganz viele „letzte Male“ zum Beispiel das letzte Mal auf dem Campus sein, das letzte Mal einen Spaziergang durch den Park machen und der letzte Tag auf der Arbeit, der dann mit selbstgebackenen Scones gefeiert wurde.

So habe ich jeden Tag im Juli einen kleinen Abschied gehabt und konnte dabei die Zeit noch viel intensiver genießen.

Möwe, Hamburg, Alster
Nach meinem letzten Tag auf der Arbeit in Hamburg habe ich noch einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt gemacht. Dabei war ein solches Klischee-Foto natürlich Pflicht!

und auch nicht so schön: Organisation und Stress

Neben der emotionalen Seite bedeuteten die Abschiede aber auch Abschluss und Organisation. Ich musste beispielsweise bei meinen Jobs Bescheid geben, den Handy-Vertrag kündigen, den Auszug organisieren, den Schlüssel für den Uni-Job abgeben, mich für das nächste Semester rückmelden und so weiter. Und dann ist da auch noch die Uni selbst und mit ihr der Abschluss des Semesters. Und Semesterende bedeutet eigentlich immer Prüfungsstress.

In Deutschland war das Semester in der zweiten Juli-Woche zu Ende, in Brasilien fängt es in der zweiten August-Woche an. Das bedeutete, dass ich nur einen Monat zwischen dem einen und dem anderen Semester Zeit habe. Ein Monat, in dem ich außerdem in Lüneburg meinen Auszug vorbereitet habe, meinen Visumsantrag gestellt und in Brasilien eine Wohnung gesucht habe. Der Juli war daher bisher auch sehr anstrengend und es wurde mir klar, dass ich viel zu aufgeregt war, um noch nebenbei eine Klausur und vier Hausarbeiten zu schreiben. Denn viel zu häufig wanderten meine Gedanken während der Literaturrecherche ab und statt mich mit Georg Simmel zu beschäftigen, endete ich doch immer wieder, nicht bei der Literatur- sondern der Wohnungssuche. Zu dem Thema Wohnungssuche erfahrt ihr hier später mehr.

Jetzt, weniger als eine Woche vor Abreise, habe ich die wichtigsten Vorbereitungen fertig und kann schon ein wenig auswerten, was dabei vielleicht hätte besser laufen können.

Viel Verwirrung beim Visum

Mein Visum hat mich mit Abstand am meisten Nerven gekostet. Das lag vor allem daran, dass ich Schwierigkeiten hatte, die richtigen Informationen zu finden. Dabei hatte ich schon Monate vor der Abreise mit der Recherche angefangen, schließlich eine Zusammenfassung eines Konsulats gefunden und mir diese Informationen als Screenshot gespeichert. Als ich dann aber damit begann, das zusätzliche Online-Formular auszufüllen, wurden auf einmal immer noch mehr Dokumente verlangt, die zu Beginn nicht erwähnt worden waren. Zum Beispiel wurde an einem späteren Punkt eine erweiterte Meldebescheinigung aller Wohnorte der letzten 12 Monate verlangt. Ich hatte daher den Stress, diese Dokumente innerhalb von kürzester Zeit zu bekommen. Und „innerhalb von kürzester Zeit“ ist eine Zeiteinheit, die in Berliner Bürgerämtern eigentlich nicht existiert.

Endlich geschafft! Nach all der Aufregung konnte ich mein Visum schon nach unter einer Woche abholen. Aber: Der nächste Schritt erwartet mich schon, denn um regulär in Brasilien bleiben zu dürfen, muss ich mich vor Ort bei der Bundespolizei registrieren.

Um es euch ein wenig leichter zu machen, hier ein paar Tipps, die ich allen empfehlen würde, die ein Visum für Studierende in Brasilien beantragen wollen:

Nach all den Aufregungen gab es dann aber bereits nach kurzer Zeit den Erfolg: Schon fünf Werktage nach Antragsstellung war mein Visum fertig und ich konnte es mir bereits abholen! Bei der Gelegenheit habe ich auch direkt nach einem CPF gefragt und diesen erhalten. Über den CPF war ich auch sehr froh, denn der wird für Reisende in Brasilien häufig zum Problem. Das heißt jetzt, nach diesem Aufwand bleiben nur…

Noch ein paar Vorbereitungen und ganz viel Vorfreude

In dieser letzten Woche bin ich noch einmal in Berlin, also „Zuhause“. Hier muss ich die Lüneburg-Kisten auspacken, einen Termin bei der Bank machen und – besonders wichtig – Schokolade shoppen. Denn ich möchte gerne ein paar Kleinigkeiten aus Deutschland mitbringen, die ich dann Freunden schenken kann. Nebenbei geht es aber auch weiter, sowohl mit dem Hausarbeiten-Schreiben als auch mit dem Abschied-Nehmen. Gepackt wird dann erst am Schluss. Momentan freue ich mich aber vor allem und bin sehr erleichtert nun auch diese schwierigeren Momente hinter mir zu haben.

Mädchen, Schokolade, lächeln
Mit Schokolade bewaffnet kann es nun endlich bald losgehen!
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