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Mein Praktikumsalltag an einer deutschen Auslandsschule

Weltweit gibt es 135 von der Bundesrepublik anerkannte deutsche Auslandsschulen. An einer von ihnen mache ich für fünf Monate ein Praktikum in der Grundschule. In diesem Blogbeitrag möchte ich euch von meinem Alltag an der Deutschen Schule zu Porto berichten und euch mit durch einen typischen Tag nehmen.

Die Deutsche Schule zu Porto ist eine Privatschule in Portugals zweitgrößter Stadt. Sie ist verglichen mit Schulen in Deutschland relativ groß, denn Kindergarten, Grundschule und Gymnasium befinden sich hier auf einem Schulgelände. Die meisten Schüler*innen sind Portugiese*innen und müssen Deutsch ganz neu lernen. Daher besuchen die Kinder in der Regel bereits ab dem Kindergarten die deutsche Schule. Das Ziel ist es, dass die Schüler*innen am Ende ihrer Schullaufbahn das deutsche und das portugiesische Abitur absolvieren. Aus diesem Grund ist die Unterrichtssprache überwiegend Deutsch. In der Grundschule finden nur Portugiesisch und eine Stunde Sachunterricht pro Woche auf Portugiesisch statt. Es gibt drei Klassen pro Jahrgang, die relativ klein sind. Es gibt in jeder Klasse weniger als 20 Kinder. Die Schule versteht sich als Begegnungsschule und das spürt man auch. Sowohl portugiesische als auch deutsche Kultur treffen hier aufeinander und haben einen Einfluss auf den Unterricht und das Schulleben.

Miriam im Klassenzimmer
Das bin ich in einem Klassenzimmer.

Wie sieht ein typischer Schultag aus?

Es ist 6:15 Uhr am Morgen und mein Wecker klingelt. Zeit für mich aufzustehen, denn vor mir liegt ein neuer Praktikumstag. Immer Montag bis Freitag bin ich in der Schule und an den Wochenenden habe ich frei. Ich frühstücke, mache mich fertig und gegen 7:15 Uhr verlasse ich das Haus, um mit dem Bus zur Schule zu fahren. Die Fahrt dauert ungefähr 20 bis 30 Minuten und anschließend muss ich noch zehn Minuten zur Schule laufen. Mit dem Fahrrad wäre ich schneller, aber warum ich die öffentlichen Verkehrsmittel nutze, habe ich euch bereits in einem anderen Blogbeitrag erzählt. Spätestens gegen 8:00 Uhr komme ich in der Schule an. Ich habe kurz Zeit mich vorzubereiten oder mit den Lehrkräften Absprachen für den Tag zu treffen. Dann beginnt um 8:15 Uhr der Unterricht.

Der Unterricht beginnt

Mein Stundenplan für die ganze Woche ist fest, aber jeder Wochentag ist etwas anders. Ich bin jeden Tag stundenweise in allen drei vierten Klassen. Exemplarisch stelle ich euch hier einen Schultag vor, der so ähnlich ablaufen könnte.

Die ersten beiden Stunden bin ich in einer der vierten Klassen. Es stehen Deutsch und Mathe auf dem Stundenplan. Ich hole die Kinder zu Beginn der Stunde gemeinsam mit der Lehrerin vom Schulhof ab. Wir starten jeden Morgen mit dem selben Ritual: Ein Kind stellt das Datum, den Tagesablauf und den Wetterbericht vor – natürlich auf Deutsch. Dann folgt entweder eine gemeinsame Phase, oder die Kinder arbeiten an ihren Wochenplänen weiter. Es wird geschrieben, gelesen und gerechnet. Nach 45 Minuten gibt es eine kleine Pause, nach weiteren 35 Minuten wird gemeinsam gefrühstück und dann geht es in die erste große Pause.

Zeit für eine Pause

In der Pause gehe ich entweder ins Lehrer*innenzimmer, um gemeinsam mit den anderen Praktikantinnen und Lehrkräften zu frühstücken, Unterricht vorzubereiten und Arbeitsblätter auszudrucken oder ich bleibe im Klassenzimmer und bereite die folgende Stunde vor.

