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Konflikt, Kultur & Campusleben was steckt hinter meiner Mission?

Wenn man wie ich Krisenmanagement studiert, kommt man an einem großen Dauerbrennerthema wohl nicht vorbei: dem Nahost-Konflikt. 
Dieses Thema begegnete mir im Laufe meines Studiums immer wieder, dennoch hatte ich nie so ganz das Gefühl den Konflikt richtig greifen oder verstehen zu könne, zu komplex erschien mir das alles. Was ich in meiner Zeit in Israel darüber dazugelernt habe und warum ich überhaupt nach Haifa gegangen bin, kannst du hier lesen

Da ich in Deutschland Krisenmanagement studiere, sind Konflikte weltweit ein großer Teil meines Studiums und genau dieser Hintergrund war ein großer Teil meiner Motivation nach Israel zu gehen. Das Land ist unglaublich divers und vielfältig durch die Menschen, die dort leben aber auch der Konflikt ist ständig präsent. Genau das war einer der Faktoren, der mich schon vor meiner Ausreise sehr stark interessierte.

Warum ausgerechnet Haifa?

Die verschiedensten Religionen kommen in Israel auf einer sehr kleinen Fläche zusammen und leben miteinander. Besonders Haifa ist eine Stadt, die als sehr divers und durchmischt gilt, was die Religionen und verschiedenen Kulturen von Menschen angeht. So gibt es hier keine getrennten Viertel wie beispielsweise in Jerusalem, sondern arabische Muslime und Christen leben zusammen mit israelischen, russischen oder orthodoxen Juden und Internationals in einer Stadt und teilweise sogar im gleichen Haus. Dieses Zusammenleben begeistert mich und Haifa ist auch in Israel dafür bekannt, ein gutes Beispiel für einen friedlichen und respektvollen Umgang innerhalb der verschiedenen Kulturen miteinander. Dass die Uni hier dann noch Kurse zum Thema Friedens- und Konfliktforschung angeboten hat, war ein weiterer Grund, warum ich mich hier beworben habe. Aber auch die Lage im Norden Israels und die Nähe zu Meer und Strand waren definitiv Bonuspunkte auf meiner Liste.

Konflikt als Alltag?

Mit dem Konflikt in meinem Alltag so konfrontiert zu sein, ist etwas das ich vorher nicht erwartet hatte. Düsenjets am Himmel, Soldaten in Uniformen und regelmäßige Sicherheitskontrollen im Land begegnen mir täglich. Sie erinnern mich stetig daran, dass der Konflikt zwischen Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten besteht und im Hintergrund existiert. Das ganze Thema ist unglaublich komplex und für mich als Außenstehende keines, bei dem ich auf der einen oder der anderen Seite stehe. 

Um vielleicht einmal die Situation hier vor Ort zu beschreiben, wie sie gerade ist, will ich hier versuchen eine kurze Zusammenfassung zu geben. Dennoch sind das natürlich alles nur meine persönlichen Erfahrungen und ich kann nur schildern, wie ich all das hier erlebe. Wenn du Hintergrundinfos zu dem Nahostkonflikt willst und wie es überhaupt dazu gekommen ist, kannst du dich zum Beispiel hier noch ausführlicher informieren. 

Fakt ist, dass Israel und das bei uns als Westjordanland oder auch „West Bank“ bekannte Gebiet durch eine Mauer geteilt sind und man von der israelischen Seite nur über spezielle militärische Checkpoints in das Westjordanland einreisen kann. Ich persönlich habe das erst neulich bei meinem Trip nach Bethlehem selbst erlebt. Bethlehem liegt ziemlich direkt an der circa 12 Meter hohen Mauer und auf der Reise nach Bethlehem als auch zurück nach Israel mussten wir durch einen solchen Checkpoint. Den Grenzübergang kann man sich daher so wie eine Flughafenkontrolle vorstellen – inklusive Gepäcküberprüfung und Personenscanner. Solche Sicherheitskontrollen sind in Israel aber auch Alltag in Malls, Bahnhöfen und an der Uni und an Schulen.

Während meiner Zeit hier durfte ich bereits mit sehr vielen verschiedenen Menschen sprechen, die alle ihre eigene Sichtweise auf den Konflikt und die aktuelle Lage und Lösungsansätze dazu haben. Dadurch habe ich hier sehr viel über den Konflikt und beide Seiten gelernt. Mir ging es hauptsächlich darum, ein besseres Verständnis dafür zu bekommen und das habe ich dadurch, dass ich hier lebe und mit all dem täglich konfrontiert bin definitiv erreicht.

Was ich hier gelernt habe…

Auf der anderen Seite merke ich, wie all das auch viel mit mir persönlich macht. Denn hinter jeden Gespräch stehen persönliche Schicksale von Familien und Menschen, die unter dem Konflikt leiden. Dementsprechend habe ich hier auch einmal mehr gelernt, wie wichtig es für mich ist, mir Zeit für mich zu nehmen um Dinge zu verarbeiten. Während eines Auslandsaufenthalts wird man mit so vielen neuen Dingen konfrontiert.

Dazu gehört es auch, Pausen zu machen und auch mal eine Einladung ausschlagen zu dürfen, wenn du dich gerade nicht nach Erlebnissen und vielen Menschen fühlst. Ich selbst habe oft im Ausland das Gefühl, ich müsste das meiste aus der Zeit hier machen und kann es mir nicht leisten, einfach nur mal einen Tag zu Hause zu sein. Aber in Israel habe ich einmal mehr gelernt, dass genau das zu einem Alltag, den ich hier ja auch habe, dazugehört wie in Deutschland. Und genau diese Pausen und Zeiten für mich, in denen ich verarbeiten und runterkommen kann, helfen mir mit neuer Energie in den nächsten Trip oder ein neues Abenteuer zu starten. Falls du das vielleicht genauso hören musst wie ich: du darfst Pausen machen und einen gesunden Alltag etablieren. Ein Auslandsemester besteht nicht daraus 24/7 zu reisen und Dinge zu erleben.

Ich sitze mit einer Tasse Kaffee in der Hand im Cafe, vor mir mein Laptop
Ob im Cafe mit Freunden oder zu Hause – ich nehme mir hier regelmäßig Zeit, alle Erlebnisse aufzuschreiben und zu verarbeiten.

Hat sich meine Mission hier also erfüllt? Ich würde sagen ja. Durch all die Menschen, die ich hier kennenlernen durfte und die Geschichten, die sie zu erzählen haben, konnte ich einen intensiven Einblick in den Nahostkonflikt bekommen und die Punkte von beiden Seiten sehen und besser verstehen. Auch mein Alltag hier hat mir einen kleinen Einblick gegeben, wie es ist in einem Land zu leben, in dem eine stabile Sicherheitslage nicht selbstverständlich ist. Im Endeffekt ist das oft das Einprägsamste, das ich aus meinen Auslandsaufenthalten mitnehme: In einem anderen Land zu leben zeigt mir, wie viel ich zu Hause in Deutschland oft als selbstverständlich wahrnehme. Und auch, wie sehr ich Dinge wie zum Beispiel Demokratie, Sicherheit, fließendes und sauberes Wasser, das immer verfügbar ist oder offene Grenzen und Reisefreiheit innerhalb der EU schätzen darf und dass diese Dinge nicht überall Standard sind.

Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Beitrag einen kleinen Einblick in die politischen Umstände und den Konflikt geben. Falls ihr noch Fragen dazu habt, schreibt mir jederzeit gerne!

Bis ganz bald,
Sarah

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