14. März 2020
Nein, ich bin kein guter Zeichner. Es macht mir aber trotzdem Spaß, zu malen und zu zeichnen. Deshalb hier ein Rückblick in zehn Kritzeleien über mein Jahr in Mexiko.
Ein T-Shirt als Tagebuch?!
Zuerst ein bisschen Zusammenhang: Ich bin seit Kurzem wieder in Deutschland, davor war ich aber ein Jahr in Mexiko-Stadt für mein Freiwilliges Soziales Jahr mit kulturweit. In diesem Jahr habe ich viel erlebt, gelacht, gelernt, gereist, Freundschaften geschlossen, Tattoos und Piercings gestochen bekommen, Herzen gebrochen und mein Herz gebrochen bekommen. Während meiner Zeit habe ich sehr unregelmäßig mein Tagebuch beschrieben, dafür hatte ich aber ein weißes T-Shirt, auf das ich jeden Sonntag eine Zeichnung gemalt habe. Das war sozusagen mein Tagebuch; und dazu habe ich jetzt ein T-Shirt mit knapp 50 schwarzen Kritzeleien drauf! In diesem Beitrag zeige ich euch also einen kleinen Einblick in mein tragbares Tagebuch und was das für mich bedeutet.
Der holprige Start
Aller Anfang ist schwer. So war es für mich im März 2019 auch in Mexiko; vieles ist anders, alles ist neu. Die ersten zwei Wochen bin ich kaum aus dem Haus gegangen, weil ich krank war, noch niemanden kannte und auch ein bisschen Angst vor dieser Riesenstadt hatte. Sie war (und ist) dreckig, laut und erdrückend, vor allem im Zentrum, wo ich gewohnt und gearbeitet habe.
Der Sommer: So langsam fühle ich mich wohl
Der Sommer in Mexiko ist viel länger als der, den ich aus Deutschland gewohnt war. Nach ein paar Monaten Sommer meinte ich also, mich eingelebt zu haben. Ich verstand, wie groß die Stadt ist, wie lange man von A nach B brauchte und wie man diesen Weg am einfachsten zurücklegen konnte. Ich gewöhnte mich an die Sprache und auch daran, wie in Mexiko Spanisch gesprochen wurde. Ich fühlte mich immer wohler und wohler und kam gut zurecht in Mexiko-Stadt.
Meine (täglichen) Routinen
Irgendwann, es war vermutlich so im September, kam der Moment, an dem ich mich in Mexiko-Stadt mehr zuhause fühlte als in Deutschland. Teilweise wurde ich für einen Einheimischen gehalten, aß fast täglich meine Bohnen-Tacos und machte mich immer mehr mit der Kultur Mexikos vertraut, zum Beispiel mit dem Wrestling, der Lucha Libre. Auch habe ich es geschafft, mich mehr und mehr als wichtiger Bestandteil der Handballmannschaft der Uni (UNAM), der ich mich im Frühjahr angeschlossen hatte, zu fühlen.
Gehen, wenn es am Schönsten ist
Da hat man sich gerade eingelebt, kann sich vorstellen, noch länger wegzubleiben – von Heimweh redete ich nur noch in Bezug auf meine neue „Heimat“ Mexiko-Stadt – und plötzlich war es Februar und Zeit, nach Deutschland zurückzukehren und Mexiko den Rücken zuzuwenden. Am Ende ging alles schneller als gedacht und ich hätte wirklich nichts gegen einen gestrichenen Rückflug gehabt, doch wie es das Schicksal (und die Regeln des Frewilligen Sozialen Jahres) wollte, kam ich zurück nach Deutschland und wurde wärmstens von meiner Familie empfangen und kann nun auf ein Jahr voller spannender und wunderschöner Eindrücke zurückblicken.
Das Gesamtbild: Eine Erinnerung für (fast) immer
Insgesamt habe ich fast 50 Zeichnungen auf mein ehemals unbeschriebenes Shirt gekritzelt. Zwischendurch wollte ich mich eher auf das Erleben und nicht auf das zukünftige Erinnern konzentrieren, weshalb ich mich an manchen Sonntagen zwingen musste, mich hinzusetzen, um über die vergangene Woche nachzudenken. Jetzt bin ich aber froh, mein „Tagebuch mal anders“ durchgezogen zu haben und bin auch mit dem Gesamtergebnis. Von jetzt an werde ich immer, wenn ich dieses Oberteil trage, an die tollen Menschen aus Mexiko denken und eventuell die ein oder andere Träne verdrücken. Aber, man sieht sich immer zwei Mal im Leben, also ist es kein „Auf Nimmerwiedersehen“ sondern ein ¡Hasta luego, México!