Sorry, this is China

Diesen Satz hatte ich an jenem Mittwochmorgen oft genug gehört. Eigentlich wollte ich nur schnell mein entzündetes Auge behandeln lassen. Stattdessen erlebte ich einen Krankenhausbesuch der besonderen Art. Chaos, fehlende Medikamente und eine saftige Rechnung obendrauf. Nach drei ruhigen Wochen in der drittgrößten Metropole der Welt durfte ich das wahre China kennen lernen.

Eine simple Annahme stellte sich als meine größte Fehleinschätzungen heraus: Ich dachte, die medizinische Versorgung in China sei mit der deutschen vergleichbar. Ich hatte vor meiner Abreise gehört, dass Ärzte aus der ganzen Welt, auch aus Deutschland, in den chinesischen Privatkliniken tätig seien. Das hatte sich bewahrheitet. Was ich allerdings nicht wusste: das ein oder andere Medikament ist nur sehr schwer oder gar nicht zu bekommen.

Eine gute Auslandskrankenversicherung ist das A und O

In der dritten Woche meines Aufenthaltes hatte sich mein Auge entzündet. In Deutschland wäre das kein Problem. Der Augenarzt meines Vertrauens verschreibt mir das nötige Medikament. Beim Apotheker um die Ecke kann ich dann das Rezept einlösen. Falls das Arzneimittel nicht vorrätig sein sollte – was in Deutschland schnell zu Unmut führen kann – wird es einfach in den kommenden Stunden geliefert.

In China sieht das Prozedere ein wenig anders aus: Erst einmal musste ich klären, welche Kosten meine Auslandskrankenversicherung übernimmt, um am Ende nicht vor einem Berg unbezahlter Rechnungen zu stehen. Alleine schon die Beratungskosten sind im Ausland sehr hoch. Behandlungs- und Medikamentenkosten werden ebenfalls berechnet. So wird der Arztbesuch schnell zu einem teuren Spaß.

Deutsche Ärtzin – chinesischer Standard

Anschließend suchten meine Gastfamilie und ich nach einem passenden Augenarzt. Wir fanden auf der Klinikwebsite neben amerikanischen und chinesischen Medizinern auch eine deutsche Ärztin. So war ich optimistisch, als ich in die Privatklinik fuhr. Dort wurde ich eines Besseren belehrt.

Die Behandlung verlief reibungslos – nahezu wie in Deutschland. Als mich meine Ärztin allerdings noch in die Apotheke der Klinik begleitete, stellte sich heraus, dass die Apothekerin mit den verschriebenen Rezepten nichts anfangen konnte. „Sorry this is China – wir hatten das Medikament früher, allerdings weiß ich nicht, wann es wieder geliefert wird! This is China“.

So begann eine verzweifelte Suche nach einem vorhandenen Medikament, das mit dem gewünschten vergleichbar wäre. Es wurde wild spekuliert, ob eine eine selbstangerührte Creme helfen würde. Währenddessen blieben die Telefonanrufe bei Shanghais Apotheken erfolglos. Anstatt einer Creme und Tabletten bekam ich am Ende nur Augentropfen. Daher mein Tipp an alle, die einen längeren Chinaaufenthalt geplant haben: habt genug Medikamente dabei.

Überraschenderweise bekam ich ein paar Tage später eine Nachricht von meiner Ärztin, die mir mitteilte, sie habe noch Tabletten und eine Salbe – fragt mich nicht woher – aufgetrieben. Dank der zusätzlichen Medikamente ging es meinem Auge nach wenigen Tagen schon wieder besser.

So sind eine gute Auslandskrankenversicherung und Reiseapotheke das A und O für jeden Aufenthalt außerhalb Deutschlands, insbesondere außerhalb Europas. Anderenfalls kann die Reise schnell ins Auge gehen.