14. November 2017
Meine Gastuni hat zum zweiten internationalen Kulturfestival geladen und da darf natürlich auch keine deutsche Beteiligung fehlen. Wie repräsentiert man also am besten Deutschland? Wie stellen sich die Chinesen die Deutschen vor? Richtig. Mit Dirndl, Lederhosen und Deutschland-Trikot!
Jede Uni, egal ob in Deutschland oder auch im Ausland, hat die Bestrebung internationaler zu werden. Die eigenen Studenten und Studentinnen sollen zum Auslandsaufenthalt motiviert werden, aber auch die Uni selbst will für Studenten aus dem Ausland attraktiv erscheinen. Daher gibt es auch immer wieder Veranstaltungen, die das internationale Zusammenleben fördern sollen oder bei denen man ganz einfach einen interkulturellen Austausch erleben kann. Ihr habt davon bestimmt schon mal an eurer eigenen Uni gehört.
So hat auch die East China University of Science and Technology (ECUST), meine Gastuni in Shanghai, einen solchen Tag ins Leben gerufen. Dafür hat sie die internationalen Studierenden gebeten, ihre Heimat auf dem internationalen Kulturfestival zu vertreten. Insgesamt studieren zur Zeit 56 verschiedene Nationen an der ECUST. Daher versprach der Tag sehr vielfältig und bunt zu werden.
Die Uni scheute dabei keine Kosten und so bekam jede Nation, neben einer 4 x 4 Meter großen Infotafel, ein Budget von 1000 RMB, umgerechnet ca. 130 €. Dieses haben wir zum Teil dazu genutzt, unseren Stand deutschlandgerecht zu dekorieren: Kleine Deutschlandfähnchen, für die Jungs Shirts der Nationalmannschaft, die Mädels hatten ihre Dirndl selbst dabei. Mein Highlight war definitiv die überdimensionale Deutschlandfahne, die alle anderen Nationen in den Schatten stellte (Hurra, Hurra, die Deutschen die sind da!!).
Den Rest des Budgets investierten wir in typische deutsche Speisen und Süßigkeiten. Da es in China jedoch etwas schwierig ist, typische deutsche Speisen anzurichten, gab es bei uns Kartoffelsalat mit Apfel als Essiggurkenersatz und eine Art Winterjoghurt mit Früchten. Typisch deutsch halt, oder?
Noch bevor das Festival offiziell eröffnet wurde, hatten bereits viele Chinesen ein Auge auf die fernen „Köstlichkeiten“ geworfen, sodass es uns schwer fiel, unser Essen zu verteidigen. Da der Campus öffentlich zugänglich ist, bestand auch ein Großteil der Besucher aus älteren Leuten oder Familien aus der Umgebung, die nicht an der Kultur, sondern viel mehr am kostenlosen Essen interessiert waren. So dauerte es keine fünf Minuten bis unser liebevoll zubereiteter Kartoffelsalat und der Joghurt vergriffen waren.
Etwas irritierend fand ich dabei das Verhalten mancher Chinesen, überwiegend ältere, die sich direkt mehrere Becher auf einmal oder die noch halb volle Tüte Gummibären geschnappt haben. Frei nach dem Motto „nach mir die Sintflut“. Das Verhalten ist größtenteils auf die jüngere Geschichte Chinas zurückzuführen, die startk durch Hunger und Mangel aller Art gekennzeichnet ist. Junge Chinesen sind da in der Regel anders drauf.
Neben der Verköstigung an den Ständen, gab es im Rahmen des Festivals auch ein Showprogramm. Dort führten die einzelnen Nationen verschiedene traditionelle Tänze und andere Show-Einlagen vor.
Alles in Allem hat es mir viel Spaß gemacht. Man hat neue Leute kennen gelernt und Einblicke in fremde Kulturen bekommen, die man davor so nicht hatte. Es war einfach eine große, internationale Party, bei der wir das deutsche Klischee von Dirndl, Lederhose und Fußballtrikot weiter festigen konnten.