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So lebt es sich in einem koreanischen Studentenwohnheim


Wenig Freiheit und keine Privatsphäre? Trotz einiger Vorurteile habe ich mich entschieden, während meines Auslandssemesters im Wohnheim meiner Universität zu wohnen. Wie bekommt man dort einen Platz und wie sieht der Alltag hier wirklich aus?

Mehrere sandfarbene Gebäude und ein Berg im Hintergrund
Das Wohnheim meiner Uni liegt mitten auf dem Campus und im Grünen.

Wohnungssuche in Seoul

Ein wichtiges, aber nervenaufreibendes Thema bei der Vorbereitung eines Auslandsaufenthaltes ist die Wohnungssuche. Besonders in einer Millionenstadt wie Seoul sind viele anfangs unsicher, wie man die Suche am besten angeht. Neben der Option, in das „Dormitory“ (Studentenwohnheim) eurer Universität zu ziehen, bleibt euch die klassische WG, eine eigene Wohnung, oder ein Goshiwon (entspricht im Prinzip einem off-campus Dormitory). Larissa hat einen Artikel zu den Vor- und Nachteilen verschiedenen Optionen geschrieben. Letztendlich habe ich mich relativ intuitiv für die Dormitory-Variante entschieden, da ich gerne auf dem Campus leben wollte.

Von der Bewerbung bis zum Einzug

Insgesamt wohnen in den Gwanaksa Residence Halls der Seoul National University (SNU) in 18 Gebäuden etwa 5770 Studierende. Für die Bewerbung erhält man eine sehr ausführliche Anleitung und wird regelmäßig vom International Office an die Deadlines erinnert.

Ein zweigeteiltes Wohnheimszimmer mit Blick auf die Berge
Ich wohne in einem „Double Room“, in der Mitte des Raumes gibt es eine Trennwand, die man für etwas mehr Privatsphäre runterziehen kann.

Zuerst hat man die Wahl, sich entweder für alle Gebäude und Zimmerarten oder nur für eine bestimmte zu bewerben. Bei den Zimmern gibt es die Konstellationen „Single“ und „Double“, bei Letzterem teilt man sich das Zimmer mit einer anderen Person. Sich auf alles zu bewerben, erhöht die Erfolgschancen erheblich, ergibt jedoch keinen Sinn, wenn man es zum Beispiel kategorisch ausschließt, sich das Zimmer zu teilen. Am Ende werden die Plätze nämlich per Zufallsprinzip vergeben. Ein Platz im Wohnheim ist nicht sicher, in diesem Semester haben allerdings aufgrund reduzierter (Austausch-)Studentenzahlen so gut wie alle Bewerberinnen und Bewerber ein Zimmer bekommen. Sofort nach der Bewerbung musste ich ein Gesundheitsformular mit Tuberkulose-Nachweis (entweder als Röntgen oder Hauttest) per Post nach Korea schicken. Die Deadlines sind sehr knapp, doch können die Dokumente initial auch per Email geschickt werden. Für den Einzug im August musste ich zusätzlich zwei negative Corona-Tests nachweisen (am Anfang und Ende der Quarantäne), sowie eine Temperatur unter 37.5 Grad, die direkt beim Einzug gemessen wurde.

Miete zahlen

Die Miete wird über ein automatisches System bezahlt. Das funktioniert nur mit einem koreanischen Bankkonto, das man recht leicht auf dem Campus eröffnen kann. Allerdings kann man das automatische System erst nutzen, sobald man seine Alien Registration Card erhält (koreanische ID-Card) – dieser Prozess kann jedoch bis zu zwei Monate dauern.

Insgesamt finde ich das etwas suboptimal für ausländische Studierende, doch das International Office hilft und und führt zwischenzeitlich unsere Mietzahlungen durch. Insofern: es klingt vielleicht aufwendig, aber am Ende klappt doch meistens alles. Es haben schließlich auch viele schon vor euch geschafft.

Gut und günstig?