Ich unterrichte selbst

In der dritten Stunde steht „Differenzierung Deutsch“ auf dem Stundenplan. Die Kinder aus allen vierten Klassen werden in dieser Stunde in kleinen Gruppen unterrichtet. Immer Kinder mit einem ähnlichen Leistungsstand bilden eine Gruppe. Ich halte in der Regel den Unterricht in einer dieser Gruppen alleine. Die Themen sind zum Beispiel die Zeitform Futur oder Rechtschreibstrategien. Eine Lehrkraft ist natürlich trotzdem immer mit im Raum.

Nun folgt die vierte Stunde und ich gehe in die andere vierte Klasse. Die Kinder haben Sachunterricht. Sie bereiten dort beispielsweise Präsentationen über Europa vor. Jedes Kind zu einem anderen Land. Ich unterstütze die Lehrkraft, verteile die Tablets an die Kinder und dann schnappe mir ein paar Kinder und gehe gemeinsam mit ihnen in den „Fuchsbau“. Das ist ein Differenzierungsraum und dort können wir in Ruhe arbeiten.

Wir arbeiten im Team

Nach der zweiten großen Pause ist es Zeit für eine Team-Stunde. In dieser Stunde besprechen die deutschsprachigen Lehrerinnen der vierten Klasse gemeinsam, welche Themen im Unterricht behandelt werden, wie die Klassenarbeiten aussehen, welche wichtigen Termine es gibt und vieles mehr. Als Bestandteil des Teams der vierten Klassen bin ich immer dabei.

In der sechsten Stunde geht es in die letzte vierte Klasse. Es ist Ethik und wir machen eine Gruppenarbeit zu den fünf Weltreligionen. Die Sonne scheint, also gehe ich mit zwei Gruppen raus auf den Schuhof, so haben alle genügend Platz zum Arbeiten. Der Schulvormitag ist um 13:30 Uhr geschafft.

Was passiert am Nachmittag?

Jetzt gehe ich meistens nach Hause. Nur am Donnerstag bleibe ich länger. Ich gehe gemeinsam mit den anderen Praktikantinnen im nahelegenden Café etwas essen oder wir packen unsere Pausenbrote im Lehrerzimmer aus.

Nach der Pause betreue ich gemeinsam mit einer pädagogischen Mitarbeiterin und einer anderen Praktikantin aus dem Ganztag die Lernzeit in einer Klasse. Die Kinder machen dort ihre Hausaufgaben bevor sie am Nachmittag an verschiedenen Aktivitäten und AGs teilnehmen dürfen.

Nach der Schule ist die Arbeit aber noch nicht erledigt. Manchmal heißt es jetzt noch Unterricht vorbereiten. Wenn das mal nicht nötig ist, habe ich am Nachmittag Freizeit. Dann gehe ich an den Strand, in Parks und Cafés, mache Spaziergänge und treffe Freund*innen. Ein bis zwei Mal die Woche gehe ich surfen. Das ist ein neues Hobby, welches ich hier in Portugal angefangen habe. Ein Highlight des Tages ist immer der Sonnenuntergang und wir sehen uns diesen oft gemeinsam an. Am Abend gehe ich manchmal noch in eine Bar, aber meistens bin ich nach dem langen Tag müde und verschiebe das eher auf das Wochenende. Denn am nächsten Tag um 6:15 Uhr heißt es wieder: Aufstehen und auf ins Praktikum.

Vier Frauen sitzen am Meer. Am Horizont geht die Sonne unter.
Auch nach der Schule verbringen wir Praktikantinnen viel Zeit zusammen.

Welche Besonderheiten gibt es?

Mir sind während meiner Zeit hier ein paar Dinge aufgefallen, die anders sind als meine Erfahrungen mit Schulen in Deutschland. Am Anfang habe ich mich zum Beispiel gewundert, dass die Kinder nicht nur ihre Schultasche, sondern auch eine kleine Kühltasche mitbringen. Darin transportieren sie ihr Frühstück, das aus deutlich mehr Keksen und Süßigkeiten als an Schulen in Deutschland besteht.

