30. April 2024
Das Baskenland gehört zu den wohlhabendsten Regionen in Spanien. Das spiegelt sich auch in den Lebenshaltungskosten wider. Das muss aber nicht bedeuten, dass dein Auslandsaufenthalt in Bilbao teuer oder unbezahlbar sein muss. In diesem Beitrag möchte ich dir einige Wege zeigen, wie du die Finanzierung deines Auslandssemesters verbessern kannst, was typische Kosten pro Monat in Spanien sind und wo du eventuell sparen kannst.
Mir war bereits zu Beginn meines Studiums klar, dass ich ein Semester im Ausland verbringen möchte. Über den finanziellen Aspekt habe ich mir dabei kaum Gedanken gemacht. Spanien klang für mich erst einmal günstiger als Deutschland, und auch das Erasmus+ Förderprogramm stuft das Land nicht in der höchsten Kategorie ein, sondern vergleichbar mit Portugal, Griechenland und Italien.
Etwa drei Monate vor dem Beginn meines Aufenthaltes startete ich dann die Wohnungssuche und wurde von den Preisen sehr überrascht. Die Wohnheim- und WG-Zimmer waren wesentlich teurer als gedacht und sogar teurer als in meiner Heimatstadt Lübeck. Schlussendlich konnte ich eine gute Lösung für mich finden, jedoch wurde mir dabei schon bewusst, dass Bilbao vermutlich doch nicht so günstig sein würde, wie gedacht.
Was sind meine Ausgaben pro Monat?
Meine monatlichen Ausgaben verteilen sich auf verschiedene Bereiche und Felder. Dabei muss man bedenken, dass viele dieser Ausgaben genauso auch in Deutschland anfallen würden. Allgemein sind die meisten Kosten und Preise ähnlich denen, die du in Deutschland bezahlen würdest.
Wohnen und Leben
Wie bereits erwähnt, hatte ich mir den Wohnungsmarkt hier etwas anders vorgestellt. Dennoch konnte ich etwas Preiswertes finden und wohne in einem WG-Zimmer für 400 Euro pro Monat, inklusive aller Nebenkosten. Die Wohnung ist für drei Personen ausgelegt, verfügt über ein Badezimmer, eine Küche und ein kleines Wohnzimmer. Mein Zimmer hat etwa 12 Quadratmeter und liegt in einer der besseren Wohngegenden von Bilbao, zwischen der Innenstadt und der Universität.
Lebensmittel sind in etwa gleich teuer wie in Deutschland, vor allem die deutschen Discounter sind sehr ähnlich. Da ich gerne koche und manchmal sogar zweimal täglich, gebe ich etwa 150 bis 200 Euro pro Monat für Lebensmittel aus. Da ich vegetarisch lebe, kaufe ich jedoch auch nie Fisch oder Fleisch ein.
Transport und Reisen
Da ich mit meinem eigenen Auto angereist bin, habe ich hier vor Ort nicht nur einige zusätzliche Freiheiten, sondern auch Ausgaben. Einen Parkplatz vor der Haustür gibt es leider nicht, daher habe ich mich dazu entschieden, eine Tiefgarage in der Nähe zu mieten. Diese kostet mich zusätzlich 85 Euro pro Monat. Dazu kommen noch etwa 70 Euro monatlich für eine Tankfüllung, die ich durchschnittlich mit Wochenendreisen verbrauche. Der Sprit ist hier übrigens wesentlich günstiger als in Deutschland, aber auch hier lohnt es sich, sparsam zu fahren. Organisierte Reisen mache ich kaum, da ich lieber mit meinem Auto unterwegs bin. Darin kann ich kochen und schlafen, was mir bei Trips die Kosten für Hotel und Restaurant spart. Einzig einen Skitrip in die Pyrenäen habe ich mit Freunden gemacht, der wurde für ein Wochenende auch ziemlich teuer. Hier könnt ihr in meinem TikTok die genaue Summe sehen.
Zusätzlich zu meinem Auto nutze ich auch häufig den öffentlichen Nahverkehr. Für diesen gebe ich etwa 20 Euro pro Monat aus. Eine Metro- oder Tramfahrt kostet weniger als 90 Cent.
