23. September 2024
Du möchtest ein Auslandssemester im Bachelor machen, aber dein Studienplan scheint es unmöglich zu machen? In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du die Hürden überwinden kannst – und warum es sich lohnt, dran zu bleiben.
Meine Name ist Anna und ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen an der RWTH Aachen und mein Weg ins Auslandssemester nach Norwegen war nicht gerade einfach. Mein Studienplan ist verdammt durchgetaktet. Ich habe wenig Wahlmöglichkeiten, viele Pflichtfächer und die Uni machte es mir nicht gerade leicht, Kurse aus dem Ausland anrechnen zu lassen. Die Standardantwort „Mach doch ein Auslandssemester im Master.“ Klingt einfacher, klar – aber ich wollte nicht den einfachen Weg.
Falls es dir ähnlich geht, möchte ich dir ein paar Tipps geben, wie du es trotzdem schaffen kannst. Ich erkläre dir, wie du ein Auslandssemester in deinen Studienplan integrieren kannst und warum diese Erfahrung dich sowohl persönlich als auch beruflich voranbringt. Da ich selbst schon während der Schulzeit ein Jahr im Ausland gelebt habe, kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Ein Auslandssemester ist eine der besten Investitionen in deine Zukunft!
Warum sollte ich überhaupt im Bachelor ins Ausland gehen?
Das Wichtigste vorweg: Nutze die Chance und gehe ins Ausland – lieber einmal als nie! Ich möchte dich ermutigen, schon während des Bachelors diese Möglichkeit wahrzunehmen. Vielleicht willst du dann im Master ja gleich noch einmal losziehen? Ein Erasmus-Aufenthalt bietet viele Vorteile, aber ich will ehrlich sein: Ein Auslandssemester bringt auch Herausforderungen mit sich. Für manche sind sie größer, aber gerade darin liegt der Wert der Erfahrung. Selbst schwierige Zeiten lassen dich wachsen und machen dich stärker im Umgang mit Herausforderungen.
- Persönliche Weiterentwicklung: Im Ausland lernst du, dich in neuen Situationen alleine zurechtzufinden – das stärkt deine Eigenständigkeit. Du tauchst in eine andere Kultur ein und entwickelst Verständnis und Toleranz für andere Lebensweisen. Deine Sprachfähigkeiten verbessern sich enorm.
- Akademische Vorteile: Du erlebst unterschiedliche Lehrmethoden und kannst von anderen Bildungssystemen profitieren. Viele Universitäten bieten Kurse an, die du in deinem Heimatland vielleicht nicht belegen könntest. Du baust Kontakte zu internationalen Professoren und Studierenden auf, die dir später nützlich sein können.
- Karrierechancen: Arbeitgeber schätzen Auslandserfahrungen, weil sie zeigen, dass du flexibel und anpassungsfähig bist. Du stärkst Fähigkeiten wie Problemlösung, Kommunikation und interkulturelles Verständnis – alles wichtige Kompetenzen im Berufsleben. Durch neue Kontakte im Ausland hast du vielleicht auch berufliche Möglichkeiten, die sich über Ländergrenzen hinaus erstrecken.
Das sind nur ein paar der Vorteile knapp zusammen gefasst. Darum soll es aber gar nicht primär in meinem Beitrag gehen, sondern ein paar wichtige Ratschläge wie du es schaffst dein Auslandssemester so gut es geht in dein Studienplan zu integrieren.
Wann gehe ich am besten ins Ausland?
Viele Unis haben bestimmte Vorgaben, wann ein Auslandssemester möglich ist. Grundsätzlich kannst du ab dem dritten Fachsemester ins Ausland, aber es wird oft ab dem fünften empfohlen. Das macht auch total Sinn – vorausgesetzt, es passt in deinen Studienplan. Wenn ich an den Anfang meines Studiums zurückdenke, war ich ehrlich gesagt mit tausend anderen Sachen beschäftigt. Das erste Semester ist ja vor allem dazu da, sich von der Schule auf die Uni umzustellen. Da man sich aber mindestens ein halbes bis ganzes Jahr im Voraus bewerben muss, heißt das, ihr müsstet euch schon gegen Ende des ersten Semesters darum kümmern. Und mal ehrlich, wer hat zu dem Zeitpunkt schon wirklich den Durchblick, was Credits, Studienplan oder Anrechnungen angeht? Bei den meisten Studiengängen kommen die Wahlpflichtmodule eh erst später, und die lassen sich meist viel einfacher anerkennen.
An meiner Uni gibt es die Möglichkeit, sich Noten streichen zu lassen, wenn die Regelstudienzeit eingehalten wird. Das hält viele Studierende davon ab, ein Auslandssemester zu machen. Aber lass dir gesagt sein: Ein Auslandssemester muss kein Nachteil sein. An vielen Unis kann ein Urlaubssemester für das Auslandssemester beantragt werden – das bedeutet, es zählt nicht zu den Fachsemestern und es bleibt mehr Zeit für das Studium. Kläre unbedingt ab, ob während des Urlaubssemesters Prüfungen geschrieben werden dürfen. Wenn ja, hast du die perfekte Gelegenheit, trotzdem in der Regelstudienzeit zu bleiben. Andernfalls kannst du die Zeit für ein Praktikum oder deine Abschlussarbeit nutzen.