Ich zahle aktuell 214,000 Won pro Monat (~160 €), all-inclusive. Günstiger kann man für diese Qualität in Seoul wahrscheinlich nicht wohnen. Dafür teile ich mein Zimmer mit einer Mitbewohnerin, das gleiche gilt für die Toilette und das Bad. Zusätzlich gibt es in jedem Stockwerk noch eine (wenn auch sehr minimalistisch eingerichtete) Gemeinschaftsküche. Unser Gebäude ist relativ neu und die Ausstattung modern. In unmittelbarer Nähe finden sich sämtliche Geschäfte, Mensen und Bibliotheken – eigentlich muss man den Campus gar nicht mehr verlassen.

Da der gesamte Campus der SNU auf einem Berg liegt, sollte man sich bewusst sein, dass man viel bergauf und bergab gehen wird. Es gibt allerdings auch einen Bus und man hat einen wunderschönen Blick auf die Stadt! Dank des etwas abgelegener Campus lebt man in einer relativ ruhigen und naturverbundenen Gegend, obwohl man in wenigen Minuten wieder im Großstadtgetümmel Seouls ist.

Treppenstufen und mehrere Gebäude
Von meinem Bett zur Bibliothek dauert es zu Fuß nur knapp zehn Minuten.

Strenge Regeln?

In vielen koreanischen Wohnheimen gelten noch äußerst strenge Regeln: Nächtliche Ausgangsperren, feste Besuchszeiten, keine Besucher des anderen Geschlechts und so weiter. Viele Wohnheime achten penibel auf eine Trennung von Männern und Frauen, andere führen unangekündigte Zimmerkontrollen durch. In meinem Wohnheim existiert ein ausführliches System mit Strafpunkten, ab einer gewissen Punktzahl kann man verwiesen werden. DAs Das Rauchen auf dem Wohnheimgelände, das Überschreiten der Besuchszeiten oder das Nicht-Wegräumen von gewaschener Wäsche können zum Beispiel geahndet werden. Interessanterweise gibt es Pluspunkte für Leute, die Verstoße anderer melden; wie oft dies tatsächlich vorkommt, weiß ich jedoch nicht.

Das mag erstmal hart klingen, doch in der Realität habe ich es weitaus weniger dramatisch, und die Umsetzung nicht ganz so streng erlebt. Die SNU ist eine der ersten Unis, die die Ausgangssperren komplett abgeschafft haben und mehrere Unis folgen dem Beispiel. Ob man bereit ist, ein paar Kompromisse einzugehen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Rücksichtsvoll gegenüber seinen Mitbewohnern zu sein ist so oder so wichtig, und da man ansonsten überall hingehen kann, sehe ich selber auch keine Notwendigkeit darin, allzu oft Freunde in mein Zimmer einzuladen.

Meine Empfehlung

Ich bin sehr glücklich mit dem Leben im Wohnheim. Einerseits ist es eine tolle Erfahrung, auf dem Campus zu leben, denn etwas Vergleichbares gibt es in Deutschland einfach nicht. Ich verstehe mich gut mit meiner Mitbewohnerin, und habe die Gelegenheit, täglich meine neu erworbenen Koreanisch-Kenntnisse zu üben. Man kann hier natürlich Glück und Pech haben, aber auch daran kann man persönlich wachsen. Andererseits ist es besonders in Corona-Zeiten auch dem Leben auf dem Campus zu verdanken, dass ich mich nie wirklich alleine fühle.

Für alle diejenigen, die einen authentischen Einblick in das koreanische Unileben bekommen wollen, kann ich es nur empfehlen.

Ausblick auf die Skyline Seouls vom Wohnheimdach aus
Nachts hat man einen wunderschönen Blick auf die Skyline Seouls in der Ferne.

Kommentare
  1. Rose

    30. Juni 2022

    Hallo ich hätte eine frage unswar kann man zum Beispiel jetzt ein platz in der uni und im wohnheim reserviern um in zum beispiel 3oder 4 jahre dahin zu ziehen ..?
    Wäre voll nett würde ich eine schnelle antwort bekommen 😊
    Liebe grüße rose

