Bei einem Praktikum in Deutschland bemerkte die Psychologie-Studentin Lara, dass es da noch Lücken in ihrem Wissen gibt. Um die zu füllen, zog es sie für ein Forschungpraktikum nach Kampala, der Hauptstadt Ugandas.
„Ich wollte irgendwohin, wo mich die Forschung tatsächlich interessiert und nicht irgendwohin, wo ich toll am Strand liegen kann, ich inhaltlich aber nichts gelernt hätte“, sagt Lara. Drei Monate verbrachte sie in Uganda als Praktikantin bei der „African Palliative Care Association“ (APCA). Das Ziel: Mehr über den Umgang mit Trauer in anderen Kulturen lernen. Ein Thema, das Lara schon in Deutschland beschäftigt hat.
Unterschiedliche Bedürfnisse
Lara studiert Psychologie, den Bachelor hat sie in Hamburg gemacht, für den Master ging es nach Osnabrück. Nach einem privaten Trauerfall machte sie ein Praktikum beim Hamburger Hospiz e.V. Dort bekam sie die Chance, den „Hospizhelferschein“ zu machen und arbeitete mit Schwerkranken und ihren Angehörigen: „Mit unserem Angebot konnten wir eine bestimmte Bevölkerung in Hamburg gut erreichen. Wir haben aber auch gemerkt, dass manche Menschen andere Bedürfnisse haben, vielleicht, weil sie einen anderen kulturellen Hintergrund haben.“ Laras Wunsch, ins Ausland zu gehen, wuchs.
Es ist nie zu spät
Im Bachelorstudium ergab sich keine Gelegenheit, auch, weil Laras Studienverlaufsplan keinen Auslandsaufenthalt vorsah. Am Ende war die Entscheidung, erst im Master zu gehen, aber gut: „Die Zeit im Bachelor habe ich gebraucht, um mich zu sortieren und mit dem Studium das Ganze auf die richtige Bahn zu bringen. So kam die Motivation auch nicht aus dem Gedanken ‚Es gehen doch alle!‘ heraus, sondern daher, dass ich tatsächlich das Bedürfnis hatte, etwas Neues zu lernen.“
Die Suche dauerte ein wenig, viele Organisationen im Ausland konnten keine externen Praktikantinnen aufnehmen, halfen Lara dann aber bei der weiteren Suche. So ist sie bei APCA gelandet. Die Organisation hat die Aufgabe, in verschiedenen afrikanischen Ländern zum Thema Palliativpflege zu schulen, Gesetze mit Gesetzgebern zu entwickeln und zu implementieren, aber auch zu verschiedenen Themen im Palliativbereich zu forschen. Lara bewarb sich für das PROMOS-Stipendium des DAAD und ein paar Monate später ging es für sie nach Kampala.
Auf in die Millionenstadt
Natürlich hatte Lara vor ihrer Abreise viel über Uganda gelesen und einen Impf-Marathon hinter sich gebracht: „Ich hatte jedoch irgendwann das Gefühl, dass sich bei mir bestimmte Vorurteile aufbauen, ohne dass ich jemals da war. Deshalb habe ich an einem bestimmten Punkt gesagt: ‚Es reicht jetzt, ich komme für den Anfang ganz gut rum und schau dann vor Ort, wie es tatsächlich ist.‘“ Die Millionenstadt Kampala hat sie ganz schön umgehauen: „Es sind überall Menschen, Tag und Nacht, und es ist total viel Verkehr. Das war wie ein Sprung in eine andere Welt.“
Das Gespräch suchen
Drei Tage nach ihrer Ankunft begann Laras Praktikum. Ihre Kolleginnen und Kollegen vor Ort haben sie herzlich aufgenommen und sie in eines der Forschungsprojekte eingebunden. APCA arbeitet an einem Fragebogen, anhand dessen die Organisation herausfinden möchte, wie es schwer kranken Kindern und ihren Angehörigen geht, welche Maßnahmen helfen und was ihnen noch fehlt. „Wir haben diesen Fragebogen ausprobiert und weiterentwickelt“, sagt Lara. Am Ende sollen aber nicht Forscherinnen mit den Fragebögen arbeiten, sondern Krankenpflegepersonal und andere Caretaker. Dafür ist Lara mit einem Team in Hospize gefahren und hat dort Schulungen gegeben. Dabei hat sie gemerkt, dass sie zwar Erfahrung mit Schulungen in Deutschland hat, das Publikum in Uganda aber zum Beispiel keinen großen Wert auf Interaktionen während einer Präsentation legt. Sie hat ihre Präsentationen entsprechend angepasst.
Was die Studentin am meisten berührt hat, war aber der Kontakt zu den Patientinnen und Patienten. In der Palliativmedizin werden Menschen betreut, die lebensverkürzend erkrankt sind: „Wenn man rein geht und sagt, dass alles ganz furchtbar ist, dann geht man so auch wieder raus“, erklärt Lara. „Dann hat man daran zu knabbern. Trotz ihrer schwierigen Lage sind diese Menschen ein Teil des Lebens. Mit so einer Einstellung kann man auch mit leichterem Herzen wieder raus gehen.“
Freundschaften in der Ferne
Nach Feierabend hat Lara die Zeit genutzt, die Umgebung zu erkunden. Ihre Unterkunft hatte sie über eine Reiseagentur gebucht, die Wohnung mit einer anderen Deutschen geteilt: „Wir haben gemeinsam viel unternommen, Sehenswürdigkeiten besucht, waren auf Märkten und haben uns durch das lokale Essen probiert: Chapati und Rolex zum Beispiel.“ Zu ihren Kolleginnen und Kollegen hat Lara ebenfalls ein gutes Verhältnis aufgebaut, nicht zuletzt, weil alle die Mittagspause immer zusammen verbracht haben. Locals kennenzulernen war außerhalb der Arbeit jedoch gar nicht so leicht: „Es gab schon einen Unterschied zwischen den Expats, Internationals und der ugandischen Bevölkerung. Nichtsdestotrotz habe ich guten Kontakt zu ein paar von den Uganderinnen. Sie planen alle mit dem Schengen-Visum mal nach Europa zu kommen. Das wäre sehr schön.“
Zurück in Deutschland
Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland erwischte Lara erst einmal der klassische „Post-Auslands-Blues“. Ihr hilft es, sich zu beschäftigen. Sie schreibt an ihrer Masterarbeit und engagiert sich ehrenamtlich bei den Maltesern. Da hilft sie bei Corona-Tests am Flughafen: „Die Erfahrung in Uganda hat da schon sehr geholfen, ein besseres Gefühl für den Umgang mit Menschen aus anderen Ländern zu bekommen“, sagt sie. Auch das Forschungspraktikum hat ein paar Spuren hinterlassen. Lara plant, nach dem Master neben der Ausbildung zur Psychotherapeutin zu promovieren: „Ich wollte einfach gerne weiter forschen.“ Es wird wieder um einschneidende Lebenserfahrungen von ganz unterschiedlichen Menschen gehen. Lara ist sich sicher, dass ihre Erfahrungen in Uganda ihr dabei helfen werden.
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