14. Dezember 2020
Ich habe hier an der Uni einen zehnwöchigen Intensiv-Koreanischkurs gemacht. Täglich hatte ich vier Stunden Unterricht. Was kann ich jetzt eigentlich? Und lohnt sich so ein Intensivkurs im Auslandssemester?
Ich lerne schon lange Koreanisch. Koreanische Samstagsschule, privater Unterricht, Kurse an der Uni – ich habe schon viel ausprobiert. Leider hatten die Sprachkurse selten Priorität und im Alltag in Deutschland habe ich die Sprache nie gebaucht. Verstehen kann ich relativ viel, aber besonders das Sprechen fällt mir schwer. Meine Koreanischkenntnisse endlich nachhaltig zu verbessern, war daher von Anfang an eins meiner Ziele für die Zeit hier in Seoul.
Vor Ort habe ich einen Einstufungstest machen müssen. Es gibt für Koreanisch eine Abstufung mit sechs Levels. Man kann diese ungefähr mit den A1-C2 Einstufungen vergleichen. Ich habe hier in Korea einen Level-2-Kurs besucht , was ungefähr einem A2-Niveau entspricht. Unsere Lerneinheiten haben Themen umfasst wie Einkaufen, Wohnen, Hobbies, sowie Reisen, kulturelle Unterschiede und Persönlichkeiten. Obwohl der Kurs fast ausschließlich über Zoom stattfand, haben die Lehrerinnen viel Wert auf Üben und Sprechen gelegt, was sich auch wirklich gelohnt hat. Ich musste im Laufe des Kurses zwei Prüfungen (schriftlich und mündlich) absolvieren, um eine erfolgreiche Bescheinigung
Warum Intensivkurs?
Das Language Education Institute (LEI) der Seoul National University bietet verschiedene Sprachprogramme an: das zehnwöchige „Regular Program“ (täglich vier Stunden), ein „Special Program“ (dreimal die Woche drei Stunden), sowie das „Evening Program“ (zweimal die Woche drei Stunden). Die meisten Austauschstudenten nehmen das Evening Program oder Special; im Regular Program sind aufgrund der hohen zeitlichen Anforderungen oft Studierende, die nur für den Sprachkurs hier sind.
Ursprünglich wollte ich das Special Program machen, jedoch kam dort kein Kurs für mein Level zustande. Für das Regular Program (=Intensivkurs) habe ich mich dann entschieden, weil ich wirklich schnell meine Sprachkenntnisse verbessern wollte. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass man mit ein bis zweimal Unterricht die Woche nicht so rasante Fortschritte macht (wenn man sich nicht wirklich selbst reinhängt). Obwohl es etwas stressig war, neben meinen anderen Kursen täglich vier Stunden auf Zoom zu verbringen, bin ich sehr froh, dass ich mich dafür entschieden habe! Ich habe sehr schnell meine Fortschritte gemerkt, und wie ich direkt das Gelernte hier im Alltag anwenden konnte.
Hangeul – gar nicht so schwer?
Im Gegensatz zu Chinesisch und Japanisch ist das koreanische Alphabet „Hangeul“ recht überschaubar mit seinen 24 Zeichen (14 für Konsonanten und zehn für Vokale). Das Alphabet lässt sich somit sehr schnell lernen, die größere Herausforderung stellen jedoch Grammatik und Vokabeln dar. Ich habe in der Schule Französisch, Latein und Spanisch gelernt und war es gewohnt, dass Vokabeln oft sehr ähnlich sind oder sich logisch von ihrer Bedeutung her zurückführen lassen. Auch wenn die koreanische Sprache viele englische Begriffe übernommen hat, haben ein Großteil der Vokabeln keinen Zusammenhang zu ihren deutschen/englischen Bedeutungen, was das Lernen erschwert. Auch die Grammatik ist sehr anders, beispielsweise steht immer das Verb am Ende des Satzes. Anstatt „Ich werde nächstes Jahr nach Korea gehen“ würde man sagen „ (Ich) nächstes Jahr nach Korea werde gehen.“ Ebenso werden Verben nicht konjugiert (es gibt kein ich/du/er/sie/es/wir/ihr/sie), sondern man moduliert die Verben nur mit Zeiten und Höflichkeitsformen. Etwas ungewohnt am Anfang.
Wie es weitergeht
Da ich nun mit einem Praktikum angefangen habe, konnte ich das nächste Level vom Intensivprogramm nicht belegen. Deshalb habe ich mir vorgenommen, erstmal mit Selbststudium weiterzumachen: täglich versuche ich, neue Vokabeln zu lernen; sowie hin und wieder neue Grammatik. Meiner Meinung nach ist und bleibt das Wichtigste beim Lernen einer neuen Sprache die Übung. Daher versuche ich auch, regelmäßig mit koreanischen Freunden Koreanisch zu sprechen.
Eine neue Sprache zu lernen, besonders eine die der Muttersprache nicht sehr ähnlich ist, ist immer eine große Herausforderung! Aber wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen, und entsprechend Zeit investiert, kann es eine sehr lohnende Erfahrung sein – besonders in dem Moment, wenn man anfängt, mehr zu verstehen und sich besser verständigen kann!