7. November 2019
Noni…wo soll ich anfangen? Jede Sprache hat halt so ihre eigenen kleinen Wörter, die ja eigentlich nicht viel aussagen. Wie würdet ihr zum Beispiel erklären, was das „ja“ oder das „halt“ im letzten Satz zu suchen hatten? Heute möchte ich das für Finnisch versuchen. Hier kommt das ABC der kleinen allesbedeutenden unbedeutenden Worte der finnischen Sprache.
Der Klassiker: No niin (oder noni)
Wer einer Gruppe Finnen beim Gespräch lauscht, kommt um „no niin“ in allen seinen Varianten nicht herum. „Niin“ bedeutet einfach „so“ (so schön = niin kaunis) und „no“…bedeutet eigentlich nichts. Es kann wie „also“ am Satzanfang stehen oder in einer Redepause beim Überlegen eingeworfen werden. Niin alleine (oder im Doppelpack als „niin niin“ oder „ni ni“) funktioniert auch prima als euphorische Zustimmung im Gespräch („niin niiiiin!“) wie im Deutschen etwa „ja genau!“ oder „eben!“ – mit weit geöffneten Augen und einem zustimmenden Nicken.
Als Kombi steht No niin zum Beispiel am Anfang eines Gespräches („No niin, mihin menään syömään?“ „Also, wo gehen wir essen?“) oder am Ende („No niin, sitten nähdään huomenna.“ „Na gut, dann bis morgen.“). Aber gerade auch als Gesprächsbeender ist No niin unglaublich beliebt. Ich erinnere mich an Gespräche zwischen meinen finnischen Kolleginnen, die eigentlich immer mit dem folgenden Dialog endeten:
„No…niin“
– „Hyvää.“ (Gut)
„No, sitten“ (Also, dann)
–“No niin, sit…“ (Na gut, dann…)
„Joo“
Warum reden, wenn ich auch atmen kann: Joo (Ja)
Um diesen Gassenhauer der finnischen Alltagssprache korrekt auszusprechen bitte einmal kurz dieser Anleitung folgen: Sprich zunächst ein einfaches „joo“. Vielleicht hast du noch nie aktiv darüber nachgedacht, aber wenn wir reden, atmen wir immer aus. Jetzt mach genau das Gegenteil: Sage „joo“, aber hole dabei Luft. Fühlt sich komisch an, klingt komisch – und gehört in Finnland zum guten Ton. Manchmal wird auch einfach nur mit dem Mund eingeatmet und ein leichtes „a“ gesprochen. Zuzustimmen war noch nie so einfach!
Monotonie: Mm, Aa
Finnisch verfügt über keine intonative Grammatik. Das heißt klassische Intonationsfragen, also Aussagen, bei denen man am Ende des Satzes mit der Stimme nach oben geht, um sie zu einer Frage zu machen, gibt es nicht. Zum Beispiel Fragen wie „Du isst nichts?“ oder „Und du studierst in Berlin?“ sind im Finnischen untypisch. Um Fragen zu bilden gibt es die Silbe -ko/-kö, die einfach ans Verb gehängt wird. Okay nicht ganz so einfach, aber das würde jetzt zu weit führen. Jedenfalls ist Intonation im Finnischen nicht bedeutungstragend, sodass sie auch einfach komplett weggelassen werden kann. Nicht immer wird, aber kann. So klingen viele Finnen dann monoton und irgendwie gelangweilt, auch wenn sie es nicht so meinen. Wo ein deutscher Gesprächspartner zum Beispiel „mhm“ sagen würde, kommt von einem finnischen Gegenüber oft nur ein kurzes „m“. Ohne Stimmerhebung oder dergleichen. Kann schon mal irritierend sein. Genauso gibt es als Nachdenksounds keine kreativen Buchstabenkombis wie „Ähm“, „Öhm“, „Ehm“, sondern eigentlich nur „Aa“.
Like, you know… Niinku!
Ähnlich inflationär wie “like” im Englischen wird niinku an allen möglichen Stellen in Sätze eingefügt, wenn man grade nicht weiß, was man als nächstes sagen will. Ebenso funktioniert auch „eli“, was man mit „also“ übersetzen könnte.
Beispiel:
„Eli siis, mennään kahvilaan ja juodaan kahvia tai niinku teetä tai jotain.”
”Also, dann gehen wir ins Café und trinken Kaffee oder irgendwie Tee oder so.“
Ich empfehle dazu ein hippes Café mit vielen jungen Gästen. Dort könnt ihr dann ja mal am Nebentisch lauschen und mitzählen wie oft oben genannte Wörter fallen! Viel Spaß dabei, pidä hauskaa!