3. Oktober 2021
Ich weiß nicht, was ich mir gedacht habe, als ich mich für meine Unikurse hier in Limerick entschieden habe. Denn auf den ersten Blick haben die meisten davon recht wenig mit meinem Lehramtsstudium zu tun. Auf den zweiten Blick jedoch hätte ich mir keine passenderen Kurse aussuchen können.
Ich wollte einfach mal weg von allem. Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Weg vom Alltag, und das bezieht auch ganz klar meinen Unialltag mit ein. Also war das Naheliegendste, Kurse an meiner Gasthochschule zu wählen, die so weit entfernt von allem sind, was ich bis jetzt gemacht und gelernt habe, dass ich komplett aus meiner Komfortzone heraustreten muss. Deshalb habe ich drei Theaterkurse genommen. Vor allem zu zwei der Kurse gibt es sehr viel zu sagen.
Im ersten Moment kommt wohl der Gedanke auf: Was hat denn Theater mit dem Beruf der Lehrkraft zu tun? Tja, mehr als ihr denkt, da könnt ihr euch sicher sein. Der Kurs, bei dem ich momentan schon mitten in der Vorbereitung für die Prüfung stecke, nennt sich “Directing & Writing for Theatre”. Ich dachte mir, das nehm ich, das hört sich interessant an. Jedoch kam bei mir nie der Gedanke auf, dass ich auch tatsächlich selbst Regie führen müsste! Und jetzt versuche ich gerade irgendwie einen zehnminütigen Ausschnitt eines Theaterstücks meiner Wahl auf die Beine zu stellen, und das in den nächsten zwei Wochen, weil ich die ganze Performance natürlich auch vorstellen soll. Darauf gibt es dann eine Note. Das heißt, ich werde die nächsten Wochen damit verbringen, Rehearsals durchzuführen und zwar mit den anderen Leuten aus meinem Kurs, weil ich natürlich auch Schauspieler:innen brauche. Das heißt gleichzeitig aber auch, dass ich in den Ausschnitten der anderen als Schauspielerin mitspiele. Das Ganze macht zwar ultraviel Spaß aber stellt ganz klar auch eine Challenge dar, für die ich aber gleichzeitig auch sehr dankbar bin.
Als angehende Lehrkraft gibt es so viele wertvolle Dinge, die ich aus dem Kurs jetzt schon mitnehmen kann. Beispielsweise ist mir aufgefallen, dass sich Lehrer:innen und Regisseur:innen gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Beide haben die meiste Verantwortung im Raum und beide sind auch dafür zuständig, dass eine gute Atmosphäre herrscht, in der die Schüler:innen oder Schauspieler:innen auch bereit sind Anweisungen aufzunehmen und umzusetzen. Was ich auch als sehr hilfreich empfinde ist, dass mein Dozent einen sehr praktischen Zugang wählt, indem er uns jede Stunde zeigt, wie man die Stücke, die wir im Unterricht durchnehmen, umsetzen kann. Dabei sind wir als Schauspieler:innen immer Teil der Umsetzung und es bleibt viel mehr in meinem Langzeitgedächtnis hängen.
Ein weiterer Kurs, der für mich einen sehr hohen pädagogischen Wert hat, ist ein Improkurs, bei dem der Fokus darauf liegt, mit einer Gruppe zusammen zu arbeiten und am Schluss ein Ensemblestück zu produzieren. Jede Stunde beginnt mit kurzen Aufwärmspielen, die das Vertrauen in die anderen Gruppenmitglieder stärken sollen. Auch hier kann ich den praktischen Zugang der Dozentin sehr gut für mich verwenden: Ihre pädagogischen Ansätze sind so transparent, dass man alle Entscheidungen, die sie trifft, gut nachvollziehen kann. Jedes Mal, wenn ich diesen Kurs habe, kann ich neue Unterrichtselemente mitnehmen, die ich selbst einmal anwenden will.
Letztendlich führen mir diese Kurse noch einmal vor Augen, wie guter Unterricht funktioniert. All diese Seminare finden in Präsenz statt, was in Zeiten von Corona auch nicht selbstverständlich ist und ich merke einfach, wie gut es tut, mit anderen zusammenzuarbeiten und ein Projekt auf die Beine zu stellen. Natürlich steckt auch viel Arbeit dahinter und ich muss auch immer noch schriftliche Ausarbeitungen zusätzlich abliefern, aber mir hat einfach die Balance zwischen Theorie und Praxis gefehlt. Deshalb bin ich umso glücklicher mit meiner Kurswahl hier und bin gespannt, was ich in den nächsten Monaten noch so lernen werde.
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