29. November 2020
Pub, Club, Sportverein, Mensa und Wohnheim in einem. Das schwedische Studentenleben wäre unvorstellbar ohne die Nationen. Aber was genau sind diese Nationen eigentlich?
Wenn man die verschiedenen Nationen googelt, findet man als Beschreibung „Studentenverbindung“. Das stimmt zwar, jedoch sind die schwedischen Nationen überhaupt nicht mit den deutschen Verbindungen vergleichbar. Sie sind studentische Organisationen, die das Rückgrat des Studentenlebens darstellen und alles anbieten und organisieren, was man sich nur vorstellen kann.
Eine lange Tradition
Ursprünglich waren die Nationen ein Zuhause für Studierende, die aus anderen Teilen Schwedens in eine fremde Stadt kamen und so Freunde in der Ferne fanden. Das erkennt man auch heute noch an ihren Namen. In Lund gibt es zum Beispiel Malmös, Göteborgs, Västgotas, Hallands Nation und viele andere. Das alles sind Namen von verschiedenen Regionen und Städten in der Umgebung von Lund. Heute spielt das aber eigentlich keine Rolle mehr. Egal woher man stammt, man kann jeder beliebigen Nation beitreten. Außerdem kann man immer auch die Veranstaltungen der anderen Nationen besuchen.
Was machen die Nationen?
Wie schon erwähnt organisieren die Nationen alles, was zum Studentenleben dazugehört. Alle Nationen in Lund haben ein eigenes Wohnheim für Studierende. Meist muss man sich aber für einen Platz in der jeweiligen Nation engagieren und rutscht dadurch in der Warteschlange weiter nach oben. Aber das ist nicht immer so. Häufig ist es von Vorteil, wenn man Leute in der Nation kennt. Außerdem gibt es auch Studierende, die ihre Zimmer zwischenvermieten. Am besten ihr schreibt oder fragt bei einem Förmän (die Vorsitzenden der Nation oder einer ihrer verschiedenen Bereiche) nach.
Auch um Essen kümmern sich zahlreiche Nationen. Viele von ihnen bieten unter der Woche günstige Mittagessen an. Außerdem werden regelmäßig Brunches und Abende in Pubs oder bestimmte Themenabende veranstaltet. Normalerweise betreiben die Nationen auch ihre eigenen Clubs, die sind seit Corona aber natürlich geschlossen.
Daneben haben viele Nationen noch eigene Besonderheiten, beispielsweise gibt es verschiedene Sportvereine, Spex-Gruppen (Was ein Spex ist, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen) oder sogar ein Orchester.
Selbst sind die Studierenden
Generell werden die Nationen komplett von Studierenden betrieben – geleitet von den jedes Jahr neu gewählten „Förmän“, den Vorsitzenden, die meist eine bestimmte Funktion innehaben. Einige Organisatoren betreiben ihren Job sogar in Vollzeit und lassen das Studium für diese Zeit ruhen. Auch als Austauschstudent kann man sich natürlich beteiligen. Einige Freunde von mir halfen zum Beispiel beim Kochen und servieren in abendlichen Pubs oder beim Mittagessen. Im Gegenzug erhält man bestimmte Vorteile, wie kostenlose Essen, „Danke“-Partys für die Helfer*Innen oder Punkte auf der Wohnungsanwärterliste. Auch bei schwedischen Arbeitgebern ist das Engagement in Nationen hoch angesehen.
Dabei sein ist alles.
Wenn auch ihr ein Auslandssemester in Lund unternehmen wollt, solltet ihr unbedingt einer Nation beitreten! Bei der Mitgliedschaft im Studierendenwerk „Studentlund“ (das braucht ihr zum Beispiel für die Bewerbung auf Wohnheimplätze!) ist die Mitgliedschaft in einer Nation inklusive. Ihr müsst euch dann in den ersten Wochen einfach vor Ort bei eurer Wunsch-Nationen registrieren und schon seid ihr ein Teil davon. Ihr bekommt eine Mitgliedskarte und habt ab sofort Zugang zu allen Veranstaltungen von allen Nations.
Über die verschiedenen Nationen könnt ihr euch auf dieser Seite informieren. Außerdem posten die Nationen alles Wichtige auf ihren jeweiligen Facebookseiten, also informiert euch auch dort! Ich bin übrigens in der Helsingkrona Nation, generell ist aber aufgrund von COVID derzeit nicht viel los.
Wenn ihr noch Fragen zum Studentenleben oder den Nationen habt, stellt mir diese gern in den Kommentaren oder auf Instagram. Eine kleine Zusammenfassung zur schwedischen Studentenkultur findet ihr außerdem hier.