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Meine Auslandsschule zwischen 3D-Drucker und Boa constrictor


Was unterscheidet eine deutsche Auslandsschule von einer deutschen Regelschule, wer geht eigentlich auf eine deutsche Schule im Ausland und wie kommt es dazu, dass sich regelmäßig Reptilien in das Schulhaus verirren? All das erfährst du in diesem Blogpost.

Zu Beginn aber noch der Hinweis, dass ich mich in diesem Blogpost auf meine eigenen Erfahrungen und Eindrücke von meinem Praktikum an der deutschen Schule in Montreal stütze.

Wer geht eigentlich auf eine Deutsche Schule im Ausland?

Diese Frage lässt sich gar nicht so einfach beantworten, denn meine Schule ist sehr international. Die Schüler*Innen kommen aus der ganzen Welt: Deutschland, Österreich, Schweiz, Australien, China, Thailand, Rumänien, Frankreich, Kanada, USA. Einige wenige Kinder haben zwei deutsche Elternteile, die es beruflich ins Ausland verschlagen hat. Ein weiterer Teil hat ein deutsches Elternteil und in diesem Fall hier ein Kanadisches. Der Großteil der Kinder hat aber keine oder nur weit entfernte Verbindungen zu Deutschland. Nachdem hier viele Kinder bilingual mit Englisch und Französisch aufwachsen, besuchen sie eine internationale Schule, um eine weitere Fremdsprache zu lernen. Das Deutschniveau schwankt daher zwischen Muttersprachlern und „blutigen Anfängern“. Diesem Spagat gerecht zu werden, fällt nicht immer leicht. Dafür gibt es eine Deutsch-Eingangsklasse, IC genannt. Die (Quer-) Einsteiger werden dort intensiv auf den Unterricht vorbereitet. Dieser findet übrigens auf Deutsch statt. Im Kollegium wird neben Deutsch auch Englisch und Französisch gesprochen. Grundsätzlich ist die Schule eine Privatschule. Die Eltern bezahlen Schulgeld. Häufig wird dieses aber von den Arbeitgebern übernommen, besonders dann, wenn Familien beruflich nach Kanada umziehen müssen. Die Fluktuation ist hier übrigens enorm. Jedes Schuljahr kommen viele neue Schüler dazu und viele verlassen die Schule, weil sie wieder zurück nach Deutschland gehen oder die Familie aus beruflichen Gründen umziehen muss.

Von Kindergarten bis Highschool alles unter einem Dach

Richtig gelesen, an meiner Auslandsschule hier in Montreal sind alle Schüler beziehungsweise Kinder vom Kindergarten bis hin zur Highschool unter einem Dach untergebracht. Die Schule hier in Montreal ist von der fünften bis zur zwölften Klasse einzügig. Das bedeutet eine Klasse pro Jahrgangsstufe. In der Grundschule sind die Jahrgangsstufen zweizügig und dementsprechend sind die Klassen auch viel kleiner, maximal zwölf Kinder pro Klasse. Richtiger Luxus. Der Kindergarten hier ist so strukturiert, dass die Kinder bereits in ihrem letzten Kindergartenjahr, der sogenannten Eingangsstufe, bereits auf das erste Schuljahr vorbereitet werden. Täglich haben sie Deutschunterricht, dort lernen sie die Laute und Buchstaben kennen. Im Mathe erhalten die Kinder vorab erste Einblicke in die Zahlen. Neben dem kanadischen Schulabschluss können die Schüler das deutsche internationale Abitur nach der zwölften Jahrgangsstufe ablegen.

Verschiedene Buchstaben auf einem schwarzen Hintergrund. Das B ist wie eine Biene, das D wie ein Dino und das U wie eine Unterwasserwelt gestaltet.
Jede Wochen lernen die Vorschulkinder einen neuen Buchstaben/Laut kennen. Passend dazu wird fleißig gebastelt.

Eine Boa in der Schule?