Freizeit
Dieser Kostenpunkt schwankt wohl am meisten. In einigen Monaten bin ich mehr unterwegs als in anderen. Ein Bier kostet hier zwischen einem und drei Euro, ein Döner etwa sechs Euro (einen guten Döner konnte ich hier jedoch noch nicht finden). Restaurants sind auf jeden Fall etwas günstiger als in Deutschland. Ein Kinoticket oder der Eintritt zu einem Fußballspiel kosten in etwa so viel wie in Deutschland.
Spartipps für Bilbao
Kleinvieh macht auch Mist
Die Barik Card
Die Barik Card ist eine Vielfahrerkarte für den öffentlichen Nahverkehr. Sie gilt in allen Bussen, Bahnen, der Metro und der Tram. Mit ihr werden die Fahrten deutlich günstiger, und das Aufladen ist wesentlich entspannter als jedes Mal ein Ticket zu ziehen.
Im Guggenheim Museum
Für Studierende, die an einer der verschiedenen Hochschulen Bilbaos oder des Baskenlandes eingeschrieben sind, gibt es ein vergünstigtes Jahresticket für einmalig 5 Euro. Statt 7 Euro Eintritt lohnt sich das also bereits beim ersten Mal.
WG statt Wohnheim
Viele meiner Kommilitonen wohnen in einem Wohnheim der Universität. Dabei fällt mir jedoch immer wieder auf, dass sie wesentlich mehr bezahlen, als wenn sie in der gleichen Gegend ein WG-Zimmer hätten. Als Vergleich: Ich zahle für mein WG-Zimmer 400 Euro pro Monat. Unweit meiner Wohnung gibt es Wohnheimzimmer für über 1000 Euro pro Monat.
Wie finanziere ich das alles?
Du siehst also, das Leben in Bilbao ist gar nicht so günstig. Um nicht nur Ausgaben auf meinem Bankkonto zu haben, habe ich einige unterschiedliche Einkommensquellen, mit denen ich mein Auslandssemester finanziere. Hier möchte ich dir drei verschiedene Möglichkeiten vorstellen.
Erasmus+
Für mich war eines der größten Argumente überhaupt, ein Semester im Ausland zu verbringen, die mögliche Unterstützung durch das Erasmus+ Programm. Die Bewerbung muss zwar sehr frühzeitig erfolgen, und der bürokratische Aufwand ist auch nicht zu unterschätzen, aber dann läuft es ohne Probleme. So erhalte ich 540 Euro pro Monat, mit denen ich meine Miete und die wichtigsten Lebenshaltungskosten begleichen kann.
Deutschlandstipendium
Bereits seit meinem dritten Semester werde ich durch das Deutschlandstipendium gefördert. Diese Unterstützung läuft ohne großen Aufwand auch im Ausland weiter, und so kann ich mich glücklich schätzen, weitere 300 Euro im Monat zu erhalten. Ein Stipendium muss dabei nicht von Noten oder besonderen Leistungen an der Universität abhängen; viele Stiftungen vergeben Förderungen auch für politisches, soziales oder ehrenamtliches Engagement.
Werkstudententätigkeit
Meine Werkstudententätigkeit konnte ich dank einer Vereinbarung mit meinem Arbeitgeber in eine Online-Stelle umwandeln, sodass ich weiterhin für das Unternehmen im Ausland arbeiten kann. Mittels VPN kann ich auf die gleichen PCs und Programme in meinem Homeoffice zugreifen, und spätestens seit der Corona-Pandemie werden ohnehin viele Meetings online abgehalten.
Ein neuer Job vor Ort im Ausland kann auch eine Möglichkeit sein, aber oft gestaltet sich dies aufgrund der kurzen Aufenthaltsdauer und sprachlicher Voraussetzungen schwierig.
Vor Beginn deines Auslandssemesters solltest du dir also Gedanken darüber machen, wie viel Geld du zur Verfügung hast, was du dir leisten möchtest und wo du lieber Geld sparst. Meine Vorgehensweise ist nur eine von vielen Möglichkeiten, und jeder hat unterschiedliche Präferenzen.
Mit nur noch einem Monat in Bilbao neigt sich meine Zeit hier langsam dem Ende zu, und ich freue mich darauf, dir beim nächsten Mal einen Rückblick über meinen Aufenthalt im Baskenland geben zu dürfen.
Bis bald,
Frederik