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Mit dem Van von Caparica nach Sintra


Wer an Portugal denkt, hat zurecht erst mal Strand und Meer im Kopf. Aber das Land bietet noch so viel mehr und ich bin unglaublich dankbar für die letzte Woche, in der ich die Gelegenheit hatte, ein wenig mehr zu sehen und zu entdecken.

Frühstückstisch direkt am Strand mit freiem Blick aufs Meer.
Kaffee mit Aussicht: Mit dem Bus unterwegs zu sein und neue Orte zu entdecken, ist für mich die schönste Form des Reisens.

Mein Freund Gianni hat mich in Portugal besucht und da wir bereits gemeinsam in Lissabon waren, wollten wir uns gemeinsam die Orte ansehen, die wir beide noch nicht gesehen haben. Also haben wir unseren Bus gepackt, mit dem wir im August 2020 gemeinsam nach Portugal gefahren sind und der seitdem hier steht. Gianni und ich führen während meines Auslandsjahres eine Fernbeziehung und deshalb hatten wir beide den Wunsch, die eine Woche, die wir zusammen haben, in vollen Zügen zu genießen. Zusammen mit dem Bus zu reisen, war daher für uns das Schönste, was wir uns vorstellen konnten. Jeden Tag an einem neuen Ort aufzuwachen und nicht wissen, was der Tag bringt.

Eines vorweg: In Portugal ist wild campen verboten. Aber diese Regelung wird nur in der Hauptsaison durchgesetzt. In der Nebensaison (ungefähr Oktober bis Mai) wird nicht kontrolliert, vor allem an wenig besuchten Orten. Es gibt nur eine goldene Regel: Den Stellplatz sauberer hinterlassen, als man ihn vorgefunden hat. Das bedeutet, dass man nicht nur seine eigenen Sachen wieder mitnimmt, sondern vielleicht auch einen extra Griff macht und herumliegenden Müll einsammelt. Und selbstverständlich sollte man nicht einfach im Naturschutzgebiet parken, sondern sich vorweg ein wenig informieren, damit man auf keinen Fall aus Versehen in den  Lebensraum von Tieren eindringt.

Gianni und ich campen eigentlich immer wild, also bis jetzt standen wir noch nie auf einem Campingplatz. Und wir achten sehr darauf, dass wir sowohl den dort lebenden Menschen als auch den Tieren nicht auf die Nerven gehen. Unsere Schlafplätze finden wir meistens durch die App park4night, durch Zufall oder durch sehr geduldiges Umherfahren und Augen offen halten.

Caparica

Am Sonntag Nachmittag hab ich Gianni mit dem Bus vom Flughafen in Lissabon abgeholt und dann ging es direkt los nach Caparica – ans Meer. Da Gianni den Wunsch geäußert hat, so viel Essen zu gehen wie möglich, sind wir auf direktem Weg zur Bambu Bar gefahren. Ein kleines Strandrestaurant am Praia da Fonte da Telha. Die veganen Burger, die wir bestellt haben, waren nicht die Besten, die wir jemals gegessen haben, aber sie waren okay und dafür war der Ausblick aufs Meer umso besser.

Ein leuchtend gelber Sonnenuntergang am Meer.
Unser erster gemeinsamer portugiesischer Sonnenuntergang seit September 2020.

Am nächsten Tag gab es dann erst mal Frühstück mit allem, was dazugehört – Meerblick inklusive. So entspannt unser Montag begonnen hat, ging er auch weiter. Ungefähr eine halbe Stunde haben wir gebraucht, um mit dem Bus in das Zentrum von Caparica zu kommen. Hier sind wir erst mal durch die Surfshops geschlendert, auf der Suche nach einem neuen Longboard für mich. Dann war auch schon wieder Zeit für Mittagessen, da gabs dann für Gianni gleich noch mal Burger, diesmal bei Dr. Bernards. Das Restaurant liegt direkt an der Strandpromenade und bietet außerdem Surfequipment zum Ausleihen an.

Ein gedeckter Campingtisch steht am Strand und im Hintergrund ist das Meer zu erkennen.
Unser erstes Frühstück fand quasi direkt am Strand statt, mit Blick auf die Wellen.

Von Caparica ging es am späten Nachmittag, nachdem wir stundenlang faul am Strand gelegen haben, noch weiter nach Cascais. Gianni und ich meiden die portugiesische Autobahn aus zwei Gründen: Einmal, weil unser Bus aufgrund der Größe zur Klasse zwei gehört und wir allein für die kurze Strecke zwischen Caparica und Lissabon vier Euro zahlen müssen. Und weil man auf den Nebenstraßen viel mehr zu Sehen bekommt. So führt uns der Weg nach Cascais immer direkt an der Küste entlang.

Cascais

Angekommen kundschafteten wir erst mal mögliche Plätze für die Nacht aus.

Blick von der steilen Küste auf die brechenden Wellen.
Die Aussicht unseres Schlafplatzes in Cascais. Oben an der Küste hatten wir einen tollen Blick aufs Meer.

Dann suchten wir uns einen Parkplatz, der näher am Hafen war, um von hier aus ins Zentrum zu laufen. Pünktlich zum Sonnenuntergang setzten wir uns auf die Dachterrasse des Restaurants House of Wonders und ließen den Abend ausklingen. Das Essen und die Getränke von dem vegetarisch/ veganem Restaurant können wir nur wärmstens empfehlen. Hier kommt nur das auf den Tisch, was morgens auf dem Markt frisch gekauft wurde.

gefüllte Teller stehen auf dem kleinen Tisch auf der Dachterrasse.
Guten Appetit! Für mich gibt es Gemüse-Quiche mit Salat und Pita, Gianni hat sich für eine scharfe Gemüsepfanne entschieden.

