24. November 2019
Am vergangenen Wochenende bin ich endlich dazu gekommen, zum Loch Ness zu reisen. Ich werde nämlich ständig gefragt: „Und, hast du Nessie schon gesehen?“. Beinahe kommt es mir so vor, als wäre das ein Pflichtprogramm, wenn man in Schottland ein Erasmus-Semester macht. Aber warum eigentlich?
Seitdem ich in Schottland lebe, habe ich von vielen Leuten gehört, dass Loch Ness unspektakulär ist und überbewertet wird. Trotzdem habe ich das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn ich zurück nach Deutschland fliege, ohne auf Nessie-Suche gegangen zu sein. Das ist ganz klar, meine ‚fear of missing out‘, die sich da meldet – die Angst, etwas zu verpassen.
Hat sich Loch Ness gelohnt?
Ich bin kein großer Fan von organisierten Touren, wenn es auch anders geht. Lieber entscheide ich allein, wie viel Zeit ich an Orten verbringe. Die sechs Stunden Fahrt von Glasgow zum Loch Ness und wieder zurück sind mir für einen Tag und nur ein Reiseziel eindeutig zu viel. Deshalb bin ich schon am Freitagnachmittag losgefahren und habe das ganze Wochenende in Inverness und am Loch Ness verbracht. Ich finde, dass es sich richtig gelohnt hat und ich genug Zeit zum Verweilen hatte. Auch wenn um den Ort ein großer Wirbel gemacht wird, hatte ich das Gefühl, dass er schon etwas Mystisches an sich hatte. Vor allem die Ruine vom Urquhart Castle, die Geschichten von Nessie und der Spaziergang durch Inverness haben mich begeistert.
dass Nessie zum ersten Mal im Jahr 565 gesichtet wurde, angeblich einem Plesiosaurus gleicht und bis zu 20 Meter lang sein soll? Es gibt sogar einen offiziellen Loch Ness Monster Fanclub.
Wie ist das mit der ‚fear of missing out‘?
Ich habe das Gefühl, dass es viele andere Auslandsstudenten gibt, die auch Angst haben, etwas zu verpassen. Deshalb werden um die Wette Tagestouren gebucht, um möglichst überall mal gewesen zu sein. Aber ist es das überhaupt wert?
Ich denke, dass jeder Auslandsaufenthalt ganz anders und individuell ist. Sich von anderen Erfahrungen, unter Druck setzen zu lassen, macht nur unglücklich. In Zeiten von Social Media ist es aber natürlich nicht immer einfach, seine eigenen Erlebnisse nicht mit anderen zu vergleichen. Für mich wäre eine Tagestour zum Loch Ness nichts gewesen, aber für andere Studis ist das günstig und optimal. Ein ganzes Wochenende zu verreisen, ist natürlich auch teuer und zeitintensiv. Außerdem hat auch nicht jeder das Verlangen, alle Orte auf der Schottlandkarte abzuhaken. Aber wenn das der eigene Schlüssel zum Glück ist, dann warum nicht?
Mein Fazit
Also ja: Man kann auch eine tolle Zeit in Schottland haben, ohne Loch Ness gesehen zu haben. Das hängt ganz von den eigenen Vorstellungen ab. Ich habe für mich herausgefunden, dass ich gern viele Orte bereise, diese aber auch auf mich wirken lassen möchte. Alles kann man sowieso nicht sehen. Das ist auch ein Grund, warum ich den Mountaineeringclub meiner Uni so ins Herz geschlossen habe. Im Endeffekt sollte man sich keinen Druck von außen machen lassen und sein Auslandsemester einfach so gestalten, dass man selbst glücklich ist. Auch wenn man gar nicht verreist, kann man eine richtig gute Zeit haben. Was andere machen ist egal: Das ist deine Erfahrung und die sollte genau so sein, wie du dir das wünschst.