6. Februar 2023
Globale Erwärmung durch fossile Brennstoffe, Plastik-, Abfall- und Luftverschmutzung, schmelzende Eiskappen und der Anstieg des Meeresspiegels, Verlust der Artenvielfalt, Fast Fashion und Textilabfälle, Überfischung und Versauerung der Weltmeere, Abholzung und überlebenswichtige Ökosysteme, die kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Ganz schön beängistigend, oder? Das finde ich ehrlich gesagt auch. Nichtsdestotrotz (oder gerade deshalb?) möchte ich mein Leben dem Schutz der Umwelt, insbesondere der Meere widmen. Doch was macht das mit der Motivation, wenn ich durch meinen Studiengang nun meist mehr mit der nicht gerade rosigen Realität konfrontiert werde?
Meersschutz als Mission. Und so dramatisch das auch klingen mag, meine ich es doch sehr ernst. Als Student eines Masterstudiengangs der sich Law and Sustainability nennt, habe ich mir erhofft, die passenden juristischen Werkzeuge in die Hand zu bekommen, um mit Blick auf meinen Herzenswunsch Einfluss haben zu können. Jedoch habe ich bei meiner Wahl nicht bedacht, wie frustrierend und traurig es andererseits sein kann, zu erkennen, wie ineffektiv die Gesetze und Politik sind. Insbesondere da diese uns eigentlich auf unserem Weg in eine grünere Zukunft unterstützen sollten. Was das letztlich mit meiner Motivation macht, erzähle ich euch im Folgenden.
Ja, an extremen Tagen wache ich auf und fühle Demotivation und Hoffnungslosigkeit schleicht sich ein. In diesen Momenten frage ich mich, was ich hier eigentlich versuche. Sich für unseren Planeten und unsere Ozeane stark zu machen, um den heutigen und zukünftigen Generationen ein Leben, wie wir es kennen, zu ermöglichen. Das klingt ja schön und gut. Und an manchen Tagen fühlt es sich auch alles andere als nach einer unmöglichen Mission an. Meistens starte ich sogar super motiviert in den Tag und bin überzeugt, dass ich später einmal zurückblicken werde mit der Gewissheit, alles getan und meinen Beitrag geleistet zu haben, unsere Welt ein Stückchen besser gemacht zu haben. Doch die Zweifel, wie und ob das überhaupt funktionieren kann, lassen sich nicht immer einfach stumm schalten. Insbesondere nicht, wenn ich in meinem Masterstudiengang Law and Sustainability meistens am Ende doch eher mit den Schwierigkeiten im Bereich Rechtswissenschaften und Politik im Bereich Nachhaltigkeit und somit mit der traurigen Realität konfrontiert werde.
‚Master of Disaster‘
Beginnen wir mal mit meinem Studiengang und der Frage: Trifft es die obige Überschrift auf den Kopf? Das habe ich mich recht schnell zu Beginn meines Masterstudiums gefragt, als mir bewusst wurde, dass Nachhaltigkeit auf rechtlicher Ebene leider oftmals mehr heiße Luft, als etwas wirklich Handfestes, bedeutet. Natürlich werden im Vorlesungssaal auch die ein oder anderen großartigen Erfolge thematisiert, die bisher im Bereich Nachhaltigkeit durch rechtliche Regelungen erzielt werden konnten. Dennoch bleibt der Eindruck, dass das eher die Ausnahme ist.
In meinem Studienprogramm habe ich ferner gehofft auf Gleichgesinnte zu stoßen, was sich nur zum Teil als richtig herausgestellt hat. Meine Mitstudenten kommen aus der ganzen Welt und nicht jeder hat einen rein juristischen Hintergrund. Und auch wenn viele meiner Kommilitonen eine Leidenschaft für Nachhaltigkeit haben, betrachtet der ein oder andere Nachhaltigkeit nahezu als Etwas, das schon als verloren gilt. Unterschiedliche Meinungen sind lehrreich und regen interessante Konversationen im Vorlesungssaal an, keine Frage. Zudem bin ich mir bewusst, dass es im oftmals umsatzgetriebenen Arbeitsleben außerhalb der universitären Laufbahn, wohl eher mehr Gegner als Freunde der Nachhaltigkeit und der Anpassungen, die diese erfordert, gibt. Somit könnte man von einer guten Vorbereitung für die Realität sprechen. Dennoch ist es frustrierend die teils harten Meinungen einiger Kommilitonen anzuerkennen, und darüber hinaus auch noch mit der traurigen rechtlichen Realität konfrontiert zu werden. Wie bleibe ich da positiv und motiviert meinen Traum zu verfolgen für Nachhaltigkeit zu kämpfen?
