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Handkuss für den Prof und andere Kulturschocks in Malaysia


Corona in Malaysia und der damit verbundene Lockdown geben mir Zeit, die ersten Wochen meines Auslandssemesters zu reflektieren. Heute erfahrt ihr daher mehr, über die kleinen und großen Unterschieden, die mir im Vergleich zu Deutschland aufgefallen sind.

Nachdem ich mich im Februar endlich durch den ganzen Papierkram am Anfang meines Auslandssemesters gekämpft hatte, konnte das Semester endlich losgehen. Leider ist der Stundenplan hier nicht wie erwartet in Stein gemeißelt, sondern kann sich noch mal ändern. Manchmal wählen Studierende sich überschneidende Module und versuchen dann gemeinsam mit dem Dozenten eines Moduls einen neuen Termin zu finden. Wenn ein Kurs aus 40 Teilnehmern besteht, ist das natürlich ein bisschen schwierig. Glücklicherweise gab es bei mir trotz Diskussionen zwischen Studierendem und Professoren keine spontanen Änderungen.

Vorlesungsbeginn? Flexibel!

Hinsichtlich der Planung herrscht generell eine ungewohnte Flexibilität. Vorlesungen dauern nur sehr selten genauso lang wie vorgesehen, häufig dauern sie beispielsweise statt drei Stunden nur eine Stunde. Manchmal werden sie sehr kurzfristig 15 Minuten vor Beginn abgesagt oder zeitlich nach hinten verschoben. In einem Fall wollte meine Dozentin in Ruhe Mittagessen und hat mit der Vorlesung spontan fast eine Stunde später begonnen.

Eine Note? Viele Aufgaben!

Wie in Deutschland auch, werden Vorlesungsunterlagen digital auf der E-Learning-Plattform oder teilweise auf WhatsApp bereitgestellt. Von meinem Studiengang Onlinekommunikation bin ich vor allem Klausuren und Lernportfolios gewohnt. Hier ist das anders: Die Endnote eines Moduls setzt sich aus vielen Aufgaben während dem Semester und ein bis zwei Klausuren zusammen. Wie auch bei Sophia in Singapur haben Studenten daher recht viel zu tun.

Jobben während des Studiums? Fehlanzeige!

Zudem ist es erwünscht, dass sich Studierende nur auf ihr Studium fokussieren. In Deutschland, ist es üblich eine Werkstudentenstelle anzunehmen, um sich das Studium finanzieren und Praxiserfahrungen sammeln zu können. Hier dürfen Studierende nur unter bestimmten Bedingungen einen Job annehmen und die Uni muss dem offiziell zustimmen.

Die Uni-App? Ganz schön smart!

Während der Anfang von Papierkram geprägt war, überraschte mich während dem Semester die Digitalisierung des Studiums. Meine Uni hat eine eigene App namens UTMSmart. Diese wird auch für die Anwesenheitspflicht genutzt, denn durch das Scannen eines QR-Codes in der Vorlesung wird der Student als anwesend registriert. Gleichzeitig bietet die App nützliche Informationen über Events, Neuigkeiten oder die verfügbaren Bücher in der Bibliothek.

Da sich Malaysia derzeit im Lockdown befindet, gibt es auf der Startseite auch zusätzliche Informationen über Corona in Malaysia. Meine Universität ist sehr darauf bedacht, uns Studierende zu unterstützen, und bietet zum Beispiel kostenlose Essenslieferungen an. Internationale Studenten können außerdem eine finanzielle Unterstützung von RM 100 (circa 20 Euro) erhalten. Wie es in Malaysia überhaupt zum Lockdown kommen konnte, erfahrt ihr hier.

UTM App
Auf der Startseite der App meiner Uni werden Studenten über Corona informiert und das Semester etwas umgeplant.

Uni-Kultur? Hat viele Gesichter!

Auch der Vorlesungsstil entscheidet sich sehr zu dem, was ich aus Deutschland kenne. Die Dozenten stellen hier viele Fragen, da die Mitarbeit in die Endnote einfließt. Manchmal beenden sie Sätze nicht, sondern warten, dass die Studenten im Chor antworten und quasi den Satz für den Dozenten beenden.

Ein anderer Dozent hat beispielsweise die Eigenheit, am Anfang jeder Vorlesung ein paar Folien mit motivierenden Sprüchen zu zeigen und diese mit Musik zu untermalen. Am Anfang war das etwas irritierend, aber mittlerweile empfinde ich es als einen guten Eisbrecher und einen netten Start in die Vorlesung.

In manchen Vorlesungssälen oder Büros von Dozenten ist es erwünscht, die Schuhe auszuziehen. Dies ist eine Tradition beim Betreten von Wohnungen und Häusern in manchen südostasiatischen Ländern. Der Vorlesungssaal wird sozusagen als Haus des Dozenten betrachtet und um es nicht zu verschmutzen, werden die Schuhe ausgezogen – so in den Worten einer lokalen Studentin.

Eine große Überraschung gibt es hin und wieder am Ende der Lehrveranstaltung. In manchen muslimisch geprägten Ländern ist es bei Studenten üblich, den Dozenten einen Handkuss anzudeuten, um Dank und Respekt auszudrücken. Mehr über die Handkuss-Tradition könnt ihr in diesem Artikel über die türkische Kultur oder hier erfahren.

Da Malaysia insgesamt ein recht konservatives und traditionell geprägtes Land ist, gibt es auf dem Campus außerdem einen Dresscode (Kleiderordnung) für Studenten. Dieser sieht vor allem vor, dass Knie und Schultern bedeckt sind. Mit einer langen Stoffhose und einem hoch geschlossenen Oberteil ist man hier als Frau auf der sicheren Seite.

 Mehr als nur ein Campus

Auch der Campus unterscheidet sich sehr von meinem sehr überschaubaren Mediencampus in Dieburg. Hier hingegen ist der Campus 12 Quadratkilometer groß und hat ein eigenes Shuttle-Bus-System. Statt einer Mensa wie in Deutschland gibt es Food Courts mit vielen kleinen Imbissen, Cafés und kleine Supermärkte. Da der Campus so groß ist, gibt es auch einiges zu erleben: Es gibt ein Hirschgehege und Wanderwege, ein eigenes Schwimmbad und sogar ein Stadion. Wer in seiner Freizeit den Campus erkunden möchte, kommt hier auf seine Kosten. Für mich steht das definitiv auf meiner To-do-Liste – nach Corona.

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