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Wie grün ist das Leben in Ljubljana wirklich?


Slowenien ist auch bekannt als das grüne Herz Europas. Während meines Auslandssemesters habe ich mir die Mission gestellt, herauszufinden, was hinter diesem Slogan steckt und wie nachhaltig es sich in Ljubljana tatsächlich leben lässt.

Marktstand mit grünen Kisten mit verschiedenem Obst und Gemüse.Auf dem Markt gibt es von Montag bis Samstag frisches Obst und Gemüse aus der Region.

Ein nachhaltiges Leben zu führen, wird für viele Menschen immer wichtiger, allerdings versteht jede und jeder etwas anderes darunter. Für mich bedeutet es hauptsächlich auf meinen Konsum zu achten und meine Kaufentscheidungen besonders bedacht zu treffen. Auch während meines Auslandssemesters in Ljubljana möchte ich bewusst konsumieren.

Essen mit gutem Gewissen

Ich persönlich habe mich vor einigen Jahren dazu entschieden, mich vegan zu ernähren, da es die Ernährungsweise ist, bei der am meisten Schaden an der Umwelt vermieden werden kann. Optimalerweise sind die Lebensmittel auch regional und biologisch angebaut und in der Saison. Ich kann direkt sagen, dass meine Mahlzeiten in Ljubljana nicht allen dieser Kriterien gerecht werden, dennoch schaffe ich es bislang gut, wenigstens die vegane Ernährung beizubehalten. Im Gegensatz dazu, wie ich in München lebe, koche ich momentan sehr selten. Dazu tragen vor allem die subventionierten Boni-Menüs bei, über die ich hier bereits berichtet habe. Bei diesen Gerichten kann ich leider nicht genau sagen, woher die Zutaten kommen. Falls ich doch einmal etwas zu Hause zubereiten möchte, kaufe ich Bio-Gemüse im Supermarkt oder auf dem Markt in der Innenstadt ein. Außerdem gibt es einen kleinen veganen Supermarkt ganz in der Nähe meiner Wohnung, bei dem ich mich mit Sojajoghurt und anderen veganen Produkten versorgen kann.

Unterwegs in Ljubljana und Umgebung

In Ljubljana selbst bin ich entweder zu Fuß, mit einem City-Bike oder für längere Strecken mit dem Bus unterwegs. Für mich klappt das sehr gut. Viele meiner Kommiliton*innen haben sich außerdem für wenig Geld ein eigenes Fahrrad gekauft und sind damit in der Stadt unterwegs. Auch bei Einheimischen ist dieses Transportmittel beliebt und es gibt überall gut ausgebaute Radwege.

Für Tagesausflüge nutze ich am liebsten den Bus. Die Tickets sind günstig und von Ljubljana aus fahren jeden Tag mehrere Busse in alle Teile des Landes. Den Zug habe ich bisher einmal ausprobiert. Leider ist das Netz hier nicht besonders gut ausgebaut und die Züge langsam. Ein Plus ist allerdings, dass die Ticketpreise am Wochenende um bis zu 75 Prozent reduziert sind. Es kann sich also durchaus lohnen, eine längere Fahrtzeit in Kauf zu nehmen. Eine weitere Option ist es, ein Auto zu mieten. Dies ist aber natürlich die am wenigsten nachhaltige Möglichkeit. Besonders für abgelegenere Gebiete kann es aber die einzige Alternative sein. Ich habe zum Beispiel für einen Ausflug in den Triglav Nationalpark zusammen mit Freundinnen ein Auto gemietet. Für zwei volle Tage haben wir insgesamt 130 Euro, inklusive Sprit, bezahlt. Wir haben dann auch darauf geachtet, dass zumindest alle Sitze besetzt sind. Dadurch können zum einen die Kosten auf mehrere aufgeteilt werden und zum anderen sinkt der Schadstoffausstoß pro Kopf.

Mietstation für Fahrräder.Die City-Bikes nutze ich mehrmals die Woche, um schnell durch die Stadt zu kommen.

Verborgene Schätze entdecken

Kleidung versuche ich so gut wie es geht, second-hand zu kaufen. In Ljubljana gibt es einige Geschäfte in verschiedenen Preiskategorien. Mir macht es superviel Spaß, durch die Läden zu schlendern und nach besonderen Stücken zu stöbern. Es lohnt sich außerdem, auf Rabattaktionen zu achten, denn viele Geschäfte reduzieren ihre Preise zum Monatsende. Ich versuche dennoch immer genau zu überlegen, ob ich ein Kleidungsstück wirklich brauche und ob ich es lange nutzen werde. Am Ende ist es nämlich immer am nachhaltigsten nichts zu kaufen.

Kleiderstange mit verschiedenen Wollpullovern.Einer meiner liebsten Second-Hand-Shops befindet sich direkt neben der Drachenbrücke.

Ljubljana: European Green Capitol 2016

Bei allem, was ich selbst machen kann, um möglichst wenig zur Ausbeutung von Mensch und Natur beizutragen, können letztendlich nur politische Maßnahmen wirklich etwas bewirken. Ljubljana scheint hier zumindest auf dem richtigen Weg zu sein. In den letzten Jahren wurde beispielsweise der gesamte Stadtverkehr umgestellt, sodass die Innenstadt nun komplett autofrei ist. Die frühere Hauptverkehrsader darf mittlerweile nur noch von den öffentlichen Bussen und von Fahrrädern befahren werden. Auch auf Recycling wird sehr viel Wert gelegt. Für die Veränderungen in Richtung einer grüneren und nachhaltigeren Stadt wurde Ljubljana im Jahr 2016 zur European Green Capital gekürt – eine Auszeichnung, die seit 2010 von der Europäischen Kommission verliehen wird.

Insgesamt macht Ljubljana im Großen und Ganzen einen grünen Eindruck auf mich. Die autofreie Innenstadt finde ich besonders angenehm. Es gibt außerdem sehr viele Grünanlagen und eine Menge alter Bäume im Stadtgebiet. Ich schaffe es bislang gut, hier meinen Prinzipien treu zu bleiben und finde, dass es sich in Ljubljana durchaus nachhaltig leben lässt.

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