Bei mir war es möglich, auch im Urlaubssemester Prüfungen zu schreiben. Da bei mir im sechsten Semester nur noch ein Praktikum und meine Bachelorarbeit anstehen, habe ich mich dazu entschieden, im fünften Semester (Wintersemester) ins Ausland zu gehen. Wenn deine Klausurenphase anders liegt, dann kann es durchaus auch Sinn ergeben im Sommersemester zu gehen.
Mit Strategie ans Ziel!
Damit alles gut klappt, solltest du frühzeitig mit der Planung anfangen. Sobald ihr den Start und das Ende eures Auslandssemesters kennt, geht’s an die Planung für euer Semester in Deutschland. Ich bin zum Beispiel schon Anfang August nach Norwegen geflogen und konnte daher nicht alle Klausuren mitschreiben – zwei der fünf Prüfungen fanden nämlich erst Ende August statt. Kein Drama: Ich habe mir vorher Module aus dem fünften Semester angeschaut, die schon im Sommer Prüfungen anbieten. Wenn ihr Module vorziehen wollt, checkt bei Kommilitonen, welche Vorkenntnisse ihr dafür braucht. Bei meinem Modul reichten zum Beispiel Basics aus dem zweiten Semester – easy! So konnte ich am Ende vier Klausuren mitnehmen.
Jetzt geht’s an die Planung für dein Auslandssemester! Der erste Schritt: Klärt, ob die Unterrichtssprache für euch passt. Dann schaut ihr euch die Start- und Enddaten des Semesters an. Ich hab mich direkt auf Unis fokussiert, bei denen das Semester (inklusive Klausuren) vor Weihnachten endet – so hab ich im Februar und März noch Zeit, meine Klausuren in Deutschland zu schreiben. Bei Wirtschaftsingenieurwesen habt ihr ja immer zwei Bereiche: BWL und einen technischen Teil – bei mir ist das Elektrotechnik. Also hab ich Unis herausgesucht, die im besten Fall beide Bereiche gut abdecken oder zumindest einen davon. Habt ihr dann eure Favoriten, schnappt euch den Studienplan und gleicht die Kurse der ausländischen Unis mit euren Modulen ab. Tipp: Wahlpflichtfächer sind deutlich einfacher zu ersetzen als Pflichtfächer!
Am Ende hab ich mich für die NTNU in Trondheim entschieden – die bietet nämlich in beiden Bereichen echt gute Kurse. Aber keine Sorge, ihr müsst nicht alles perfekt im Voraus planen. Was die Anrechnung der Module angeht, seid am besten früh dran. Konzentriert euch erstmal auf die Wahlpflichtmodule, da hier die Inhalte nicht immer 1:1 übereinstimmen müssen. Auch Pflichtfächer können klappen, aber das hängt vom genauen Inhalt ab. Stellt so viele Anträge wie möglich, damit ihr auf Nummer sicher geht. Und vor Ort an der Uni könnt ihr noch Kurse wechseln oder welche dazu wählen. Bei mir hat’s geklappt: zwei Pflichtmodule und ein Wahlpflichtmodul kann ich mir anrechnen lassen!
Der Aufwand lohnt sich
Da ich vor Weihnachten wieder in Deutschland bin und im Februar zwei Klausuren schreiben will, muss ich hier auch rechtzeitig mit der Planung anfangen. Denkt daran, euch frühzeitig für die Kurse und Klausuren in Deutschland anzumelden. Ich bin mir zum Beispiel noch nicht sicher, welche Klausuren ich schreibe, weil ich noch vier offen habe und davon zwei schreiben möchte. Also habe ich mich für alle angemeldet – abmelden kann ich mich immer noch bis kurz vorher. Nehmt euch nicht zu schwere und zu viele Module vor, da ihr mit der Vorbereitung wahrscheinlich erst anfangen könnt, wenn ihr wieder in Deutschland seid.
Klingt nach viel Arbeit, oder? Keine Sorge, halb so wild. Wichtig ist nur, dass du die ganzen Möglichkeiten im Kopf hast und früh genug anfängst, dir Gedanken zu machen. Vergiss nicht, dich für die richtigen Kurse anzumelden oder Module vorzuziehen, wenn es Sinn ergibt. So habe ich es geschafft trotz allen Steinen, die mir in den Weg gelegt wurden mein Auslandssemester zu meistern und genügend Klausuren zu schaffen. Während meines Auslandssemesters habe ich mit drei Modulen genügend Zeit, um Norwegen zu erkunden. Und dank meiner genauen Planung vor und nach dem Auslandssemester komme ich trotzdem auf meine Anzahl von Klausuren bzw. kann die letzten Semester sogar entspannter angehen, dank meines Urlaubssemesters.