29. Juni 2018
Andere Länder, andere Sitten. Was in Korea Alltag ist, würde in Deutschland für Kopfschütteln sorgen. Und andersherum. Auch mich haben viele koreanischen Gepflogenheiten zunächst überrascht. Damit ihr nicht ins Fettnäpfchen stolpert, habe ich die lustigsten und erstaunlichsten Kuriositäten des Landes für euch zusammengestellt.
Kurioses aus dem koreanischen Alltag
- Das Rotzen und Spucken: Der wohl wichtigste Punkt, denn es passiert überall und jederzeit. Nicht zu verwechseln mit dem Ausspucken von Speichel, wie man es von ungehobelten Jugendlichen an der Bushaltestelle in Deutschland kennt. Äußerst geräuschvoll wird der unverwertbare Inhalt aus dem Rachen nach oben gesogen und überall hingespuckt: Auf die Straße, in den Mülleimer, ins Klo (auch wenn Hinweisschilder in der Uni dies ausdrücklich verbieten). Wir Deutschen mögen dies abstoßend finden. Doch andersherum halten Koreaner Ausländer für unkultiviert, die sich ihre Nase direkt am Tisch putzen. Geht dafür am besten auf die Toilette!
- Kundenservice ist das A und O: Sie meinen’s doch nur gut, aber mich schlagen sie damit trotzdem regelmäßig in die Flucht. In Korea wird Kundenservice großgeschrieben. Das führt dazu, dass man beim Einkaufen schon vor dem Laden lautstark aufgefordert wird, sich die neuesten Produkte anzuschauen. Doch auch im Geschäft hat man keinen Moment Ruhe. Die Verkäufer folgen dem Kunden buchstäblich auf Schritt und Tritt. Dabei werden alle paar Meter neue T-Shirts angeboten und die begutachteten Kleidungsstücke nach Rückgabe sofort wieder gefaltet. Ich konnte mich mit diesem zuvorkommenden Verhalten einfach nicht anfreunden.
- Freiraum in der U-Bahn: Hier gibt es gleich zwei Aspekte, an die ich mich erstmal gewöhnen musste. Die Menschenmassen zur Rush Hour und die Distanz gegenüber Fremden in der leeren Bahn. Wer keinen Körperkontakt mag, sollte U-Bahnfahren zur Stoßzeit meiden. In Seoul sind die Wagons zum Feierabend hin ziemlich voll. Um zur Tür zu kommen, muss du die Ellbogen ausfahren und ordentlich schieben. Wer angerempelt wird, sollte aber nicht auf eine Entschuldigung hoffen. Doch keine Panik: Mit der Zeit gewöhnt man sich an das Gedränge. Ein „Sorry“ erwarte ich von den vorbeirauschenden Fußgängern aber nicht mehr. Wenn es abends leer wird, zeigen die Koreaner eine andere Seite. Bei freien Plätzen setzen sie sich oft und gerne von dir weg. Wenn du dich in Deutschland neben jemanden in den Bus setzt, ist es dein Fremder. Du setzt dich von dem anderen Fahrgast nicht weg, auch wenn andere Plätze frei werden. Du willst ja nicht andeuten, dass du dich unwohl fühlst. Bei den Koreanern ist es scheinbar nicht unhöflich, sich wegzusetzen. Das musste ich erstmal lernen.
- Folge dem Trend: Nach ein paar Monaten habe ich aufgegeben, dazugehören zu wollen. In Korea folgt die Jugend jedem Trend. Im Winter trugen alle den gleichen langen, dunkelgrauen Mantel. Die Frauen hatten beim Schminken scheinbar in eine Farbpalette gegriffen: orange-brauner Lidschatten und roter Lippenstift. Fast keine war morgens ohne obligatorischen Lockenwickler im Pony in der U-Bahn unterwegs. Dass die Koreaner so stilbewusst sind, ist Fluch und Segen zugleich. Denn Seoul ist für Männer wie Frauen ein Kosmetik- und Kleiderparadies. Aber wenn man dem Trend nicht folgt, ist man visuell gleich der Außenseiter.
- Dauerbeschallung: In einer Millionenstadt erwartet man natürlich, dass es lauter ist als auf dem Land. Doch in Seoul wird auf den Lärmpegel nochmal eins drauf gesetzt. Dass auf Einkaufsstraßen die Läden potentielle Besucher mit neuster koreanischer Musik locken, hatte ich schon kommen sehen. Aber auch an sämtlichen anderen Orten gibt es akustische Signale und Beschallungen, die ich so nicht erwartet hatte. Grundsätzlich spricht alles mit dir, sei es die U-Bahn, der Ticketautomat, der Aufzug, die Rolltreppe oder der Bankautomat. Die Wohnungstür bimmelt dich zu Hause fröhlich an, sobald du sie öffnest. Selbst die Waschmaschine gibt zwanzig Sekunden lang ein Lied von sich, wenn sie fertig ist.
https://www.youtube.com/watch?v=lhLwFuunk1A
- Motorräder überall: Die Straßenverkehrsordnung in Seoul ist, anders als in Indien oder Thailand, äußerst strikt. Im Vergleich zu Deutschland hingegen ist sie sehr mild. Autofahrer, die schnell um die Ecke biegen wollen, ignorieren gerne die rote Ampel. Generell müssen die Fußgänger auf die Autos Rücksicht nehmen. Wer aber höflich am Straßenrand wartet, den lässt kein Auto rüber. Die Motorräder gehen dabei noch einen Schritt weiter. Für die gelten rote Ampeln grundsätzlich nicht. Bei Stau nutzen sie den Gehweg als zusätzliche Fahrspur. Beim Verlassen eines Cafés solltest du deshalb auf Nummer sicher gehen. Schau, dass kein Motorrad dir auf dem Bürgersteig entgegenkommt!
- JONAS! Zum Schluss noch ein kleiner Fun Fact, den ich bis heute nicht durchschaut habe. Fast jeder Koreaner mit dem ich geschrieben habe, hat mich zu Beginn der Unterhaltung mit meinem Namen angeschrieben. Anfangs habe ich mich auf dramatische Neuigkeiten oder Standpauken bereit gemacht. Doch dann habe ich mich daran gewöhnt, dass vielen Unterhaltungen die Namen der Angesprochenen vorangestellt werden. Den Sinn verstehe ich nach wie vor nicht. Eigentlich sollte klar sein, wer mit der Nachricht gemeint ist. 😀