13. April 2024
Lange habe ich davon geträumt, im Ausland leben und studieren zu dürfen. Noch länger habe ich gedacht, dass sich das für mich wohl nie bewahrheiten würde, weil ich mir das niemals leisten könnte. Während ich diesen Beitrag schreibe, bin ich in meiner Wohnung in Belgien und in meinem inzwischen vierten Auslandsaufenthalt während meines Studiums. Wie ich das geschafft habe, wie hoch meine Kosten in Belgien sind und meine Top-Tipps für die Finanzierung deines Auslandsabenteuers erfährst du hier.
„Studieren im Ausland? Das ist viel zu teuer für mich.“ – derartige Gedanken hatte ich lange. Doch nach ein bisschen Recherche und Organisation kam die freudige Erkenntnis: So ganz stimmt das nicht! Auslandssemester müssen nicht generell immens teuer sein und es gibt viele Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende in ihrem Abenteuer! Welche? Das erzähle ich dir hier.
Vorab schon ein wichtiger Hinweis: Auf den Ort kommt es an! Es gibt große Unterschiede zwischen Ländern und Universitäten, wenn es um Miete, Leben und Studiengebühren geht. Meine Auslandssemester in den USA und in Kanada waren beispielsweise deutlich teurer als mein jetziges in Belgien. Aber keine Sorge: Es bedeutet trotzdem nicht zwangsläufig, dass du deinen Traum vom Ausland begraben musst, weil dein Lieblingsland höhere Kosten hat. Es heißt nur erst mal mehr Organisationsaufwand und Planung.
Wie viel kostet mein Leben in Belgien?
Belgien gehört nicht zu den teuersten, aber auch bei weitem nicht zu den billigsten Studienstandorten. Hier kommt eine kurze Zusammenfassung meiner größten Kostenpunkte in Gent.
Zimmer, Küche, Bad
Ich habe zum Glück einen Platz im Studentenwohnheim ergattert. In meinen sechs Jahren Studium ist das für mich übrigens das erste Mal! Für ein eigenes Zimmer mit Bad und einer Küche, die ich mit mehreren Studierenden teile, bezahle ich monatlich 534 Euro. Im Vergleich zu vielen deutschen Städten würde ich den Preis als recht normal einstufen. Dazu muss ich aber auch sagen, dass mein Verhältnis dazu momentan wohl etwas verzerrt ist. Da ich im letzten Herbst für meine Unterkunft in Kanada 1.200 Euro pro Monat (!) ausgegeben habe, empfinde ich die Mietpreise in Belgien doch als recht in Ordnung.
Essen und Trinken
Meine Kosten für Essen und Trinken variieren monatlich, aber grob plane ich mit 60 Euro pro Woche. Je nachdem, ob ich mir öfter unterwegs etwas hole, ist das mal höher, mal niedriger.
Freie Zeit
Leider gibt es an der Universität in Gent recht wenig Sportkurse im Angebot. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, mich hier im Fitnessstudio anzumelden. Ein monatlich kündbares Abo kostet 35 Euro im Monat.
Nach langem Überlegen habe ich seit dieser Woche nun auch ein Fahrrad in Gent – höchste Zeit! Die Mietgebühr beträgt etwa 20 Euro pro Monat.
Darüber hinaus plane ich immer etwas Geld für Unternehmungen, wie Ausflüge nach Brügge oder Antwerpen oder für Getränke in Cafés ein. Dafür bezahle ich im Durchschnitt pro Monat ungefähr 50 Euro.
Die Extras
Zuletzt gibt es einige Kostenpunkte, die ich aus Deutschland mitnehme. Zum Glück kann ich meinen Telefontarif einfach mitnehmen – ein erfreulicher Unterschied zu Semestern außerhalb Europas – doch sind das trotzdem zehn Euro monatlich. Außerdem bin ich leider seit meinem 25. Geburtstag im Januar dieses Jahres auch selbst für meine Krankenversicherung verantwortlich. 130 Euro fühlen sich ganz schön viel an ohne Einkommen, aber das ist unabhängig vom Auslandssemester. Im Gegenteil: Ich muss zum Glück keine zusätzliche Auslandskrankenversicherung zahlen; lediglich meine Krankenkasse über den Aufenthalt informieren.
Keine Panik!
Damit komme ich pro Monat auf circa 1.020 Euro. Klingt viel und ist es auch. Hier möchte ich jedoch zwei Argumente anbringen, die das ein bisschen ins Verhältnis setzen.
- Der Punkt „Extras“ erhöht die Kosten immens. Doch ausgerechnet diesen hast du überall (oder nirgendwo, wenn du noch unter 25 bist). Das heißt, dass das wenig mit den Kosten im Auslandssemester zu tun hat.
- Diese 1.020 Euro bedeuten nicht zwangsläufig 1.020 Euro mehr pro Monat für mich. Denn während diese Ausgaben im Ausland auf mich zukommen, fallen die gleichen Punkte für mich in der Heimat weg. Ich bezahle momentan beispielsweise keine Miete in Deutschland. Damit relativiert sich diese Summe für mich ein wenig.
Wie bezahle ich all das?
