16. Februar 2023
Mein knapp sechsmonatiges Auslandspraktikum an der Deutschen Schule Barranquilla in Kolumbien ist zu Ende. Ein halbes Jahr lang habe ich einen Einblick in eine Auslandsschule auf dem südamerikanischen Kontinent erhalten. Neben Hospitieren stand vor allem auch eigenes Unterrichten und, ganz wichtig, der tägliche Austausch mit Lehrer:innen, Praktikant:innen und Schüler:innen auf dem Programm. In meinem abschließenden Blogartikel möchte ich das letzte halbe Jahr reflektieren und dir erklären, warum mein Praktikum nun gleichzeitig auch der Startschuss in ein neues Kapitel ist.
Im Lehramtsstudium ins Ausland: Bitte nachmachen! Was ist es nun, was ich aus dem Ganzen mitnehme? Das letzte halbe Jahr hat mir vor allem gezeigt, wie gewinnbringend ein Praktikum im Allgemeinen sein kann. Vor allem, da ich mit so vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt kam, durfte ich mich mit vielen neuen Meinungen auseinandersetzen. Konkret im Schulkontext bedeutet das, dass ich eine Vielzahl an Perspektiven auf Schule, guten (Fremdsprachen-) Unterricht und Schülerorientierung kennenlernen konnte. Dadurch wurden immer wieder Denkprozesse bei mir angestoßen, die mich zum konstruktiven Nachdenken gebracht haben. Aufgrund dessen, dass das Praktikum in einem anderen Land stattgefunden hat, konnte ich zudem ein Bewusstsein für Multi- und Interkulturalität, nicht nur, aber eben auch im Kontext Schule entwickeln. Ich habe nun einen Eindruck davon erhalten, vor welche Herausforderungen man gestellt wird, wenn man natürliche Sprachbarrieren im Unterricht abbauen möchte. Und wie wichtig es ist, in diesem Zusammenhang motivierenden und vielseitigen Unterricht zu gestalten.
Das ist aber nur ein Bruchteil von dem, was ich während meiner Zeit am Colegio Aleman in Barranquilla gelernt habe. Durch das zusätzliche Praktikum in der Schulleitung durfte ich zudem sehen, wie Schule strukturiert ist und welche Prozesse und Abläufe im Hintergrund ablaufen. Allein schon durch die Möglichkeit im (Auslands-) Praktikum im Rahmen des Lehramtsstudiums, ohne Druck vor Klassen zu unterrichten und sich ausprobieren zu dürfen, ist eine ideale Option für jede angehende Lehrkraft.
Das kann mir keiner nehmen!
Und nicht zu vergessen: Ein Großteil des Praktikums hat sich im Endeffekt gar nicht in der Schule, sondern auch außerhalb abgespielt. Im echten Leben, unter Freunden, beim gemeinsamen Abendessen, auf einem Ausflug, dem Weg zur Schule oder beim Sporttreiben. Überall habe ich Neues gelernt: die Sprache, kulturelle Besonderheiten, Gastfreundlichkeit, Offenherzigkeit, Tänze, kolumbianische Gerichte oder auch Selbstständigkeit. Wenn nun also die Möglichkeit bestehen sollte und du Lust mitbringst, kann ich es dir auf jeden Fall wärmstens empfehlen, auch mal eine gewisse Zeit im Ausland zu verbringen.
Mission erfüllt?
In meinem ersten Blogbeitrag hatte ich ganz konkret drei Ziele an mein Schulpraktikum formuliert. Nach drei Monaten habe ich dann ein Zwischenfazit gezogen, bevor jetzt die Zeit gekommen ist, um zu beurteilen: Habe ich meine Ziele erreicht? Und habe ich die Mission erfüllt? Doch eins nach dem anderen. Zunächst mal ein kleiner Blick auf meinen abschließende Reflexion der Ziele.
Drei Ziele für meine Zeit in Kolumbien: Abschluss-Check
1. Mindestens eine Sportstunde komplett auf Spanisch halten. Check: Ziel nicht beziehungsweise anders erreicht! Das liegt vor allem daran, dass die Anteile des Sportunterrichts immer auf Deutsch waren und ich generell deutlich häufiger im Deutschunterricht war. Aber: Ich habe dafür andere Stunden komplett auf Spanisch gehalten, was ich vorher nicht vermutet hätte.
2. In jeder Klassenstufe (5-12) Deutsch unterrichten. Check: Ziel teilweise erreicht! Ich habe in der 5., 7., 8., 10. und auch in der 2. bis 4. Klasse in der Grundschule unterrichtet. Was also noch gefehlt hat: Die Klassenstufen 6, 9, 11 und 12.
3. Nach dem Praktikum noch mehr Lust haben Lehrer zu werden, als ich es jetzt schon habe. Check: Ziel erreicht! Kurz: Ich bin richtig motiviert, endlich selbst eine Klasse zu haben und wirklich Lehrer zu sein. Am besten so bald wie möglich.
