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Lehramtspraktikum in Portugal: 5 Gründe und eine Mission

Olá! Ich bin Miri und studiere Förderschullehramt an der Justus-Liebig-Universität (JLU) in Gießen. Bald beginnt mein Praktikum an einer deutschen Grundschule in Porto, denn vor dem Referendariat möchte ich noch einmal neue Erfahrungen sammeln. Heute erzähle ich euch, warum ich ins Ausland gehe und welche Mission ich mir für meine Zeit in Portugal vorgenommen habe.

Schon seit einiger Zeit antworte ich auf die Frage „Miri, was machst du eigentlich nach deinem Studium?“ mit den Worten „Ich werde erst mal ins Ausland gehen!“. Oft werde ich dann von meinen Kommiliton*innen erstaunt angeschaut. „Wie cool! Also gehst du nicht gleich ins Referendariat?“ ist eine häufige Reaktion. Während meines Studiums habe ich oft den Eindruck, dass insbesondere viele Förderschulehramtsstudierende ein Auslandsaufenthalt gar nicht in Betracht ziehen. Ich kann meine Kommiliton*innen, die während des Studiums ins Ausland gegangen sind, an einer Hand abzählen. Und tatsächlich sind es die Förderschullehramts- bzw. Sonderprädagogikstudierenden, die besonders selten während ihres Studiums ins Ausland gehen. Dabei gibt es für Lehramtsstudierende aller Schulformen und Fächer die unterschiedlichsten Möglichkeiten, im Ausland zu studieren oder Praxiserfahrungen zu sammeln. Und das ist alles andere als Zeitverschwendung, sondern wirklich sinnvoll!

Ich in einem Hörsaal der Uni Gießen
Ich habe genug Hörsäle von innen gesehen. Jetzt wird es Zeit für Praxis!

Fünf Gründe für ein Auslandspraktikum im Lehramtsstudium

  1. Unterrichtserfahrung sammeln: Die praktischen Inhalte kommen im Lehramtsstudium oft zu kurz. Ein Auslandsaufenthalt ist für mich die perfekte Möglichkeit, um vor dem Referendariat Praxiserfahrung zu sammeln und damit auch Sicherheit vor der Klasse zu gewinnen.
  2. Interkulturelle Kompetenzen: Dass die Klassenzimmer in Deutschland immer bunter und vielfältiger werden, wisst ihr bestimmt. Interkulturelle Kompetenzen werden daher im Schulalltag immer wichtiger. Durch ein Praktikum könnt ihr eure eigenen kulturellen Erfahrungen reflektieren. Insbesondere an bilingualen und internationalen Schulen könnt ihr lernen, was in einem multikulturellen Unterricht beachtet werden sollte und wie ihr mit sprachlicher und kultureller Diversität umgehen könnt.
  3. Neue Systeme, Konzepte und Methoden kennenlernen: andere Länder, andere Sitten. Das gilt auch für das Schulsystem und den Unterricht. Ihr könnt bei einem Auslandspraktikum neue Lern- und Lehrmethoden sowie Unterrichtskonzepte kennenlernen und eure Erfahrungen dann mit nach Deutschland nehmen.
  4. Persönliche Weiterentwicklung: Viele Eindrücke, neue Menschen und Zeit zum Nachdenken – durch meinen längeren Auslandsaufenthalt nach dem Abitur weiß ich bereits: Während der Zeit im Ausland ist es möglich, sich selbst noch mal besser kennenzulernen und weiterzuentwickeln.
  5. Raus aus dem Alltag: Ein Lehramtsstudium ist anstrengend und lang. Ihr habt es euch verdient, auch mal rauszukommen, ein neues Land zu entdecken, neue Freund*innen zu finden, eine neue Sprache zu lernen und einfach mal etwas anderes zu sehen. Und ich stelle mal die These auf, dass es nie wieder so leicht sein wird, für längere Zeit ins Ausland zu gehen, als während oder direkt nach eurem Studium.

Warum ein Praktikum an einer Grundschule?

Ich studiere Förderschullehramt. Nun fragt ihr euch vielleicht, wieso ich mein Praktikum an einer Grundschule in Portugal mache? Das Bildungssystem ist in allen Ländern unterschiedlich. Das Konzept der Förderschule existiert nicht überall und auch in Deutschland wird Inklusion ein immer größeres Thema. Es ist für mich schon jetzt ganz klar, dass ich später nicht an einer Förderschule, sondern am liebsten über ein Beratungs- und Förderzentrum an einer Grundschule arbeiten möchte. Und deswegen habe ich mich dazu entschieden, schon meinen Auslandsaufenthalt an einer Grundschule zu absolvieren. In meinem Studium habe ich mich ganz besonders mit Inklusion und Vielfalt beschäftigt. Diesen Blick möchte ich auch in Portugal nicht verlieren.

Meine Mission: Portugal – Vielfalt inklusive!?

Vielfalt hat viele Dimensionen: Herkunft, Kultur, Religion, Sprache, Behinderung, Sexualität, Identität, Alter, soziokultureller Status und vieles mehr. Sensibilität für Vielfalt und Diskriminierung sind mir als angehende Lehrkraft wichtig. Alle Schüler*innen sollen sich in meinem Klassenraum wohlfühlen und ich möchte diskriminierenden Mechanismen in der Schule entgegenwirken. Doch wie kann ich das erreichen? Mit diesem Thema möchte ich mich während meines Auslandsaufenthalts genauer beschäftigen.

Ich stelle mir vor meinem Auslandsaufenthalt die Frage: Wie präsent sind diese Themen in Portugal? Eigentlich kenne ich Portugal schon recht gut, denn ich habe dort nach meinem Abitur schon einmal für zehn Monate gelebt. Damals habe ich einen Freiwilligendienst in der Deutschen Schule in Lissabon absolviert. Aber ich habe festgestellt, dass ich gar nichts über Inklusion in Portugal weiß. In den letzten Jahren hat sich mein Blick auf Gesellschaften verändert und ich weiß jetzt, Diskriminierung gibt es strukturell fast überall. Deshalb möchte ich dieses Mal tiefer gehen und das Land neu entdecken. Ich frage mich: Wie vielfältig und bunt ist Portugal wirklich? Und auf dieser Mission nehme ich euch mit.

CSD Gießen
Auch in Deutschland spielt Vielfalt eine große Rolle für mich.

Meine Mission beginnt!

Für mich war früh in meinem Studium klar, dass ich unbedingt für ein Auslandspraktikum nach Portugal möchte. Nun ist es endlich so weit! Gestern bin ich in den Flieger nach Portugal gestiegen. Doch der Weg aus dem Hörsaal in Gießen ins Klassenzimmer in Porto war lang. Vor meinem Auslandsaufenthalt habe ich mir viele Fragen gestellt: Wann, wohin und wie soll ich das ganze finanzieren? Über meine Vorbereitungen werde ich euch in meinem nächsten Blogbeitrag berichten. Ich freue mich, wenn ihr mich auf meiner Mission begleitet.

Até breve und bis bald!
Eure Miri

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