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Mein turbulentes Semester in Córdoba, Argentinien


 

Ein Rückblick auf die Zeit der Vorbereitungen, bevor es los ging, meine Zeit in Argentinien und ob sich diese gelohnt hat.

Wie alles begann

Mit dem Gedanken ein Semester im Ausland zu verbringen hatte ich schon länger gespielt. Es war immer klar, dass es für mich in so einem Semester nach Mittel- oder Südamerika gehen würde.

Vorbereitungen

Zeitmanagement

Vom Akademischen Auslandsamt und der Auslandsbeauftragten wird geraten sich frühzeitig (1 Jahr vorher) um alles zu kümmern. Da ich den Entschluss ins Ausland zu gehen kurzfristig traf, hatte ich bis zu meinem Auslandssemester nur noch ein Semester Zeit.

Dementsprechend hatte ich ziemlich viel in einer doch sehr kurzen Zeit zu erledigen.

Benötigte Sprachkenntnisse

Für die Bewerbung an der Universidad Tecnológica Nacional (UTN) wird das Sprachniveau A2 in Spanisch vorausgesetzt und zu Semesterbeginn in Argentinien dann B1.

Diese Anforderung stellte für mich kein Problem dar, da ich seit Beginn meines Studiums Spanischkurse besuchte und die vorausgesetzten Sprachkenntnisse bereits erworben hatte. Ansonsten wäre das Auslandssemester nicht möglich gewesen.

Da es an der UTN nur spanischsprachige Vorlesungen gibt, ist das Niveau B1 zu Semesterbeginn unbedingt zu empfehlen.

Wahl der Vorlesungen

Es wird empfohlen die Wahl der Vorlesungen mit dem Studiengangleiter zu besprechen und sich im Vorfeld schon bestätigen zu lassen, dass die Kurse angerechnet werden. Dafür ist es notwendig, die Modulbeschreibugen der UTN mit den Modulbeschreibungen der eigenen Hochschule oder Universität abzugleichen.

Da ich die erste Studentin meiner Fakultät war, die an die Partnerhochschule nach Córdoba ging, gab es dazu leider noch keine Unterlagen. Deshalb war es an mir die Modulbeschreibugen der UTN ins Deutsche zu übersetzen. Das nahm neben den sonstigen Unterlagen für die Bewerbung sehr viel Zeit in Anspruch.

In dieser Zeit habe ich mir manchmal gewünscht meinen Entschluss früher getroffen zu haben. Denn anstatt einem Jahr für die Vorbereitung hatte ich nur ein Semester zur Verfügung.

Kontakt mit der Universität in Córdoba vor Ankunft in Córdoba

Die Kontaktaufnahme mit der UTN vor Semesterbeginn war sehr schwierig. So konnte ich meine offenen Fragen nicht ausreichend klären. Weshalb ich für mein Gefühl sehr unvorbereitet nach Argentinien aufbrach. Beispielsweise wusste ich nicht, wie sich die Beantragung des Studentenvisums schlussendlich regeln würde.

Leider wurde der Kontakt zu den für mich zuständigen Personen an der UTN auch in der Zeit vor Ort nicht viel besser.

Buchung des Fluges

Neben der schwierigen Kontaktaufnahme ist die UTN, eine der letzten Universitäten, die die Zusagen an die zukünftigen Austauschstudenten verschickt. Deshalb bekam ich meine endgültige Zusage für das Auslandsemester erst sehr spät.

Da die Flüge in der Zeit vor dem Semesterstart sehr teuer sind, wäre es praktisch gewesen die Zusage früher zu bekommen.

So konnte ich mich nur auf die Erfahrung des Akademischen Auslandsamtes verlassen, dass die UTN noch nie jemanden abgelehnt hatte. Schlussendlich ging auch das gut und ich musste von der, für den Fall der Fälle, mitabgeschlossenen Reiserücktrittsversicherung keinen Gebrauch machen.

Finanzierung

Die Finanzierung des Auslandssemesters wurde für mich durch das PROMOS-Stipendium des DAAD erleichtert.

Neben dem Stipendium bekam ich vom DAAD auch noch ein Taschengeld für das Berichten über mein Auslandssemester hier im Blog.

In Córdoba

Vor Semesterbeginn

Das Semester begann offiziell am 1. August 2016. Um noch ein wenig Zeit vor Semesterbeginn zu haben, flog ich eine Woche nach meiner letzten Prüfung.