Trend oder Wandel der Zeit?
Doch was ist denn Nachhaltigkeit überhaupt? Nachhaltigkeit bedeutet in meinen Augen eine Zukunft, die es wert ist, angestrebt zu werden. Es geht darum, unsere Ressourcen zu schonen, die Umwelt zu schützen und künftigen Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.
Von einem anthropogenen Ansatz, den wir im Umweltrecht aber auch allgemein anstreben, absehen und uns einem ökozentrischen Ansatz zuwenden. Ein anthropogener Ansatz konzentriert sich nämlich nur auf die Interessen des Menschen und tendiert dazu, die Bedürfnisse und Rechte von Umwelt und Tieren als Ganzes zu ignorieren. Ein ökozentrischer Ansatz ist wünschenswert, da dieser hingegen anerkennt, dass der Mensch nur ein Teil eines komplexen und vernetzten Ökosystems ist und dass die Gesundheit und das Wohlergehen des gesamten Ökosystems für unser Überleben und Gedeihen entscheidend sind. Achtung Jura-Streber-Fakt: insbesondere im Umweltrecht betont ein ökozentrischer Ansatz die Notwendigkeit, natürliche Ökosysteme zu schützen und zu erhalten, die Nachhaltigkeit der Ressourcen zu gewährleisten und die Gesundheit und das Wohlergehen aller Arten (und eben gerade nicht nur des Menschen) zu fördern. Dieser rechtliche Ansatz erkennt zutreffend, dass das menschliche Wohlergehen und die Gesundheit der Umwelt eng miteinander verbunden sind und dass der Schutz der Umwelt für das langfristige Überleben und den Wohlstand der Menschheit unerlässlich ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Hinwendung zu einem ökozentrischen Ansatz im Umweltrecht bedeutet, den Wert und die Bedeutung der Umwelt und all ihrer Bewohner anzuerkennen und daran zu arbeiten, sie zum Wohle der heutigen und künftigen Generationen zu schützen und zu erhalten.
Doch liegt es nur an mir oder habt ihr auch den Eindruck, dass plötzlich jeder „nachhaltig“ ist? Von wegen, denke ich mir oft, unter anderem da ich durch meinem Studiengang oftmals das Gegenteil zu verstehen bekomme. Nicht überall steckt Nachhaltigkeit drin, wo auch Nachhaltigkeit draufsteht. Greenwashing, Nachhaltigkeit – ein Trend!? Selbst die größten Verschmutzer und umweltfeindlichsten Unternehmen bieten seit nicht allzu langer Zeit Stellen im Bereich Nachhaltigkeit an. Und ja, das ist ein richtiger und wichtiger Schritt, denn jede Bemühung bringt uns näher an eine nachhaltige Zukunft. Doch empfinde ich diese Wandlung manchmal eher als heuchlerisch und denke, dass dies einen Schatten auf die eigentliche Mission und Definition der Nachhaltigkeit wirft, Ja, die Wandlung zur Nachhaltigkeit in der Unternehmenswelt, die leider doch in der Realität mehr wirtschaftsgetrieben und -motiviert ist, hinterlässt bei mir irgendwie einen bitteren Beigeschmack. Denn wer weiß denn mittlerweile schon so genau, wem und was zu vertrauen ist und hinter welcher Behauptung mehr als nur heiße Luft steckt.
Und während ich mich hier etwas über die mal mehr und mal weniger ehrlich gemeinten Bemühungen der Geschäftwelt auslasse, habe ich selbst manchmal das Gefühl heuchlerisch an meine eigentliche Herzensmission heranzugehen. Denn das Reisen, das mir vor Jahren die Augen geöffnet hat und durch das ich mein Herz an das Meer verloren habe, ist gleichzeitig eines der schädlichsten Dinge (da für Überseereisen ja bekanntlich leider ein Flugzeug herhalten muss) für unseren Planeten. Was sagt das über mich aus? Bin ich auch mehr Schein als Sein? Eine Frage, die mir manchmal unter den Fingernägeln brennt. Auf die ich aber bisher selbst keine wirkliche Antwort finden konnte.
