7. April 2018
Manche kennen sie schon aus Japan – die Katzencafés. Während du gemütlich deinen Latte Macchiato schlürfst, umkreisen flauschige Katzen deine Beine. Doch wird das den Katzen nicht viel zu viel? Wie wohl kann man sich dabei fühlen, Katzen zu streicheln, die tagtäglich von Unmengen anderer Besuchern getätschelt werden? Diese Fragen wollte ich für mich beantworten und habe deswegen ein solches Katzencafé besucht.
Ich vertrete die Meinung, das Katzen ihren Freiraum brauchen. Wenn man keinen Garten hat oder in einer Wohnung wohnt, in der man eine Katze nicht rauslassen kann, sollte man sich erst gar keine Katze kaufen. Ein Katzencafé müsste daher für mich eigentlich ein No-Go sein. Aber ich bin ein neugieriger Mensch. An dem Tag war das Wetter schlecht und ich brauchte was zum Streicheln! Also habe ich meine deutsche Kommilitonin Kathi in ein Katzencafé in Myeongdong mitgenommen, das „Japan Town“ von Seoul. Myeongdong ist ein wahres Shoppingparadies, in dem alle paar Meter neue Lieder aus den Boxen der Läden schallen und Verkäufer lauthals versuchen, die Touristen mit Gratisproben anzulocken.
In diesem Getümmel fanden wir dann auch eine mannsgroße Katze, die uns mit einem Schild in ein Katzencafé einlud. Im Café erhält man Hausschuhe und ein gratis Getränk. Dazu muss man sich Regeln durchlesen, was im Umgang mit den Katzen zu beachten ist. Katzen mit Halstüchern durften dort generell nicht gestreichelt werden und auch sonst wurde zumindest sicher gestellt, dass die Besucher respektvoll mit den Tieren umgehen. Zudem hatten die Katzen Rückzugsorte, die die Besucher nicht erreichen konnten, sodass sie immer ihre Ruhe haben konnten.
Da das Wetter an dem Tag ziemlich gruselig war, waren nicht viele Leute unterwegs. Das Café war dementsprechend leer, zu Beginn waren wir ganz für uns. Am Anfang genoss ich es, meinen viel zu süßen Vanilla Macchiato zu trinken und den Katzen beim Dösen zuzuschauen. Viel mehr war nämlich auch nicht möglich. Die meisten Katzen waren nicht sehr schmusebedürftig, was bei dem täglichen Körperkontakt auch nachvollziehbar ist.
Umgehen ließ sich das jedoch mit Leckerlis: Die ersten Besucher nach uns kauften sich an der Kasse am Eingang Tütchen, aus denen sich wahrscheinlich eine Art Fischpastete pressen lies. Die Katzen jedenfalls kannten das System natürlich, weshalb sie mithilfe der Tütchen zu unzähligen Selfies dressiert wurden. Die Inhaberin des Cafés schien sich während unseres Besuchs sehr gut um die Katzen zu kümmern und zu sorgen. Trotzdem habe ich mich gefragt, ob so ein regelmäßiges Tütennuckeln die Ernährung der Katzen nicht ganz schön über den Haufen wirft.
Mir hat diese Tatsache jedenfalls einen bitteren Beigeschmack vom Besuch hinterlassen. Die Katzen hatten ihre Ruhe und ich dort auf jeden Fall auch! Aber inwiefern sich die Katzen dort wohlfühlen und im lauten und glitzernden Viertel Myeongdong gut aufgehoben sind, ist eine andere Frage. Ein weiteres Mal werde ich daher wahrscheinlich nicht in ein Katzencafé gehen.