Jetzt zum wichtigsten Punkt: der Finanzierung. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, um sich ein Studium im Ausland zu ermöglichen. So mache ich es in Belgien:
Mein Stipendium
Seit Beginn meines Bachelorstudiums, also inzwischen seit mehr als fünf Jahren, erhalte ich glücklicherweise ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Über die Stiftung bekomme ich auch finanzielle Unterstützung während meiner Auslandsaufenthalte. Mit dem Stipendium habe ich zudem die Möglichkeit, mich regelmäßig mich in bestimmten Themengebieten auch außerhalb meiner Fachrichtung weiterzubilden und mich mit anderen Menschen auszutauschen und zu vernetzen. Die KAS gibt mir außerdem übrigens auch einen monatlichen Zuschuss zu meiner Krankenversicherung! Insgesamt erhalte von der KAS monatlich 764 Euro – in dem Betrag sind Grundstipendium, Stipendienkostenpauschale Auslandszuschuss und Krankenversicherung enthalten. Darüber erhielt ich einmalig einen Reisekostenzuschuss in Höhe von 200 Euro.
Tipp: Schau dich nach einem passenden Stipendium für dein Studium, nicht nur für dein Auslandssemester um!
Stipendien sind schon lange nicht mehr „nur für die Elite“. Ich glaube, es gibt für die meisten Fähigkeiten und Interessen eine passende Stiftung. Bei manchen sind Noten relevanter, bei anderen soziales Engagement oder anderes. Wenn du ein Stipendium für dein gesamtes Studium findest, kann das sowohl eine finanzielle Entlastung als auch Unterstützung für deine berufliche Karriere bedeuten.
Erasmus+
Neben dem Stipendium erhalte ich für mein Leben in Belgien noch Unterstützung durch Erasmus+. Die von Erasmus+ geförderten Zielländer sind in Ländergruppen unterteilt. Das bedeutet, dass die monatlichen Kosten der Orte für Studierende regelmäßig neu kalkuliert werden und dann je nach Ergebnis einer Gruppe zugeordnet werden. Belgien ist in Ländergruppe 2, was momentan 540 Euro Zuschuss bedeutet. Davon bezahle ich meine Miete.
Vom Studieren im Ausland berichten!
Als Correspondent für den DAAD darf ich regelmäßig von meinen Abenteuern berichten, meine Erlebnisse auf diversen Social Media-Kanälen festhalten und erhalte dafür ein monatliches Honorar von 200 Euro.
Erspartes, Support von der Familie & Sparen vor Ort
Darüber hinaus gibt es noch einige Quellen, die kein Festbetrag sind. Vor dem Auslandsaufenthalt habe ich einiges gespart und auch meine Familie unterstützt mich, wenn ich finanzielle Hilfe benötige. Außerdem spare ich vor Ort – Studierendenrabatte, Bonuskarte im Supermarkt oder gratis Ausstellungen. Hier gibt es viele Möglichkeiten!
Meine Top Tipps für dich!
- Finde ein Stipendium, das zu dir passt. So kannst du am besten von den Möglichkeiten, die dir die jeweiligen Stipendiengeber bieten, profitieren und deine Wahrscheinlichkeiten auf eine Zusage sind höher, wenn dein Profil zu der Stiftung passt. Stöber doch mal hier in der Stipendiendatenbank vom DAAD. Dort gibt es diverse Stipendien, die speziell für Auslandsaufenthalte ausgerichtet sind.
- Ein Nebenjob im Ausland kann helfen! Vielleicht bietet sogar das Institut, an dem du deinen Austausch machst, eine Stelle an. Damit kannst du neben dem Studium Geld verdienen und gleichzeitig Erfahrung sammeln, networken und vielleicht sogar neue Freund*innen finden!
- Planung ist das A und O! Wie schon gesagt, einige Ziele sind deutlich teurer als andere. Versuche, bevor du dich auf einen Platz an einer Uni bewirbst, herauszufinden, wie hoch die Lebenshaltungskosten sind und ob eine Finanzierung dessen für dich realistisch ist. Beginne früh genug mit der Wohnungssuche und informiere dich über die wichtigsten Fristen. Übrigens: Oft sind die Deadlines für Bewerbungen für Finanzierungsmöglichkeiten früher als die Deadline für die Uni selbst!
- Erzähle es deiner Familie und deinen Freund*innen. Klingt vielleicht etwas blöd, aber wenn Studieren im Ausland dein großes Ziel ist, dann ist es manchmal hilfreich, dein Umfeld wissen zu lassen, wie wichtig es dir ist. Meine Familie hat sich beispielsweise gefreut, mich in diesem Vorhaben, was mich wirklich glücklich machen würde, zu unterstützen, anstatt mir Dinge zu schenken, die ich gar nicht brauche. Im Jahr vor meinem Auslandssemester habe ich mir zu persönlichen Festen nur noch Hilfe für diesen Traum gewünscht. Das kann in Form von Geld sein, aber auch Materielles, was du brauchst und selbst investieren müssten, wie zum Beispiel ein Strom-Adapter oder ein neuer Koffer.
Den Traum vom Ausland zu finanzieren, ist einfacher, als du zu Beginn vielleicht denkst. Mit ein wenig Planung und Recherche ist es supermachbar. Viel Erfolg bei deinem Abenteuer!