Eine Einführungswoche für uns, die Austauschstudenten, gab es an der UTN nicht.

Stattdessen gab es einen Termin, bei dem man willkommen geheißen wurde, eine Führung durch die Universität bekam und die für die Austauschstudenten zuständigen Personen kennen lernte.

Wohnen in Córdoba

Meine Wohnmöglichkeit, eine „Residencia“, in der ich mit 23 anderen Studenten zusammenwohnte, fand ich nicht selbst. Aus einem früheren Semester hatte ich noch Kontakt zu einem Argentinier aus Córdoba. Dieser war damals für ein Auslandssemester an die Hochschule Esslingen gekommen.

So hatte ich bereits eine Wohnmöglichkeit, die er für mich gefunden hatte, als ich in Córdoba ankam.

Das Wohnen in einer „Residencia“ ist in Argentinien, sofern es kein Wohnheim der Universität gibt, üblich. Denn für die meisten Wohnungen muss ein zweijähriger Vertrag abgeschlossen werden. Deshalb wohnen vor allem Studienanfänger erstmal in einer „Residencia“.

Eine „Residencia“ ist eine große Wohngemeinschaft, in der man je nach Größe ein ganzes Haus zur Verfügung hat. Da in Argentinien das Wohnen zu zweit, zu dritt oder sogar zu viert in einem Zimmer sehr häufig vorkommt, wohnt man dann oft mit bis zu 25 Studenten unter einem Dach.

In meiner „Residencia“ bekam ich ein Einzelzimmer, da hatte ich großes Glück, denn diese Zimmer sind auch bei den Argentiniern sehr beliebt. Diese kosten dann mehr, aber man hat einen Rückzugsort, den man in so einer großen Wohngemeinschaft hin und wieder braucht.

Mit meinen Mitbewohnern hatte ich es gut getroffen. Ich wohnte mit zwei Chilenen, einer Ecuadorianerin, einem Schweizer, einem Franzosen und ansonsten mit Argentiniern aus allen Teilen des Landes zusammen. So konnte ich mein Spanisch schnell verbessern und auch mein Französisch, womit ich nicht gerechnet hatte.

Die Kulturunterschiede innerhalb Argentiniens lernte ich auch auf diese Weise kennen; und wenn ich eine Frage hatte oder Hilfe brauchte, war immer jemand da, der mir weiterhelfen konnte.

Das argentinische „Akademische Auslandsamt“

Zu Beginn des Semesters müssen die Kurse gewählt werden. Wenn man zu Beginn nicht alle potenziellen Kurse, die man besuchen möchte, einträgt, so kann man sie zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr hinzufügen. Deshalb ist es besser erstmal mehr Kurse aufzuschreiben. Die Vorlesungen, die man später dann doch nicht besuchen möchte, können jederzeit gestrichen werden.

Neben den Kursen muss auch das Studentenvisum beantragt werden. Das Studentenvisum ist notwendig, wenn man sich später an seiner Heimatuniversität die bestandenen Fächer anrechnen lassen möchte.

Somit ist der Semesterbeginn auch die Zeit, in der man am meisten Hilfe benötigt. Ich fühlte mich leider sehr oft allein gelassen. Denn von den Zuständigen wurde mir oft nicht weitergeholfen. Die benötigten Dokumente für das Visum wurden mir fast zu spät ausgehändigt, sodass es teilweise schwierig war Termine einzuhalten.

Wichtige Informationen wurden uns als Austauschstudenten oft kurz vor knapp mitgeteilt. Hätte ich nicht so gute Freunde in meiner „Residencia“ gefunden, die mir immer zur Seite standen, wäre die anfängliche Organisation wohl noch schwieriger gewesen.

Studieren an der UTN

An der UTN besteht Anwesenheitspflicht und man kann höchstens 4 Mal fehlen. Fehlt man öfters, darf man die Prüfung am Ende des Semesters nicht mitschreiben.

Mit den Austauschstudenten sind die Professoren in der Regel etwas weniger streng, allerdings kommt das auf den Professor an.

Vorlesungen gibt es wie in Deutschland vormittags und nachmittags. Die Besonderheit: es gibt zudem Vorlesungen abends. Das war für mich sehr gewöhnungsbedürftig.

Vorlesungsfreie Tage werden kurzfristig mitgeteilt, da diese individuell von den Fakultäten festgelegt werden und gesetzlich festgelegte freie Tage gibt es wenige.