Meine Ratschläge zur Verwirklichung deiner (nachhaltigen) Träume
Angesichts der obigen Gedanken, Hoffnungen und Verwirrung, habe ich hoffentlich noch etwas Nützliches für euch parat. Denn sich von äußeren Faktoren entmutigt fühlen und trotzdem die Träume nach einer nachhaltigeren Zukunft verfolgen, ist alles andere als einfach. Könnte ich für jedes Mal, wenn ich höre, dass ich naiv bin oder Bemühungen ohnehin in der Praxis ins Leere laufen, einen Euro bekommen, wäre ich wahrscheinlich reich. Andererseits erinnere ich mich so viel klarer an die Gespräche mit Menschen, die mich ermutigt und in meinem Vorhaben unterstützt haben. Und was sagt mir das? Dass mir Kritik und Zweifel am Ende vielleicht gar nicht so viel anhaben können. Und wie sagt man so schön? Es ist alles eine Sache der Einstellung.
Daher habe ich mal etwas tiefer gegraben und versucht zu verstehen, weshalb ich denn eigentlich jeden Morgen (okay erwischt, jedenfalls 90% der Zeit) super gerne zur Uni gehe, meine Freizeit und einen Großteil meiner finanziellen Mittel in Praxiserfahrung im Bereich Natur- beziehungsweise Meeresschutz stecke, und sogar bereit bin mein Leben inklusive Familie und Freunde hier in Europa (das und die ich so liebe) zurückzulassen und mit Sack und Pack am anderen Ende der Welt beruflich Korallen zu putzen. Und das, obwohl hierfür nur die wenigsten wirklich tiefes Verständnis aufbringen können und auch die Aussicht auf einen Sieg gegen die Umweltkrise nicht gerade rosig ausschaut. Mir sind letztlich fünf Dinge in den Sinn gekommen, die mir – mal mehr und mal weniger – bewusst dabei helfen, meine Ziele für Nachhaltigkeit zu erreichen und am Ende vielleicht wirklich die Vision für eine bessere Zukunft in die Tat umzusetzen. Ich hoffe, dass die folgenden Gedanken auch dem ein oder anderen von euch dabei helfen, eure Träume zu verfolgen, auch wenn diese nichts mit Nachhaltigkeit am Hut haben.
- Stärke dein Selbstbewusstsein: Glaube an dich selbst und deine Fähigkeiten, um deine Ziele zu erreichen und wenn du dir das zehn mal am Tag laut vorsagen musst.
- Umgib dich mit Unterstützern: Umgib dich mit Menschen, die dich ermutigen und inspirieren, und dich somit letztlich motivieren, weiterzumachen.
- Überwinde negative Gedanken: Überwinde negative Gedanken, indem du dich auf deine Stärken und Erfolge konzentrierst und dich von negativen Stimmen distanzierst.
- Teile deine Vision: Teile deine Vision und Ziele mit anderen und arbeite mit anderen zusammen, um sie zu erreichen.
- Feiere deine Fortschritte: Erkenne und feiere deine Fortschritte und Erfolge, auch wenn sie klein sind, und sei ruhig stolz auf dich selbst, hierzu brauchst du nämlich niemanden anderen als dich selbst.
Ein letzter kleiner Rat für alle mit einer Herzensmission: lasst euch niemals unterkriegen. Auch wenn man euch naiv nennt und über eure Träume nur müde lächelt. Na und? Ihr habt etwas, an das ihr mit voller Überzeugung glaubt. Das ist letztlich nur bewundernswert und nichts für das ihr in Erklärungsnot geraten solltet. Schließlich hat jeder große und wichtige Wandel mit nur wenigen angefangen, die fest an ihre Mission und auch an sich selbst geglaubt haben. Am Ende des Tages sagt Kritik und Zweifel ohnehin mehr über den/die Kritiker/in oder Zweifelnde/n aus, als über dich.
Vielen Dank an alle, die sich bis hierhin durch mein Gedanken- und Gefühlchaos gekämpft haben! Und was letztlich Nachhaltigkeit betrifft, geht es ultimativ nicht darum ALLES richtig zu machen. Aber stellt euch doch mal vor, wie weit wir kämen, wenn jeder tut was ihm/ihr zumutbar erscheint und sich hierin durch äußere Faktoren und Umstehende bestätigt fühlt. Viele einzelne Sandkörner ergeben letztlich am Ende auch einen Strand. Und daher zum Schluss noch ein Wort zum Sonntag (dann höre ich aber echt auf euren Lebensguru zu spielen, versprochen) von mir an euch: so kitschig es auch klingt, lasst euch von niemandem jemals einreden, dass es es nicht 1.000 Prozent wert ist, eure (nachhaltigen) Träume zu verfolgen! Du bist zu so viel mehr fähig, als du denkst.
Cheers,
Tamara