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Ein Drittel Nationalparks, zwei Drittel Palmölplantagen?


Costa Rica ist das Land der unberührten Natur, das eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz spielt und das quasi nur aus Nationalparks besteht – oder? Heute möchte ich dich auf die Reise in eines der schönsten und beliebtesten Schutzgebiete hier mitnehmen, und gemeinsam schauen wir uns an, was von diesem Image eigentlich stimmt.

Neulich habe ich gemeinsam mit mehreren Leuten aus meinem Haus einen Wochenendausflug in Costa Ricas kleinsten, aber meist besuchten Nationalpark unternommen. Diese Schutzgebiete sind ja sozusagen das Wahrzeichen Costa Ricas, und ganze 27% des Landes stehen entweder als Nationalpark, Reservat oder privates Gebiet unter Schutz. Daher ist der nächste Park nie wirklich weit weg.

Dieses Mal ging es jedoch ein Stück weiter weg, an die Pazifikküste, in den Park Nacional Manuel Antonio. Am Freitag ging es los, um 6 Uhr morgens fuhr der Bus ab. Aber an das ständige frühe Aufstehen habe ich mich hier mittlerweile gewöhnt, denn es ist morgens ja sowieso hell (und laut) in der Stadt. Um zu dem Nationalpark zu kommen, muss man von San Jose aus nach Südwesten fahren, und die Busfahrt dauert ungefähr drei Stunden. Die gute Erreichbarkeit ist sicherlich einer der Gründe für die Beliebtheit des Parks, aber nicht der einzige. In Quepos, dem Örtchen in der Nähe des Parks, hatten wir (elf meiner Mitbewohnis und ich) ein AirBnB fürs Wochenende gemietet, und von dort aus konnten wir in Ruhe den Ort erkunden, etwas zu Abend essen und noch an den Strand laufen.

Quepos hat ungefähr 20.000 Einwohner, viele Touristen und ist ein bisschen in den Hügeln der Küste verteilt gelegen. Die teilweise sehr steilen Straßen, die hier durchführen, sind als Fußgänger mit Vorsicht zu genießen, denn es gibt keine Fußwege und die Einheimischen brettern hier gerne durch. Trotzdem schafften wir es zu einem Restaurant und konnten auf dem Weg dorthin auch schon die ersten Affen beobachten, die hier an den Stromleitungen entlang klettern und sich am Straßenrand wilde Kämpfe liefern.

Ein frühmorgendliches Abenteuer

Nachdem wir uns dann noch den ersten wunderschönen Sonnenuntergang angeschaut hatten, ging es recht früh ins Bett, denn Lina, eine meiner Mitbewohnerinnen aus Norwegen, und ich wollten gerne am nächsten Morgen eine kleine Sonnenaufgangswanderung unternehmen, und dafür muss man hier früh aufstehen. Dafür, dass die Sonne schon um 17:30 untergeht, geht sie eben auch um 5:30 Uhr auf. Aber nachdem wir uns aus dem Bett gequält hatten und durch den noch pechschwarzen Wald liefen, war ich dann sehr schnell wach.  Wir wollten zu einem kleinen Strand laufen, denn wir auf der Karte entdeckt hatten, und während der Himmel über uns langsam dunkelblau wurde, bogen wir von der Hauptstraße ab und liefen einen ziemlich zugewucherten Weg entlang, der uns aber nach zehn Minuten an den felsigen Strand führte. Was man auf der Karte nämlich nicht gesehen hatte, war, dass es sich bei der Playa de Vaca nicht um Sandstrand handelte, sondern um eine Felsbucht. Trotzdem hat es sich gelohnt, denn wir konnten dabei zusehen, wie die Natur um uns herum langsam erwachte und zwei rote Aras krächzend über unsere Köpfe hinwegflogen, als die ersten Sonnenstrahlen die Bucht trafen.

Der Rückweg hingegen war sehr viel abenteuerlicher, denn laut der Karte gab es einen zweiten Weg vom Strand zurück, den wir nehmen wollten. Das war aber nicht so einfach, denn bald verlor dieser sich in über hüfthohem Gras, durch das wir in der Überzeugung hindurchstapften, dass der Weg dahinter bestimmt gleich weitergeht. Währenddessen hatte ich noch die Stimme meines Dozenten im Kopf: „Ach, die Schlangen hier sind nicht so gefährlich, die giftigen leben meist im Gebüsch und im hohen Gras, und wenn man sie nicht aufscheucht, tun sie einem auch nichts…“ Dementsprechend war dieser Teil des Ausflugs nervlich etwas belastend, und als wir schließlich vor einem Zaun standen, über den wir nicht rüberklettern konnten, mussten wir umkehren und fanden aber zum Glück bald den „richtigen“ Weg. Mittlerweile war es auch schon heiß und sonnig geworden. Nach einem kurzen Zwischenstopp für ein Frühstück ging es dann los in den Park.

In Costa Rica sind ungefähr 5 Prozent aller auf der Welt vorkommenden Tier- und Pflanzenarten zu finden, was bei einem Land der Größe Niedersachsens schon recht beeindruckend ist. Noch beeindruckender ist jedoch, so viele davon tatsächlich an einem Fleck zu sehen, und grade viele verschiedene Tiere sind im Manuel Antonio Nationalpark heimisch. Schon kurz nach der Ankunft kamen wir an einer Gruppe Kapuziner-Äffchen vorbei, die auf dem Geländer des Wegen herumtollten, und wenig später hallten schon die lauten Rufe der Brüllaffen durch den Wald.