Im Unterricht kommt in allen Fächern und bei jedem Unterrichtsthema immer sehr viel Spracharbeit hinzu. Das liegt natürlich daran, dass die meisten Kinder eben noch nicht perfekt Deutsch sprechen. Immer wieder beginnen die Kinder Portugiesisch zu sprechen, obwohl sie das im Unterricht nicht sollen. Trotzdem bin ich manchmal beeindruckt davon, was die Kinder schon alles auf Deutsch sagen können. Wenn ich mich mal nicht mit einem Kind verständigen kann, dann übersetzen andere Kinder für mich. Das Deutschlernen hat insgesamt eine große Priorität und prägt den gesamten Alltag. Hier kann ich viel für meine spätere Arbeit lernen.

Auch im Lehrer*innenzimmer geht es anders zu als in Deutschland. Grundschule und Gymnasium teilen sich ein Lehrer*innenzimmer und hier wird nicht nur Deutsch gesprochen, sondern auch Portugiesisch und Englisch. Insgesamt ist das Klima im Lehrer*innenzimmer sehr herzlich und das Kollegium sehr jung und engagiert.

Eine weitere Besonderheit ist, dass es zusätzlich zu den deutschen und portugiesischen Grundschullehrkräften und den pädagogischen Mitarbeitenden der Nachmittagsbetreuung, auch portugiesischsprachige Mitarbeitende gibt, die den ganzen Tag in den Pausen die Ansprechpartner*innen für die Kinder sind. Interessant ist auch, dass es am Eingang zum Schulgelände einen „Segurança“, also einen Security-Mann gibt, der aufpasst, wer auf das Gelände geht.

Blühender Baum auf dem Schulhof
Dieser schöne Baum blüht auf dem Schulhof.

Wie gefällt mir das Praktikum?

Es macht mir Spaß, in die Schule zu gehen. Ich mag die Arbeit mit Kindern und fühle mich im Kollegium sehr wohl. Das Unterrichten von Kindern, die Deutsch als Fremdsprache lernen, ist eine sehr wertvolle Erfahrung für mich. Wie in Deutschland, ist der Unterricht je nach Lehrkraft immer etwas anders. Ich finde es super, dass ich in drei verschiedenen Klassen und in verschiedenen Fächern mithelfen kann. So bekomme ich viel Input und konnte schon einiges dazulernen. Wieviel eigenen Unterricht ich mache, ist je nach Lehrkraft und auch Phase des Praktikums immer etwas unterschiedlich. In manchen Wochen habe ich viel unterrichtet, in anderen eher weniger. Ich freue mich aber, dass ich als Praktikantin ernstgenommen und geschätzt werde und immer wieder die Möglichkeit bekomme, zu unterrichten und mich einzubringen. Insgesamt kann ich aus meiner Zeit hier in Portugal viele Ideen für meinen späteren Unterricht mitnehmen und auch weiter an mir arbeiten. Ich bin froh, hier zu sein und freue mich auf alles was noch kommt. Nächste Woche steht schon der nächste Höhepunkt vor der Tür: Es geht mit den Viertklässler*innen auf Klassenfahrt! Darüber berichte ich euch in meinem nächsten Blogbeitrag.

Até breve und bis bald!

Eure Miri

Kommentare
  1. Viktoria

    30. Dezember 2023

    Wie hast du den Prakrikumsplatz bekommen und wie hast du eine Wohnung gefunden? Ich interessiere mich für einige Monate Prakrikum 2024 evtl. von Mai-Juli/August 2024

    Liebe Grüße,
    Viki

    1. Miri

      4. Januar 2024

      Hallo Viki,
      ich habe meine Bewerbung direkt per E-Mail an die Schule geschrieben. Schau mal auf meinem Blog. Da findest du auch einen Blogbeitrag zur Bewerbung. Mein WG Zimmer habe ich vorher im Internet gefunden, indem ich einfach online nach Wohnheimen gesucht habe. Für die Wohnungssuche in Portugal eignen sich z. B. Uniplaces , Housing anywhere, Inlife oder Spot a Home.
      Liebe Grüße
      Miri

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