Das Schuljahr beginnt Ende August und endet Ende Juni. Meine Schule ist eine Ganztagsschule, das bedeutet selbst in der Grundschule geht der Unterricht bis 15 Uhr. Die letzte Schulstunde ist an vier Tagen der Woche eine Hausaufgabenstunde. Wie der Name schon sagt, machen die Schüler*Innen dort ihre Hausaufgaben. Dienstags hingegen besuchen die Kinder einen sogenannten Neigungskurs, vergleichbar mit einer AG. Die Kinder können beispielsweise zwischen Zumba, Entspannung, Fußball und Programmieren wählen. Nach 15 Uhr bieten einige Lehrkräfte und Organisationen ein Nachmittagsprogramm an. Der Reptilienzoo zum Beispiel bringt jede Woche andere Tiere mit in die Schule, letzte Woche war es eine Boa constrictor, Freitag nachmittags können die Kinder am Schulchor teilnehmen und donnerstags bietet eine Kollegin einen Kurs im schuleigenen „Makerspace“ an. Der „Makerspace“ ist ein Klassenzimmer, in dem die Schüler*Innen aller Altersstufen entweder im Regelunterricht oder am Nachmittag Dinge selbst herstellen können. Es gibt einen 3D-Drucker, Maschinen und Sägen zum Bearbeiten von Holz und auch eine Nähmaschine. Der Kreativität werden hier keine Grenzen gesetzt. Für das Nachmittagsangebot müssen die Familien noch einmal extra bezahlen.

Die Schulmaterialien kommen in einem Container aus Deutschland

Das Kerncurriculum basiert auf den Lehrplänen des Bundeslandes Thüringer, trotzdem hat die Schule ihre eigenen Lehrpläne entwickelt, um dem Aspekt der Internationalität gerecht zu werden. Gleichzeitig muss die Schule auch noch den Anforderungen des Quebecer Erziehungsministeriums gerecht werden. Noch ein Unterschied ist das Format der (Arbeits-) Blätter. Hier wird nicht wie in Deutschland in A4 oder A3 gedruckt, sondern im US-Letter Format. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie die ersten Kopien meiner Arbeitsblätter ausgesehen haben: komplett verzogen und gut ein Viertel hat gefehlt. Aber dank Suchmaschinen konnte ich die Formate auf Word und Powerpoint entsprechend anpassen und die Seiten einrichten. Immer kurz vor den Osterferien werden in der Schule Bestellungen für das kommende Schuljahr gesammelt, denn zu Beginn des neuen Schuljahres sollen schließlich alle Materialien zur Verfügung stehen. Es werden nicht nur deutsche Arbeitshefte, Hefte (die sind übrigens in A4), Schulbücher, Schreibwaren, vor allem Füller sowie qualitativ hochwertige Bunt- und Bleistifte, importiert. Tatsächlich werden sogar ganze Sportgeräte und Mobiliar in Deutschland bestellt und in Containern an die Schule geliefert. Der Organisationsaufwand ist enorm.

Blick durch ein Fenster in die Sporthalle der Schule.
Für eine Auslandsschule ist so eine große, moderne und hervorragend ausgestattete Turnhalle nicht selbstverständlich.

Ich bin wirklich begeistert davon, was die Schule auch neben dem Regelunterricht leistet. Besonders schön finde ich den Zusammenhalt im Kollegium und die Aktivitäten, die schulartübergreifend stattfinden. Zum Beispiel die Talentshow, der Wintersporttag und das Sport- und Spielfest, das ich gerade zusammen mit meinen Mitpraktikant*Innen plane. Auch die Elternarbeit spielt eine große Rolle. Diese beteiligen sich regelmäßig aktiv am Schulleben und gestalten dieses mit.

Meine letzten drei Wochen an meiner Auslandsschule sind angebrochen. Vor allem in den letzten Tagen ist mir bewusst geworden, wie viel Spaß es mir macht und wie ich gut ich mich eingelebt habe. In den letzten verbleibenden Schultagen werde ich die vierte Klasse noch auf ihren Ausflug in das „science center“ begleiten und das große Sportfest wird stattfinden. Die Planungen laufen auf Hochtouren.

Falls du noch weitere Fragen zum Praktikum an einer deutschen Auslandsschule hast, dann kannst du sie mir hier oder über meine Social Media Accounts sehr gerne stellen.

Au revoir

Marissa

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