Jetzt könnte ich natürlich sagen, ich habe nur ein Ziel vollständig und die beiden anderen nur in Teilen erreicht. Dem ist natürlich so und dennoch fühlt sich das Praktikum wie ein voller Erfolg an. Die Ziele waren immer eine Orientierung für mich selbst, die ich abschließend jedoch nicht als Hauptindikator in der Beurteilung meines Praktikums heranziehen würde. Für ein gewinnbringendes Praktikum war es schlichtweg nicht notwendig, beispielsweise in den Klassen 6, 9, 11 und 12 selbst zu unterrichten oder eine Sportstunde komplett auf Spanisch zu halten. Dafür habe ich eine Vielzahl anderer Erfahrungen gemacht, die mich weiterbringen werden. Und die Frage, ob ich meine Mission erfüllt habe, kann ich definitiv bejahen. Ich finde, mir ist mein Spagat zwischen Schule, Leben und tropischen Temperaturen sehr gut gelungen. Ich wurde außerdem in meinem Berufswunsch gestärkt. Und mein Motto des Blogs „Mit Klasse in Kolumbien“ wird in naher Zukunft nochmal eine ganz neue Bedeutung erhalten.
Das Praktikum ist vorbei. Und jetzt?
Vielleicht beginne ich mal mit meinem ursprünglichen Vorhaben. Nach dem Praktikum hatte ich eigentlich geplant, noch ein paar Monate in Südamerika zu reisen, bevor ich dann wieder nach Deutschland zurückkehren würde, um meine bereits angefangene Masterarbeit und damit auch mein Studium zu beenden. Aufgrund dessen, dass ich während meiner Zeit in Kolumbien bereits so viel herumgekommen bin, habe ich momentan gar keine so große Lust auf längeres Umherreisen. Vor allem nicht mit einer unvollendeten Masterarbeit im Hinterkopf. Ich habe das Bedürfnis, mein Studium so schnell wie möglich zu beenden, um wieder einen freien Kopf für etwas Neues zu haben.
Bei Antritt des Praktikums dachte ich noch, dass dieses „Neue“ dann das (obligatorische) Referendariat sein würde. Mit jedem Tag mehr am Colegio Aleman in Barranquilla entstand bei mir jedoch der Wunsch, zum jetzigen Zeitpunkt als Lehrkraft an einer Deutschen Auslandsschule zu arbeiten. So richtig als Lehrer, mit eigenen Klassen, mitten im Schulalltag und von heute auf morgen im Dialog mit Eltern. Ich will mich dieser Herausforderung stellen und der Zeitpunkt fühlt sich genau richtig an. Denn wer weiß, ob ich einen solchen Schritt im Ausland nach dem Referendariat in Deutschland mit möglicher Aussicht auf eine feste Stelle überhaupt noch wagen würde.
Aus diesem Grund habe ich mich um den Jahreswechsel an verschiedenen Deutschen Auslandsschulen beworben und mich nach einigen Bewerbungsgesprächen für meine Wunschschule entschieden. Und ja, es ist wirklich wahr: Ich werde ab August als „normaler“ Lehrer an einer Deutschen Auslandsschule in Kolumbien arbeiten. Daher heißt es für mich in den nächsten Wochen und Monaten, mich voll und ganz meiner Masterarbeit zu widmen, um diese vor Dienstantritt fertiggestellt zu haben. Ich freue mich auf die Herausforderung und glaube zudem, dass das eine wertvolle Erfahrung vor einem künftigen Referendariat darstellt. Allein schon, weil es mit Sicherheit nicht schadet, bereits jetzt schon einmal die doppelte Stundenanzahl im Vergleich zum Referendariat zu unterrichten.
Letzte Frage: Wie war es, als Correspondent für studieren weltweit zu berichten?
Mit Abschluss des Praktikums endet nun auch meine Zeit als studieren weltweit-Correspondent. Und damit auch eine tolle Erfahrung. Ich hatte mich im Vorfeld meines Aufenthalts für diese Tätigkeit in erster Linie beworben, weil ich es als einmalige Chance sah, mich einmal ganz unabhängig künstlerisch und schriftlich ausdrücken zu können. Ich wollte sehen, ob es mir Spaß macht und gelingen würde, authentisch über eigene Erfahrungen zu berichten. Was ich damals hingegen noch nicht wusste: Die Arbeit als Correspondent in Form des persönlichen Blogs ist einerseits vor allem eine sehr spannende (Selbst-)Reflexion meiner Zeit im Ausland, die in der Form ansonsten ganz anders oder überhaupt nicht stattgefunden hätte. Andererseits habe ich dank meiner Tätigkeit für studieren weltweit viele sympathische und inspirierende Menschen kennenlernen dürfen. Egal ob es andere Correspondents, das Redaktionsteam oder Menschen waren, die auf meinen Blog gestoßen sind und mich dadurch kontaktiert haben: Danke für die schönen Momente!
Auch aus diesem Grund bin ich sehr froh, dem studieren weltweit-Netzwerk ab sofort als Botschafter weiter angehören zu dürfen. Wir sehen uns! Und wie immer: Wenn noch eine Frage zu meinem oder deinem künftigen Auslandsaufenthalt offen geblieben ist, schreib mir gerne hier oder direkt auf Instagram!
Tim