Einen Studentenausweis wie in Deutschland gibt es nicht, leider auch kaum Vergünstigungen für Studenten – wenn es welche gibt, dann ist es meistens sehr aufwendig diese zu bekommen.

Die Notengebung ist in Argentinien anders als in Deutschland. Die Notenskala geht hier bis zu 10, welche die beste Note ist. Um eine Prüfung zu bestehen, benötigt man mindestens eine 4.

Am Ende des Semesters gibt es vor jeder Endprüfung ein sogenanntes „parcial“. In dieser Prüfung wird der Stoff des Semesters abgefragt. Besteht man das „parcial“ mit der Note 7 oder besser, so muss man das Abschlussexamen nicht mehr mitschreiben. Bei allen Prüfungen, ob „parcial“ oder Examen, muss man sich mit seinem Personalausweis oder seinem Reisepass ausweisen.

Das Semester endet nach der letzten Prüfung. Muss man nach bestandenen „parciales“ die Examina nicht mehr mitschreiben, beginnt die vorlesungsfreie Zeit meistens einen Monat früher.

Die Semesterferien

In Argentinien handelt es sich mehr um Semesterferien als um vorlesungsfreie Zeit, da in dieser Zeit nichts für die Universitäten gemacht werden muss und alle nach Hause fahren.

Da sich auch die meisten Berufstätigen in dieser Zeit Urlaub nehmen, wird dann das Reisen sehr teuer. Möchte man weite Strecken zurücklegen, lohnt es sich deshalb seinen Bus oder Flug so früh wie möglich zu buchen.

Reisen in Argentinien

Das Reisen ist in Argentinien sehr teuer, da es weite Strecken sind, die man zurücklegt. Das Land ist nämlich fast 8 Mal so groß wie Deutschland.

Preiswerte Reisemöglichkeiten sind rar.

In Argentinien gibt es kaum noch Züge, somit auch keine billigen Bahntickets.

Es bleibt nur noch der Reisebus oder das Flugzeug. Mit der argentinischen Fluggesellschaft zu fliegen ist aber sehr teuer und Nichtargentinier zahlen mehr.

Die verschiedenen Reisebusanbieter bieten eine sehr komfortable Reisemöglichkeit, da die Reisebusse besser als in Deutschland ausgestattet sind. Für diese Art zu reisen benötigt man aber Zeit, denn zum Beispiel von Córdoba nach Mendoza braucht man im Bus ungefähr 10 Stunden. Das Angenehme ist, dass diese Fahrten häufig über Nacht gehen. So schläft man im Bus und wacht an seinem Ankunftsziel wieder auf.

Außer den oben beschriebenen Reisemöglichkeiten bleibt einem, sofern man keinen Mietwagen buchen möchte, nur noch das Trampen. Das habe ich allerdings nicht ausprobiert. Als allein reisende Frau war mir das zu unsicher.

Leider habe ich die günstigste Zeit des Reisens, nämlich vor dem offiziellen Semesterende, verpasst.

Deshalb war ich vor allem in der Provinz Córdoba unterwegs, außerdem in Mendoza und Buenos Aires. Von Buenos Aires aus habe ich noch einen Tag in Colonia, Uruguay, verbracht. Dieser Ausflug ist wirklich zu empfehlen.

Fazit

Wer ein Semester in Argentinien verbringen möchte, muss sich auf einige Schwierigkeiten die Organisation betreffend einstellen. Diese anfänglichen Schwierigkeiten sind die Zeit aber wert. Denn die Leute und das Land sind faszinierend. Es gibt so viel zu erleben und zu sehen, dass ein Semester dafür nicht ausreicht.

Die Leute sind viel entspannter als in Deutschland. Das macht sich in der Organisation manchmal bemerkbar. Hat man ein Problem, bangt man, ob auch alles gut gehen wird. Aber schlussendlich findet sich immer eine Lösung.

Allein für das Rindfleisch und das „Asado“, das argentinische Grillen, lohnt sich schon ein Besuch in Argentinien. Den Tango sollte man allerdings nur in Buenos Aires suchen, da in weiten Teilen des Landes eher der „Cumbia“ gehört und getanzt wird.

Der Mate-Tee schmeckt nicht jedem. Aber die Trinkkultur ist ein Erlebnis, das man in Argentinien nicht verpassen sollte. Denn das Zusammensitzen in einer großen Runde und der Austausch ist gemütlich und immer interessant.

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