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Oh, du Fröhliche(r)! Weihnachten mal woanders

Weihnachten. Bislang bedeutete das für mich, einige Tage am Stück Zeit mit der Familie zu verbringen und dem Alltag gemeinsam eine Pause zu gönnen. Und dann ist da noch diese besondere Weihnachtsstimmung, die die oftmals düsteren Dezembertage beinahe magisch erscheinen lässt. Zum ersten Mal bin ich an Weihnachten an einem anderen Ort als zu Hause mit meiner Familie. Doch wie ist es, das Fest der Liebe ohne seine Liebsten zu feiern? Wie zelebrieren die Kolumbianer:innen Weihnachten? Und entsteht hier 8.605 Kilometer Luftlinie entfernt von Zuhause überhaupt so etwas wie Weihnachtsstimmung?

Bereits bei der Planung meines Auslandsaufenthaltes stand fest: Dieses Jahr werde ich Weihnachten in Kolumbien verbringen! In den Weihnachtsferien der Schule nach Hause zu fliegen, stand für mich (auch aus finanziellen Gründen) nie zur Debatte. Viel zu sehr interessierte mich außerdem, wie es wohl sei, diese besinnliche Zeit einmal abseits von Heidelberg und der Familie zu verbringen. Und eines kann ich schon einmal vorwegnehmen: „Oh, du Fröhliche(r)“ aus der Überschrift bezieht sich diesbezüglich auf mich!

Weihnachsstimmung? Auf jeden Fall!

Ich persönlich mag das Ambiente rund um die Weihnachtszeit. Auch daher stellte ich mir ab November immer mehr die Frage, ob und wie bei 35 Grad und Blick aufs Meer Weihnachtsstimmung aufkommen kann. Hinsichtlich des Stellenwerts von Religion in Kolumbien wird jedoch schnell klar, dass „Navidad“ hier mindestens genauso wichtig wie in Deutschland ist: Denn rund 90 Prozent der Kolumbianer:innen sind praktizierende, katholische Christ:innen. Und so war hier seit Mitte November die gesamte Stadt Barranquilla in weihnachtliche Dekoration und Lichter gehüllt – gefühlt sogar deutlich mehr als in Deutschland.

Drei grüne Weihnachtsbäume aus Lichtern stehen in einer Fußgängerzone
In der gesamten Stadt, aber vor allem an der Uferpromenade ist Barranquilla mit bunten Lichtern geschmückt.

Und dennoch: Aufgrund der hohen Temperaturen kam es mir lange Zeit etwas absurd vor, dass hier in ein paar Wochen Weihnachten vor der Tür stünde. Ab Mitte Dezember hörte man dann auf den Straßen immer mehr Weihnachtsmusik und auch der Tag der kleinen Kerzen (Día de las velitas) sorgte dafür, dass bei mir zum ersten Mal so richtig das Gefühl von Weihnacht aufkam. Spätestens beim Weihnachtskonzert der Schüler:innen meiner Schule und Plätzchen backen mit Freund:innen kam endgültig Vorfreude auf.

Plätzchen auf einem Teller.
Ein bisschen Heimat. Deutsche Weihnachtsplätzchen backen mit Freund:innen.

Ich habe realisiert, dass Weihnachtsstimmung unabhängig vom Wetter entstehen kann. Und dennoch hat ein Wochenendtrip ins vergleichsweise kühle Bogotá endgültig dafür gesorgt, dass ich bereit für die Weihnachtszeit war. Die Hauptstadt liegt auf 2.640 Metern und wird aufgrund ihrer jährlichen Durchschnittstemperatur von 14,3 Grad Celsius häufig auch als der Kühlschrank (esp.: la nevera) Kolumbiens bezeichnet. Und ich kann sagen: Es ist etwas anderes, geschmückte Stadtviertel in Jacke und langer Hose (in Bogotá) als in T-Shirt und Flip-Flops in Barranquilla anzuschauen. Auch deshalb hatte ich mich dazu entschieden: Ich wollte Weihnachten in diesem Jahr eher im etwas kühleren Landesinneren verbringen und nicht am Strand. Auch wenn das natürlich eine einmalige Gelegenheit gewesen wäre.

Kurios: Hier verbringe ich Weihnachten!

Neben dem Klima, war der Hauptgrund, warum ich Weihnachten nicht in Barranquilla sein wollte, jedoch ein anderer. Kolumbianische Freunde aus Deutschland hatten mich dazu eingeladen, Weihnachten bei ihrer Familie in Kolumbien zu verbringen. Diese wohnt in Bucaramanga, was in etwa zwischen Barranquilla und Bogotá liegt. Perfekt – denn einerseits ist hier das Klima etwas frischer als in Barranquilla und andererseits hatte ich so die Chance, ein kolumbianisches Weihnachten ganz authentisch mitzuerleben. Was kurios an dem Ganzen ist: Ich würde nun Weihnachten mit den Eltern meiner Freunde feiern. Natürlich ohne meine Freunde, denn diese leben in meinem Geburtsort in Deutschland und verbringen dort die Feiertage.