Der Montag endet kulinarisch und beginnt auch wieder kulinarisch. Mehr durch Zufall stolpern wir in der Früh über die große Markthalle in Cascais, dem Mercado da Vila. Hier findet ein Trödelmarkt statt mit Büchern, Geschirr, geflochtenen Körben, Schmuck und Kleidern, Kunst und Dingen, die als Kunst verkauft werden. Hier finden wir auch direkt ein neues Accessoire für unseren Bus: Eine kleine Darth-Vader-Figur die aussieht wie ein pummeliger Buddha. Die perfekte Mischung für Gianni, den Star-Wars-Fan und mich, dem Yogi. Wie in den meisten Markthallen in Portugal befinden sich am Rand der Halle viele kleine Restaurants zum Essen. Hier entdecken wir das Local Cascais – your healthy kitchen und genießen ein spätes Frühstück. Danach gibt es einen Verdauungsspaziergang durch die kleinen Gassen Cascais und den Parque Marechal Carmona. Dann fahren wir weiter nach Sintra.

Sintra

Eigentlich sollte laut Navi die Fahrt nach Sintra zum Palácio Nacional da Pena nur etwa 40 Minuten dauern. Aus den 40 Minuten wurden aber am Ende zwei Stunden. Und das lag nicht daran, dass ich navigiert habe! Eine schmale Straße führte uns direkt durch den Parque Natural da Sintra-Cascais. Die Sonne verschwand während der Fahrt immer weiter hinter der dichten Wolkendecke und irgendwann waren wir komplett von einer nassen Nebelwolke umhüllt. Plötzlich ging es nicht mehr weiter. Das Navi wollte nach rechts, aber hier stand ein Einbahnstraßenschild, das ausdrücklichen nur Feuerwehr und Polizei erlaubte zu passieren. Also fuhren wir nach links und immer weiter. Das Navi war verwirrt und wir umso mehr. Nach einer Stunde Fahrt waren wir wieder da. Das Navi wollte immer noch nach rechts, aber das Verbotsschild stand auch noch da. Also parkten Gianni und ich den Bus am Straßenrand,  um erst mal zu Fuß weiterzugehen. Im Nieselregen liefen wir einen guten Kilometer die Straße entlang, rechts und links nur hohe grüne Bäume. Ich wollte schon umkehren, als uns ein rotes Auto entgegenkam und anhielt. Als wir dem Mann sagten, wo wir hinwollten, schaute er uns mit großen Augen an. Wir seien ganz schön weit von unserem Ziel entfernt. Der freundliche Portugiese ließ uns wissen, dass das Schild da zwar steht, aber sich niemand daran hält und wir auch ruhig die Einbahnstraße in die falsche Richtung fahren dürften. Also liefen wir zurück und fuhren in die Richtung in die der Mann uns geleitet hat. Wir hatten viel Glück: Denn auf dem sieben Kilometer langem Weg kam uns kein einziges Fahrzeug entgegen. Wir hätten nicht gewusst, was wir hätten machen sollen, denn die Straße wurde immer schmaler und schmaler und irgendwann wäre ein Ausweichen mit dem Bus unmöglich geworden.

dicker Nebel hängt über dem Tal und es ist nichts zu erkennen.
Wie ihr seht, seht ihr nichts.

Eigentlich ist der Palácio Nacional da Pena für seine bunte Fassade und seine tolle Aussicht bekannt. Aber als wir dann endlich ankamen, war der Nebel noch dichter geworden. Trotzdem kauften wir uns ein Ticket für den Palast und die Parkanlage. Pro Person kostet das Kombi-Ticket 14 Euro, Studentenrabatt gibt es nicht. Im Nieselregen liefen wir dann die rutschigen Pflastersteine nach oben. Ein Vorteil hatte das Wetter aber auf jeden Fall: Wir waren fast allein im Schloss und das Wetter war so schlecht, dass wir nur darüber lachen konnten.

Foto von mir im Innenhof des Palasts.
Ungestört konnten wir durch die Räume des Palastes spazieren und uns alles in Ruhe anschauen.

Normalerweise, also bei gutem Wetter und ohne Corona, ist der Palácio Nacional da Pena einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Portugal und dementsprechend auch gut besucht. Aber so oder so lohnt sich ein Besuch des Schlosses. Die Parkanlage haben Gianni und ich aber nicht ganz angeschaut, weil es durch unsere etwas längere Anreise schon später war und wir nicht im Dunklen zu unserem Stellplatz fahren wollten. Wir übernachteten außerhalb von Sintra und als die Sonne begann unterzugehen, lichtete sich auch endlich der Nebel und wir konnten nun wenigstens von der Ferne die bunte Fassade des Palastes betrachten.

Kurz und knapp

Alles, was ich wärmstens empfehlen kann, habe ich im Text noch einmal dick markiert. Falls ihr schon mal in Cascais oder Sintra wart, schreibt mir doch gerne, was ihr mir fürs nächste Mal vielleicht noch  empfehlen könnt.

Wohin Gianni und ich nach Sintra gefahren sind, erfahrt ihr im nächsten Beitrag. Nur eines vorweg: Nach Sintra wartete der schönste Schlafplatz aller Zeiten auf uns und ein gigantisch gutes Abendessen.

 

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