9. November 2019
Eine der häufigsten Fragen, die mir bisher gestellt wurden, ist ganz klar diese: „Wie läuft es denn mit den Klausuren an der Universität auf La Réunion?“. Und so schön die Natur hier auch ist und so viel Spaß ich bisher auch hatte, für mein Studium zählt am Ende nur, dass ich die Klausuren bestehe und mein Auslandssemester anerkannt bekomme. Aber wie läuft so eine Klausur im Inselparadies ab?
Eine kurze Einleitung in mein Studium
Wie der ein oder andere fleißige Blogleser vielleicht weiß, studiere ich an der Fakultät für Human- und Geisteswissenschaften, der Faculté de Lettres et Sciences Humaines am Campus in Moufia, einem Stadtteil von Saint-Denis im Norden der Insel. Ich belege drei Übersetzungskurse, einen Wirtschaftskurs und mehrere Kurse speziell für Erasmusstudenten.
Die Prüfungsformen (schriftlich, mündlich, ein Vortrag oder eine Hausarbeit) und wie viele Prüfungen man ablegen muss, hängt vom Kurs ab. In meinen Kursen schreibe ich ein bis zwei schriftliche Prüfungen von jeweils 60-90 Minuten.
Anders als bei uns an deutschen Universitäten gibt es keine Prüfungsphase. In den Kursen mit zwei Prüfungen sind diese über das Semester verteilt, die letzte (beziehungsweise, in anderen Kursen, die einzige) Klausur schließt den Kurs ab.
Die Klausuren französischer Studierender werden mit 0 bis 20 Punkten bewertet, wobei 20 die Höchstpunktzahl ist. Um die Klausur zu bestehen, braucht man mindestens 10 Punkte.
Angeblich funktioniert das auch mit den Kursen untereinander; wenn die Studenten hier einen Kurs nicht bestehen, ein bestimmter anderen dafür aber besser ausfällt, haben sie das Semester trotzdem erfolgreich absolviert. Da wir Erasmusstudenten aber nicht nach einem bestimmten Plan studieren, funktioniert das für uns leider nicht.
Wann enden die Kurse?
Das ist zumindest an meiner Fakultät sehr unterschiedlich. Offizielles Ende des Semesters ist zwar der 19. Dezember, einige Kurse enden aber schon jetzt, Anfang November, andere Ende November, wieder andere sogar erst Anfang Dezember. Wer in seinem Auslandssemester auf eine bestimmte Anzahl an Wochenstunden kommen will (oder muss, wie man’s nimmt), muss deshalb unbedingt darauf achten, dass seine Kurse nicht erst mitten im Semester anfangen oder vorzeitig enden.
Die wichtigste Frage: Sind die Klausuren schwer?
Ich persönlich finde meine Übersetzungsklausuren nicht einfach, aber machbar. Wörterbücher sind nicht erlaubt, nur wir Erasmusstudenten dürfen einsprachige französische Wörterbücher nutzen, um wenigstens annähernd auf dem gleichen Stand zu sein, wie die französischen Muttersprachler. Trotzdem hat man irgendwie einen Nachteil, wenn man etwa aus dem Englischen oder dem Deutschen ins Französische übersetzen soll, und ein Wort schlichtweg nicht kennt.
Aber: Die Universität auf La Réunion selbst macht den internationalen Studierenden keine Vorgaben, welche oder wie viele Kurse sie belegen sollen, was (je nach Vorgaben der Heimathochschule) einen großen Spielraum lässt. Mir ist es deshalb möglich, Kurse aus Licence 2 zu wählen, was in Deutschland das zweite Studienjahr ist, obwohl ich eigentlich schon im dritten, in Licence 3, bin. Und Kurse aus dem ersten oder zweiten Studienjahr sind natürlich nicht so anspruchsvoll wie Kurse aus dem Dritten.
Auf La Réunion kann Deutsch als Fremdsprache studiert werden, weshalb es auch Kurse gibt, in denen aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt werden soll – bei sonst nur französischen Kommilitonen war ich in der Klausur sogar Kursbeste!
Wie laufen Klausuren ab?
Die Klausuren, die ich bisher geschrieben habe, haben alle im regulären Kursraum stattgefunden. Tatsächlich wurden wir für die Klausuren nicht einmal auseinandergesetzt, weshalb es nicht unmöglich ist, bei dem Nachbarn mal aufs Blatt zu schielen. Allerdings endet, wie bei uns, jeder Täuschungsversuch damit, dass die Klausur als nicht bestanden gilt.
Was ich besonders gut finde: Die Studierenden schreiben ihre Namen oben rechts auf die Klausurbögen, die sie (in den meisten Fächern) vom Dozenten bekommen. Diese Ecke wird dann umgeknickt, damit der Name des Studierenden für den Dozenten während der Korrektur nicht sichtbar ist und der Dozent die Klausur unbeeinflusst bewerten kann.
Und jetzt: Drückt mir die Daumen für alle noch kommenden Klausuren! 🙂
Für alle Fragen stehe ich natürlich über Instagram als Ansprechpartner bereit.