3 Personen schauen in die Kamera während sie Kartoffeln schälen
Ich verbringe Weihnachten bei einer kolumbianischen Familie – zum ersten Mal nicht in Deutschland.

Mein kolumbianischer Heiligabend

Weihnachten begann für mich in diesem Jahr bereits am Vorabend des 24. Dezembers. Am Nachmittag des 23. verteilten die Mutter meiner Freunde und ich zuvor gekaufte Geschenke an bedürftige Kinder aus dem Dorf. Anschließend besuchten wir den Gottesdienst bevor es wieder nach Hause ging. Der 24. Dezember begann dann ähnlich wie zu Hause eher gemütlich. Nach dem Frühstück zum Sonnenaufgang nutzte ich den Vormittag, um mit meiner Familie und Freund:innen zu telefonieren. So hatte ich das Gefühl, zumindest ein bisschen näher bei ihnen zu sein und startete umso glücklicher in die zweite Hälfte des Tages. Diese begann mit gemeinsamem Kochen, wobei ich neben dem vielen kolumbianischen Essen auch einen deutschen Kartoffelsalat für den Abend beisteuern konnte. Zum Mittagessen gab es Lasagne bevor wir uns zu einem gemeinsamen Spaziergang aufmachten, wobei wir uns noch besser kennenlernen konnten. Denn bislang kannte ich die Eltern meiner Freunde erst seit 24 Stunden. Und dennoch gaben sie mir schon nach einem Tag das Gefühl, Teil der Familie zu sein, danke!

Drei Personen sitzen am geöffneten Fenster. Im Vordergrund eine Krippe.
Was ich vorher nicht wusste: In Kolumbien wird die Geburt Jesu in der Nacht des Heiligabend mit einem Feuerwerk gefeiert. Hierauf hatte ich die perfekte Aussicht!

Im Anschluss daran gingen wir zu einer Tante, bei deren Familie wir den Heiligabend verbringen würden. Zu lauter Musik und gemeinsamen Tanz gab es gegen sechs Uhr das erste Abendessen: Tamal, eine in Bananenblätter eingehüllt gedämpfte Maismasse, die unter anderem mit Käse gefüllt wird.

Essen auf einem Teller. Maismasse in Bananenblätter verpackt
Tamal: mein kolumbianisches Lieblingsessen, das je nach Region etwas anders schmeckt.

Im Anschluss daran erfolgte die Bescherung und dann hieß es Warten. Warten auf das Feuerwerk um Mitternacht. Feuerwerk? Ja, denn hier in Kolumbien ist es Brauch, dass neben Silvester auch in der Weihnachtsnacht die Geburt Jesu mit Raketen, Lichtern und Musik gefeiert wird. Das daran anschließende gemeinsame Essen ging dann weit über den berühmten Mitternachtssnack hinaus, denn es gab unter anderem die zuvor zubereiteten Salate, Obstplatten, Fleisch, Kuchen und frische Säfte. Was ein Heiligabend!

Eine schöne Erfahrung!

Weihnachten in einer neuen Umgebung zu feiern, ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Ich bin froh darüber, diese Erfahrung gemacht zu haben – auch wenn ich natürlich ebenso gerne bei meiner Familie in Deutschland gewesen wäre. Ich durfte eine neue Perspektive auf das Fest der Liebe einnehmen und habe dabei vor allem eines gelernt: Weihnachten ist ein Gefühl und mit den richtigen Menschen kann man an diesen Tagen überall eine tolle Zeit haben.

Person sitzt am Lenker eines Autos, Blick in Fahrtrichtung.
Am ersten Weihnachtsfeiertag ging es dann zu einem Ausflug in die Berge – gemeinsam mit meiner neuen Ersatz-Familie und meinem Weihnachtsgeschenk am Steuer: einem Poncho.

Und hinzu kommt, dass die Weihnachtstage in Kolumbien überraschenderweise gar nicht so anders sind als in Deutschland; insofern man das nächtliche Feuerwerk mal ausklammert. Wenn du also die Gelegenheit hast, Weihnachten am Ort deines Auslandssemesters zu verbringen, kann ich dir nur raten, es auszuprobieren. Denn für mich war es eine einmalige und schöne Erfahrung.

Hast du Weihnachten bereits in einer völlig neuen Umgebung gefeiert? Oder Fragen zu meinem Auslandandsaufenthalt? Dann schreib mir gern hier in den Kommentaren oder direkt auf Instagram.

Tim

Hast du noch Fragen?

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