15. September 2024
Los geht’s: Es ist der Beginn eines neuen Kapitels in einer neuen Stadt und einem Land, das ich bisher nur als Urlaubsziel kannte. Die Orientierungswoche meines Erasmus Mundus-Masters steht kurz bevor, und die Vorfreude ist riesig! Doch schon bevor es offiziell losgeht, habe ich überraschende und wertvolle Einblicke in die italienische Kultur gewonnen, die ich so nie erwartet hätte.
Um mir Zeit zu nehmen, mich einzuleben und mich auf mein Masterstudium in Italien einzustimmen, bin ich bewusst schon vor dem offiziellen Studienbeginn nach Italien gekommen. So hatte ich Zeit, mich mit den notwendigen Alltagsgegenständen wie einem Fahrrad und Küchenutensilien auszustatten. Zusätzlich besuche ich einen intensiven Italienisch-Sprachkurs an der Universität, der mir nicht nur die Sprache, sondern auch die Besonderheiten der italienischen Kultur näherbringt.
Ich habe bereits gelernt, wie wichtig es ist, zwischen formellen und informellen Situationen zu unterscheiden und die Sprache entsprechend anzupassen. In Italien wird großer Wert auf Titel und Förmlichkeit gelegt: Während meines Sprachkurses betonte die Lehrerin mindestens stündlich, dass man Professoren niemals mit „Signor/Signora“ ansprechen sollte, sondern immer mit „Professore/Professoressa“. Zudem wird jeder, der einen Universitätsabschluss hat, mit „Dottore/Dottoressa“ angesprochen, unabhängig davon, ob die Person einen Bachelor-, Master- oder Doktortitel hat.
Globale Perspektiven erleben
Mein Masterstudium bietet nicht nur Einblicke in die italienische Kultur und Sprache, sondern auch in die Vielfalt der globalen Perspektiven. Das Erasmus Mundus-Programm „Climate Change and Diversity: Sustainable Territorial Management“ bringt eine internationale Dimension mit sich, die durch die Erfahrungen und das Wissen meiner 30 Kommiliton*innen aus diversen Ländern bereichert wird. Doch auch außerhalb des Hörsaals bin ich sicher, dass ich die kommenden Monate viel über andere Länder und Kulturen lernen werde, denn ich wohne in einem Wohnheim mit 200 Studierenden aus aller Welt, mit denen ich mir für die kommenden Monate zwei Küchen teilen werde – das verspricht definitiv eine intensive Zeit für Gespräche auf engem Raum.
So habe ich bereits erfahren, dass es eine besondere Verbindung zwischen Argentinien und Bangladesch im Fußball gibt, da Bangladesch Argentinien bei jeder Weltmeisterschaft enthusiastisch anfeuert. Außerdem habe ich gelernt, dass Harissa (eine sehr scharfe Soße) in der tunesischen Küche unverzichtbar ist. In Marokko hat Zucker eine wichtige historische Bedeutung und wird bei Hochzeiten oder Trauerfeiern oft anstelle von Geld verschenkt. Diese Septemberwoche feiert Chile Nationalfeiertag mit viel Party und Bier. Zudem habe Nigeria den besten “Fufu” (fester und stärkehaltigen Brei aus Maniok oder Yams und Kochbananen) und Ruanda den besten “Ugali” (Getreidebrei aus Maismehl). Auch wenn es natürlich oft auch persönliche und individuelle Einblicke in verschiedene Länder und Kulturen sind, ist es dennoch interessant und das Wohnheim somit auch perfekt, um neue Leute kennenzulernen.
Neubeginn: Herausforderung und Bereicherung
Durch meine bisherigen Auslandspraktika in Ruanda, Kenia, Gambia, Südafrika, Frankreich und Belgien dachte ich, dass ich alle Herausforderungen eines Umzugs in ein neues Land bereits kenne. Doch jedes Land und jede neue Stadt bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Der Umzug nach Padua ist da keine Ausnahme. Es beginnt mit der grundlegenden Herausforderung, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden: Wie funktioniert das öffentliche Verkehrsnetz? Wo finde ich den besten Supermarkt? Wo kann ich ein günstiges Fahrrad kaufen? Wie funktioniert das Unileben? Und natürlich, wie entdecke ich meine Lieblingscafés?
Trotz, oder vielleicht gerade wegen der anfänglichen Herausforderungen – wie Abschiede von Zuhause, das Schleppen schwerer Koffer, eine lange, chaotische Zugfahrt, Sprachbarrieren und der Papierkram an der Universität – ist das Einleben in Padua unglaublich bereichernd. Jede neue Stadt und Kultur bietet die Möglichkeit, Neues zu lernen und Perspektiven zu erweitern. In Padua genieße ich es, durch die Straßen zu schlendern, Menschen zu beobachten, Gesprächen auf Italienisch zu lauschen (auch wenn ich noch nichts dazu beitragen kann) und mich mit Menschen aus aller Welt auszutauschen. Diese Erfahrungen tragen dazu bei, dass sich Padua mehr und mehr wie ein weiteres Zuhause für mich anfühlt.
Besonders spannend ist, dass dieser Aufenthalt in Padua mein erster Auslandsaufenthalt zum Studieren ist, was sich erheblich von meinen bisherigen beruflichen Erfahrungen im Ausland unterscheidet. Während meiner Auslandspraktika war es oft herausfordernd, neue Leute kennenzulernen, da die Alters- und Lebensphasenunterschiede es manchmal schwierig machten, tiefere persönliche Verbindungen zu finden. Im Studium jedoch, wo viele Kommiliton*innen in ähnlichen Lebensphasen sind, ist es leichter, neue Freundschaften zu schließen und Verbindungen zu knüpfen. In Padua gibt es viele Studierende, insbesondere auch viele Erasmus-Studierende und Erstsemester*innen, die natürlich auch alle fleißig dabei sind, Leute kennenzulernen, was das Freunde finden deutlich vereinfacht.
Auf der Suche nach dem guten Leben
Das Leben in einer neuen Stadt eröffnet nicht nur berufliche Perspektiven, sondern auch tiefere Einblicke in verschiedene Lebensweisen und Kulturen. Diese Erfahrungen haben auch schon bei vorherigen Auslandsaufenthalten meinen Horizont erweitert und meine persönliche Entwicklung gefördert. Für mich bedeutet jeder Schritt in einer neuen Umgebung eine Chance, zu lernen und zu wachsen.
Wenn ihr also darüber nachdenkt, in eine neue Stadt oder ein neues Land zu ziehen, kann ich nur sagen: Macht es! Die Herausforderungen, die euch begegnen, sind ebenso wertvoll wie die Bereicherungen, die ihr sammeln werdet. Meine Mission während meines Masters im Ausland ist es, meinem persönlichen Verständnis vom „guten Leben“ näherzukommen und herauszufinden, wie ich mein Leben während und nach meinem Masterstudium gestalten möchte.
Begleitet mich auf meiner Suche nach dem guten Leben und bleibt gespannt auf weitere Geschichten von meinem Studium und Leben in Italien und darüber hinaus!