7. Januar 2025
Zu Beginn des Jahres hatte ich mein Auslandsjahr in Buenos Aires und gleichzeitig meine Mission für diesen Blog gestartet: ich wollte tief in die Kultur Argentiniens einzutauchen, die kulturellen und interkulturellen Inhalte meines Studiums leben und darüber berichten, wie die Politik des neuen rechtspopulistischen Präsidenten Javier Milei sich auf Alltag und Studium auswirkt. Was sind also meine Schlussfolgerungen?
Wenn ich erzähle, dass ich in Argentinien meinen Doppelbachelor mache, wissen viele erst einmal gar nicht genau, was ich damit meine. Ich habe es euch in diesem Blogbeitrag erklärt und nun sind die zwei Semester in der Großstadt Buenos Aires tatsächlich auch schon vorbei. Wem kommt es auch so vor, als ob die Zeit fliegt?
Seitdem ich spanisch angefangen habe zu lernen, war es mein Traum in Buenos Aires zu leben. Mit dem Studium der Kulturwirtschaft wurde dieser Traum wahr und es war ein wirklich einzigartiges Erlebnis. In meinem letzten Beitrag habe ich bereits über meine Gefühle, Gedanken und persönliche Erfahrungen während der Zeit gesprochen. Nun soll es noch einmal kurz um meine Mission gehen.
Bedeutung meiner Mission
Meine Mission: „Mate, Asado, … Kettensäge?“ ist eventuell nicht so eindeutig, wie die Missionen von anderen Auslandskorrespondenten. Denn dafür ist etwas politisches und kulturelles Wissen notwendig. Was ist überhaupt Mate, ein Asado und was hat die Kettensäge mit einem Auslandsemester in Buenos Aires zu tun?
Wenn ihr mich über die Zeit etwas verfolgt habt, dann wisst ihr bestimmt schon, was dahinter steckt. Hier nochmal eine kleine Erklärung:
- Mate ist ein Getränk, welches Teil des Kulturgutes in Argentinien ist, aber auch ein Brasilien, Uruguay und Paraguay getrunken wird. Traditionell werden dafür Kräuter, die Yerba, in einem Trinkbecher aus Kürbisholz, dem Mate, mit heißem Wasser aufgegossen und mit einem Trinkhalm, der Bombilla, getrunken. Hier seht ihr den Prozess. In Argentinien ist Mate vor allem Symbol der Gastfreundschaft und der Gemeinschaft.
- Das Asado ist ein traditionelles Grillen unter Familie oder mit Freunden. Dabei werden große Fleischstücke auf einem Kohlegrill den ganzen Tag zubereitet während Familie und Freunde gemeinsame Zeit verbringen, die Beilagen zubereiten, singen oder Fernet trinken. In vielen Familien ist das Asado auch das traditionellen Weihnachtsessen, passend zur Jahreszeit Sommer im Monat Dezember.
- Die Kettensäge ist das Symbol für die Politik des seit Dezember 2023 neuen, ultraliberalen Präsidenten Javier Milei. Sein versprechen: den argentinischen Staat zu „zersägen“ und damit die Schulden und Inflation im Land zu stoppen.
Mission erfüllt?
Ganz großes JA.
Mate habe ich während der Zeit eventuell mehr als gesund getrunken. Wobei sicherlich immer noch nicht so viel wie die Argentinier. Mate bewirkt bei mir vor allem, dass ich alle 20 Minuten auf die Toilette muss und auf einmal sehr viel Energie habe. Ich denke, meine Freunde würden eher sagen, dass ich etwas aufgedreht und hyperaktiv werde. Vor allem habe ich aber die kulturelle Bedeutung des Getränks verstanden und gelebt. Ich finde Mate, besonders seine kühle Sommerversion Tereré, unglaublich lecker und habe mir natürlich auch selbst einen gekauft. Oder vielleicht auch fünf und meinen Eltern mehrere Yerba Packungen mit nach Hause gegeben. Übertrieben? Ich finde nicht.
Das Asado durfte ich sowohl in sehr guten Restaurants, mit mexikanischen Freunden in einer großen Parilla außerhalb der Stadt und auch bei argentinischen Freunden zu Hause probieren. Wie auch Mate ist Asado in Argentinien eine sehr gemeinschaftliche Tradition, die alle zusammen bringt und man dadurch gemeinsam Momente miteinander teilt. Das finde ich unglaublich schön und bin dankbar auch das erlebt haben zu dürfen.
Und die Kettensäge? Die habe ich während meiner Zeit in Buenos Aires auch miterlebt und zwar in mehreren Dingen. Als ich im März ankam war Milei seit 3 Monaten im Amt. Bereits im April hat er mit den Maßnahmen seiner Sparpolitik begonnen und das war deutlich zu merken: an den Preisen der Metro, Buse und Gas, aber auch am fehlenden Geld an der öffentlichen Universität, die UBA. Folge war, dass ich viele Proteste auf der Straße miterlebt habe und die Professoren und Studenten oftmals in den öffentlichen Fakultätsgebäude gestreikt haben. Andere Proteste wie die Freiheitsbewegung der „Abuelas de la Plaza de Mayo“ wurden politisiert. Auch die Armut im gesamten Land stieg an. Persönlich habe ich das auf der Straße gesehen, da immer mehr Menschen ihr zu Hause verlieren, in Restaurant betteln und den Müll durchsuchen. Auf der anderen Seite hat Milei ein weiteres Ansteigen der Inflation erreicht und auch die Schulden abgebremst.
Wie gut oder schlecht nun diese ganzen Maßnahmen sind und was Milei in seiner weiteren Amtszeit bewirken wird, kann ich nicht beurteilen. Dazu habe ich leider zu wenig Wissen über die Politik und auch nicht genug über die Gesamtwirschaftliche Lage des Landes. Wenn ihr genaueres wissen möchtet, sucht im Internet und lest Zeitungsartikel, am Besten auch von argentinischen Zeitungen. Ich persönlich habe die „Kettensäge“ von Milei in dem Land auf jeden Fall beobachtet und von vielen Seiten mitbekommen.
Und mein Studium an der Universidad del Salvador habe ich auch erfolgreich abgeschlossen. Alle elf Kurse der zwei Semester habe ich sehr gut bestanden, viele neue Dinge aus der argentinischen Perspektive gelernt und mein Fachwissen erweitert. Jetzt fehlen nur noch drei Kurse in Passau, das Praktikum in Mexiko und… naja, dann natürlich auch die Bachelorarbeit. Diese werde ich voraussichtlich ab September auf spanisch und unter Betreuung eines argentinischen Professors schreiben.
Von Studium zu Praktikum
Ein wichtiger Bestandteil meines Doppelbachelors ist ein verpflichtendes dreimonatiges Praktikum in einem spanischsprachigen Land. Nachdem ich im November mit all meinen Kursen in Buenos Aires fertig war, ging es für mich nach Mexiko. Dort habe ich zunächst einige meiner Freunde, welche ich in Buenos Aires kennenlernen durfte, besucht und den Monat damit verbracht, das Land und die Kultur besser kennenzulernen. Ab dem sechsten Januar beginne ich dann mein Praktikum in der interkulturellen Unternehmensberatung ICUnet in Puebla. Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, folgt mir gerne auf Instagram, TikTok und schaut euch meinen neuen Blog über Mexiko kann, sobald dieser öffentlich ist.
Wenn ihr weitere Fragen habt, stellt sie mir gerne unter diesem Beitrag oder privat auf Instagram. Sonnige Grüße und bis ganz bald.