3. November 2017
„Du gehst nach Kolumbien? Aber ist es dort nicht viel zu gefährlich?“, bekam ich in den letzten Monaten vor meiner Abreise nicht nur einmal zu hören. Sogar Bedenken wie: „Du wirst entführt, um als Drogenkurier zu fungieren und dann umgebracht“, durfte ich mir nicht nur einmal anhören. Doch ich wollte mir selbst eine Meinung bilden und mich bei der Wahl meines Gastlandes nicht von Vorurteilen beeinflussen lassen. Nach über drei Monaten in Kolumbien wage ich nun eine kleine Zusammenfassung meiner Eindrücke und kläre etwas auf.
Einige Infos vorweg …
Zunächst einmal sei gesagt, dass Kolumbien in den letzten Jahren viele Veränderungen im Bezug auf organisierte Kriminalität erfahren hat. Daher ist die Sicherheitslage für Zivilisten nicht mit der von vor zehn bis 30 Jahren zu vergleichen. Vor allem seit dem die Guerillagruppe FARC im Dezember 2016 einen Friedensschluss mit der kolumbianischen Regierung geschlossen hat, können Sicherheitsbedenkendurch organisierte Kriminalität etwas heruntergeschraubt werden. Dennoch besteht weiterhin Gefahr in einigen Gebieten der Grenzregionen, auf die das Auswärtige Amt aktuell noch hinweist.
Auch die allgemeine Kriminalitätsrate ist in Kolumbien sehr hoch, weshalb vor allem bei Dunkelheit, aber auch tagsüber mit Raubüberfällen oder Trickdiebstählen gerechnet werden sollte. Mit Anbruch der Dunkelheit erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit von Gewaltverbrechen.
Da es aber zunehmend sicherer wird, steigt auch die Anzahl an Touristen. An viel besuchten Orten ist daher die Polizei noch sehr präsent. Öffentliche Verkehrsmittel, wie die sogenannten „Chicken Busses“, werden von vielen als gefährlich angesehen. Tagsüber stellen sie normalerweise jedoch keine außergewöhnliche Gefahr dar.
Meine Erfahrungen
Natürlich sind meine persönlichen Erfahrungen mit unterschiedlichen Arten von Kriminalität nicht repräsentativ. Trotzdem möchte ich Euch gerne meine Eindrücke schildern.
Korruption
Eines der Vorurteile, die viele gegenüber der kolumbianischen Polizei haben, ist die Korruption. Nach über drei Monaten hier muss ich gestehen, dass sich viele Geschichten bewahrheitet haben. Die Polizeipräsenz ist sehr hoch, sodass es keine Seltenheit ist, von der Polizei angesprochen zu werden. In so einem Fall macht die Polizei sehr bald deutlich, dass sie die Zahlung eines Geldbetrages erwartet. Und das bevor überhaupt geklärt ist, ob eine Ordnungswidrigkeit begangen wurde. „Immigrationsbehörde“ ist das Code-Wort für die Bitte um Begleichung der ‚Geldschuld‘. Dabei ist es üblich, wie z.B. mit dem Taxifahrer, erstmal über den Preis zu verhandeln. Nach erfolgter Zahlung des vereinbarten Preises, schüttelt man sich die Hände und wünscht einen schönen Tag.
Überfälle
Wie schon geahnt, bin auch ich in meiner Zeit in Kolumbien Opfer eines Überfalls geworden. Naja, zumindest hat der Dieb es versucht.
An einem sonnigen Sonntagmittag lief ich eine gewöhnliche Straße in einer relativ guten Gegend entlang. Plötzlich nährte sich mir ein junger Mann mit seinem Fahrrad und hielt mir ein Messer an den Bauch. „Teléfono, teléfono!“, sagte er nur. Ich konnte nicht wirklich glauben, was gerade geschah und wollte mein Handy nicht rausrücken. Als er seine Worte wiederholte, behauptete ich kein Telefon zu haben. Glücklicherweise bogen in diesem Moment zwei Personen um die Ecke und nährten sich dem Ort des Geschehens. Da der Übeltäter dies bemerkt hatte, drehte er sein Fahrrad, zeigte mir einen Daumen nach oben und fuhr davon.
Mir ist zwar nichts passiert und sogar mein Handy habe ich noch, einen großen Schrecken hat mir dieses Erlebnis aber doch eingejagt.
Drogenhandel
Wie viel man vom Drogenverkauf mitbekommt, hängt stark von der jeweiligen Stadt ab. Allgemein würde ich sagen, je touristischer die Stadt, desto offensiver werden einem Marihuana und Kokain angeboten. In den beiden Großstädten Bogotá und vor allem Medellin ist es besonders heftig. Bei einem fünf- minütigen Gang zum Restaurant kommt es schon mal vor, dass einem drei mal Koks angeboten wird.
Sicherheit in der Uni
Wer nun befürchtet in Kolumbien nicht studieren zu können, weil man sich nichtmal in der Uni sicher fühlen kann, liegt falsch.
Die Uni stellt einen der wahrscheinlich sichersten Orte in Barranquilla dar. Auf den abgesperrten Campus gelangt man nur durch Scannen des Studentenausweises in Verbindung mit dem darauf gespeicherten Fingerabdruck. Hat man dieses Gelände einmal betreten, ist überall Sicherheitspersonal zu finden. Werden die Geldautomaten mal wieder aufgefüllt, muss man sich zudem nicht wundern mit Maschinengewehr bewaffnete Männer anzutreffen.
Zudem handelt es sich bei der Uni Norte um die teuerste Universität in der Umgebung. Dadurch herrscht eher eine Atmosphäre des „sehen und gesehen werdens“, als das Verstecken von Wertsachen.
Das Gefühl mangelnder Sicherheit hat meine persönliche Lernatmosphäre also nicht beeinflusst. Alles in allem also nichts was einen von einem Auslandsaufenthalt in Kolumbien abhalten sollte. 😉
Meine Tipps
- Lauft möglichst wenig alleine durch die Straßen. Nachts solltet ihr euch nur in Gruppen draußen aufhalten.
- Habt euer Handy, während ihr unterwegs seid, am besten vorne im Hosenbund eingeklemmt (Tipp von Einheimischen).
- Nehmt, wenn ihr nichts besonderes vorhabt, nicht viel Geld mit. Hier heißt das: 30.000-50.000 COP / 8-15€ sind genug.
- Fasst keine Visitenkarten oder Stadtpläne von Fremden an. Diese können ein Pulver enthalten, dass ähnlich wie K.O.-Tropfen wirkt.
- Nutzt Uber statt Taxis.
- Leistet keinen Widerstand (Ja, ich sollte meine eigenen Tipps wohl auch befolgen).
- Reist nicht auf eigene Faust in Risikogebiete.
Amelie
12. Juli 2019
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