Gemeinsam erkundeten wir also den Park, und waren sehr froh darüber, so früh losgegangen zu sein, denn es wurde sehr schnell sehr heiß und schwül. Auf dem Weg konnten wir noch einige weitere Tiere beobachten. Nur Faultiere haben wir leider nicht gesehen. Schade, denn eigentlich ist Manuel Antonio dafür bekannt, dass man hier auf jeden Fall welche sehen kann. Für die schönen Aussichten auf die Küste lohnte sich das Wandern aber.

Bald waren wir wieder auf der Höhe des Meeres angekommen, und die Hitze ließ uns eine Pause an einem kleinen Strand einlegen, zu dem wir über ein paar Felsblöcke hinüberkletterten. Das Wasser hier ist sehr schön warm, und im Schatten ließ es sich aushalten. Ich konnte aber nicht allzu lange still sitzen und machte mich bald auf den Weg, um noch zu einer anderen Ecke des Parks zu gelangen, und zwar zu der Landzunge, für der er bekannt ist. An einer Stelle führen nämlich zwei Strände so zusammen, dass die Form aus der Luft wie eine ´Walfluke aussieht. Dort angekommen, legte ich mich wieder in den Schatten, um keinen Sonnenstich zu bekommen, und machte ein paar schöne Aufnahmen von der Landschaft.

Da der Park um 16:00 schließt, wurden wir entsprechend irgendwann von einem Ranger rausgeschmissen, konnten aber einfach ein paar hundert Meter zum großen öffentlichen Strand weiterlaufen, wo wir gemeinsam den Sonnenuntergang genossen und den Tag in den warmen Wellen ausklingen lassen konnten.

Naturschutz und wirtschaftliche Interessen konkurrieren auch hier

Costa Rica tut einiges, um seine unglaubliche Natur zu schützen, und die geschützten Gebiete sind das Herzstück dieser Bemühungen. Verschiedene Studien haben bestätigt, dass in den Nationalparks selbst meist keine negative Landnutzungsänderung stattfindet, also zum Beispiel die Abholzung von Regenwald.

Das große Problem, für das der Park Manuel Antonio ein sehr gutes Beispiel ist, besteht nämlich in dem, was außerhalb der Parkgrenzen geschieht: Dort lohnt sich das Abholzen von Regenwald für Palmölplantagen, Ananasfarmen oder Rinderweiden leider immer noch, und das, obwohl es seit Jahren erfolgreiche „Payment for Environmental Services“-Programme gibt (PES). Diese staatlich geförderten Programme zahlen Landbesitzern Prämien, wenn diese ihre Ländereien natürlich belassen und sich für den Schutz des darauf befindlichen Ökosystems einsetzen. Doch noch ist es grade in touristisch unerschlossenen Gebieten immer noch lukrativer, die Flächen anderweitig zu nutzen.

Um Manuel Antonio herum kann man sehr gut beobachten, welche Folgen dies hat. Der Park ist mittlerweile so von bewirtschafteten Flächen eingekesselt, dass es sich quasi um eine Biodiversitätsinsel handelt, ohne Möglichkeit zum Austausch mit anderen Ökosystemen. Dies gefährdet tatsächlich sein erfolgreiches Fortbestehen, denn ohne Austausch mit anderen Populationen werden die Arten weniger anpassungsfähig und das ganze Ökosystem verliert an Resilienz. Grade mit stärker werdenden Druck durch sich verändernde Klimaveränderungen wäre das aber unglaublich wichtig, um das Überleben dieses Juwels zu sichern.

Gefiederte Wecker

Am nächsten Morgen wurde ich dann sehr früh geweckt von lautem Krächzen und Knallgeräuschen, die sich bei näherer Betrachtung als eine Gruppe von roten Aras im Garten der Villa entpuppte. Mehr als zehn der großen, knallbunten Papageien hatte es sich in einem großen Baum im Garten gemütlich gemacht und pflückten fleißig die harten Früchte von seinen Ästen. Wenn sie diese mit ihren großen Schnäbeln aufbissen, fielen Teile davon zu Boden und landeten krachend auf dem Wellblechdach der Gartenhütte… das war also der Lärm! Wirklich böse sein konnte ich ihnen für die Ruhestörung aber nicht sein, dafür war der Anblick viel zu beeindruckend. Später kam noch ein Tukanpärchen dazu, das in einem anderen Baum vor den dunklen, spiegelnden Fenstern des Nachbarhauses Platz nahm und dort offensichtlich viel Spaß mit den Spiegelbildern hatte.

Reisen zu zwölft?

Mit einer so großen Gruppe unterwegs zu sein, hat seine Vor- und Nachteile, aber in solchen Momenten lohnt es sich dann, und die organisatorischen Schwierigkeiten, das viele Aufeinander-Warten und Koordinieren war kurz vergessen. Auch ansonsten hatte ich mir im Laufe des Tages schon ein paar Mal die Freiheit genommen, alleine für mich unterwegs zu sein, da ich das ganze Hin und Her, was eben bei so vielen Leuten unvermeidlich ist, auf Dauer ziemlich anstrengend finde. So ein Kompromiss ist aber super.

Schließlich bleibt uns nur noch die Abreise, denn am nächsten Tag ist natürlich wieder Uni angesagt. Aber das Wochenende war eine tolle Abwechslung! Ich freue mich schon auf die nächsten Entdeckungstouren…

4 Mädels in einem Busterminal
Anni, Marta, Lina und ich vor der Abfahrt.

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