  2. Turtle

    21. November 2021

    Hey, danke für deinen schönen und ausführlichen Bericht 🙂
    Kannst du mir sagen, ob man über den Sommer ausziehen muss? Sowas habe ich von anderen Unis gehört… Ich werde ab kommendem März zwei Semester an der SNU studieren und mache mir noch Gedanken, wie und wo ich dort leben werde / kann, da mir persönlich ein eigenes Zimmer aus verschiedenen Gründen doch sehr wichtig ist^^“ Und es wäre halt blöd, wenn ich zur Halbzeit a) plötzlich für eine Weile mit meinem Zeug auf der Straße stehen würde und b) mich dann unter Umständen neu bewerben müsste…? Weißt du zufällig auch, wieviele Einzelzimmer es gibt und wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, in eins einziehen zu können?
    Danke dir 🙂 Viele liebe Grüße~

    1. Cara

      23. November 2021

      Hallo Turtle 🙂 Also ausziehen muss man soweit ich weiß nicht, wenn man das Zimmer auch noch für das nächste Semester hat. Man bekommt das Zimmer idR für die Dauer des Semesters (6 Monate), wobei die Ferienzeiten inklusive sind. Es kann aber evtl. sein, dass du im zweiten Semester ein anderes Zimmer bekommst und so „umziehen“ musst. Ich musste mich für das zweite Semester nochmal bewerben, das schien aber eher eine Formalität zu sein. Ansonsten kannst du denen auch jederzeit (auf Englisch) eine Email schreiben, habe da idR sehr schnell eine Antwort bekommen. Bezüglich der Chancen auf ein Einzelzimmer: schon deutlich geringer, da die meisten Zimmer Doppelzimmer sind. Insofern erhöhst du die Chancen, im Dorm ein Zimmer zu bekommen, schon deutlich, wenn du dich für alles bewirbst. Ich habe im zweiten Semester dann ein Einzelzimmer bekommen. Ich hoffe, dass dir das weiterhilft! LG

  3. Sanni

    12. August 2021

    Wie ist die Bettausstattung. Braucht man Decken, Bettwäsche etc, oder wird dies gestellt. Kann man vorort günstig kaufen?
    Was sind deine Erfahrungen?

    1. Cara

      17. August 2021

      Hallo Sanni! Es war bei mir nur eine Matratze vorhanden, Bettausstattung (Decke, Kissen, Bezug) muss man sich selber besorgen. Dies ist jedoch recht unkompliziert und preiswert möglich (zB. bei IKEA, Lotte Mart) LG Cara

  4. blümchen

    26. Mai 2021

    Hallo,
    muß man nach seiner Ankunft in Quarantäne und wo?
    Welche Impfungen hattest Du?
    Wie lange vorher muss man sich um ein Zimmer bewerben?
    Danke Dir und lieben Gruß
    Sabine

    1. Cara

      31. Mai 2021

      Hallo Sabine!
      Ja, ich musste nach meiner Ankunft eine Quarantäne machen. Darüber habe ich separat einen Artikel geschrieben. Impfungen hatte ich alle „Normalen“ (also ich habe keine speziellen für Korea gemacht). Die Bewerbungsfristen für das Wohnheim variieren je nach Uni und Semester, dazu sollte einem aber idR. das jeweilige International Office rechtzeitig Auskunft geben. Viele Grüße!

  5. Sarah

    3. März 2021

    Hallo Cara,

    danke das du deine Erfahrung teilst! 😀
    Ich werde von der TUM nominiert und bin gerade mitten in der Online Bewerbungsphase direkt an der SNU. 🙂
    Ich wollte dich fragen in welchen Dorm du genau warst 🙂
    Danke im Voraus!

    Liebe Grüße Sarah

    1. Cara

      9. März 2021

      Hallo Sarah, freut mich, von dir zu hören! Ich war letztes Semester in den Graduate Residence Halls (900-905). Soweit ich weiß, kann man sich allerdings nur entsprechend seinem Studentenstatus bewerben (dh. als Bachelor Student nur für Undergraduate und als Master-Student nur für die Graduate Residence Halls, die sich ein bisschen unterscheiden). Viel Erfolg bei deiner Bewerbung! Liebe Grüße, Cara

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    Elena

    Elena / Südkorea

    Kleiner reverse Kulturschock in der Schweiz. Keine Menschenmassen, kein Iced Americano in den Händen der Leute, keine 24/7 Convenience Stores mit Gimbap, Melona Milch und Ramen. Dafür frische Luft und etwas Ruhe 😅. #ErlebeEs #StudierenWeltweit #Seoul

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