29. Mai 2016
Vor meiner Abreise habe ich sehr viel über Vietnam gelesen. Von geschichtlichen Hintergründen bis hin zu (angeblichen) Kuriositäten war alles dabei. Manche Sachen, die in den Reiseführern geschrieben wurden, haben mich stutzig gemacht. Nach nun zwei Monaten in Vietnam kann ich euch sagen, dass man nicht alles zu 100 Prozent glauben muss, was dort geschrieben steht. Beziehungsweise weiß ich nun, dass man auch eigene Erfahrungen machen kann, die nicht mit dem Beschriebenen übereinstimmen. Deshalb hier die ersten Antworten auf meinen Realitäts-Check (der zu 100 Prozent subjektiv ist):
„Hallo, ich heiße Deutschland.”
Bisher habe ich noch niemanden mit dem Namen „Đức“, also Deutschland, persönlich kennengelernt. Dennoch habe ich gehört, dass es diesen Namen tatsächlich gibt. Er soll Loyalität bedeuten.
Drängeln bis der Arzt kommt
Überraschenderweise musste ich bis jetzt nur selten irgendwo anstehen. Und dort ist mir meistens kein Gerangel aufgefallen. Es gab nur eine Situation, die mir im Gedächtnis geblieben ist: Beim Anstehen am Eingang des Wiedervereinigungspalastes ist mir eine Dame aufgefallen, die mir zuerst ganz nah im Nacken (bei ihrer Größe eher in den Kniekehlen) stand und sich dann im richtigen Moment vor mich gewunden hat und ihre zwei Kinder gleich mitzog. So bewegte sie sich schlängelnd durch die Menschenreihe. Ich fand ihr Manöver eher unterhaltsam als ärgerlich.
Dass es auch schön der Reihe nach gehen kann, habe ich im Goethe-Institut erlebt. Der Andrang für die Tickets des europäischen Filmfestivals war groß. Doch anstatt zu rangeln und zu drängeln, bildeten die Besucher eine vorbildliche Schlange. Diese ging bis auf den Vorplatz hinaus.