11. Mai 2016
Mir gefällt der Klang: „bica“. In Lissabon nennt man so einen kleinen Kaffee. Mich spricht aber nicht nur der phonetische Aspekt an, sondern die gesamte Kultur, die sich rund um den Genuss des koffeinhaltigen Getränks in Portugal entwickelt hat.
Drei- bis viermal am Tag, so wohl der Durchschnitt, trinkt der Kaffee-affine Portugiese einen der kleinen Wachmacher. Er ist schwächer als der türkische Mocca oder auch die italienische Espresso-Variante, daher muss man keinen Koffein-Schock befürchten.
To-Go ist in Lissabon verpönt.
Und deswegen kehrt man hierzu in ein kleines Eck-Café ein. Dort wird sich jedoch meist nicht hingesetzt; die plaudernden Portugiesen trinken ihren Kaffee im Stehen. Die ganze Prozedur dauert nur zwischen fünf bis zehn Minuten… Dann geht es schon zurück an den Arbeitsplatz, weiter nach Hause oder in die Stadt. Was auf den ersten Blick nach einem stressvollen Runterstürzen aussieht, markiert in Wahrheit eine Entschleunigung des Alltags. In Deutschland ist es üblich, sich seinen Kaffee entweder zeitsparend im handlichen Pappbecher mitzunehmen oder aber ein richtiges Date zum Kaffeetrinken zu vereinbaren, was dann gut und gerne ein bis zwei Stunden dauern kann. Die Kaffeekultur in Portugal charakterisiert, dass sie scheinbar nebenbei geschieht, als gern gesehene, jedoch ungeplante Unterbrechung des Tages.
Eigentlich befindest du dich auf den Weg in die Uni? Zeit für eine kleine „bica“ in deinem Lieblingscafé bleibt immer. Die Mittagspause ist vorbei? „Uma bica, por favor!“